Schattenbild (Sonett)

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Walther

Mitglied
Schattenbild


Ich war es, der Dich aus der Ferne grüßte,
Mein Schattenbild entfloh aus fremder Welt,
Ich kam und ging und war nicht mal bestellt:
Denn was ich hinterließ, ist leere Wüste.

Es war mein Schrei, der aus dem Echo gellt.
Und glaube nicht, dass ich nicht alles wüsste!
Ich segelte entlang der schroffen Küste
Und flog im Holländer am Himmelszelt:

Ich war Pirat der niedrigsten Gelüste.
Mein Herzgesicht ist widerlich entstellt.
Es war die Todesbraut, die mich früh küsste,

Als ich durch bösen Sturm und Hagel düste:
Du bist mein Licht, abseits von Ruhm und Geld,
Mein Trost, der selbst mein Scheitern mir versüßte.
 
M

Marlene M.

Gast
das ist ein tolles Werk, lieber walter, an dem man noch ein wenig feilen müsste.
Die Aussage, der ewige Schatten des Selbst, dass alles, was man tut, auf einen zurück fällt, ist sehr gut beschrieben.
Mir fällt dazu ein Mann ein, der seinen Weg egoistisch ging und seine Geliebte nicht "mitnahm".
Er fand eine andere, die Todesbraut, die ihm das Leben versüßte, ihm aber doch die Schuldgefühle nicht nehmen konnte.
Todesbraut wurde sie, weil sie die andere Beziehung zerstörte.

Im Sonett sind einige Stellen, die ich gerne markieren und verbessern würde, wenn du magst. Zeile 1 schon:
Das Ich soll betont werden, ist es aber nicht durch die Metrik.
Ich war es, der Dich aus der Ferne grüßte,
Mein Schattenbild entfloh aus fremder Welt,
besser:
mein Schattenbilkd entfloh aus fremder Welt
und grüßte dich...
es sei denn, dass du bereits hier differenzieren willst zwischen dem Schatten-ich und dem wahren Ich...
Wenn du willst, schreibe ich noch mehr, aber ich bin mir nicht sicher, ob du es willst.
Aus diesem Werk könnte man ein sehr gutes Sonett machen...
LG von Marlene
 

Walther

Mitglied
Lb. Marlene,

gegen Vorschläge bin ich durchaus nicht immun,;) bitte aber zu beachten, daß die Architektur des Sonetts gewahrt bleiben muß. Darauf lege ich in diesem Fall einigen Wert. Es war schwer genug, das lesbar in dieser Form zu gestalten, ohne daß der Eindruck vermittelt wird, hier erschlüge die Form den Inhalt.

Danke für Deine Vorschläge im Voraus. Ich bin schon ganz gespannt. :)

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Walther -

gefällt mir, aber

Es war mein Schrei, der aus dem Echo gellt.

Vght. + Ggwt.?

IST es nicht der Schrei, der aus dem Echo gellt...?
Oder war er es, der gellte...?
Einfacher ist sicher die 1. Version ins Gedicht einzupassen...

Und - "düste" - ist zwar witzig, passt aber nicht zum restlichen Sprachstil, des Gedichts - das kommt mir sonst wenig humorig rüber? Da würd ich was anderes suchen...

Vielleicht:

[blue]und heut noch küsst, wenn ich mich tapfer rüste -[/blue]
Du bist mein Licht (...)

LG, Rhea
 

Paloma

Mitglied
Hallo Walter,

mir gefällt Dein Sonett sehr gut. Habs jetzt mehrmals gelesen und nix zu meckern. Ich würde es genauso lassen.

Liebe Grüße
Paloma
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo Rhea,
viel Spaß beim Präsens, Perfekt und Präteritum (sogar Plusquampwerfekt):

Ich stand an der Tür und habe nachgedacht, als diese
auch schon auffliegt und mich zu Boden stößt. Der Mann
der hereingekommen war, würdigte mich keines Blickes,
ist einfach so weitergegangen; und ich liege am Boden,
die Hand am nutzlosen Messer - hier unter der linken Achsel.

LG :) Ivor
 

HerbertH

Mitglied
Du bist mein Licht, [red]abseits[/red] von Ruhm und Geld,
Hallo Walther, da ich "abseits" auf der ersten Silbe betone,
holpert es hier ein wenig.

Vielleicht fällt Dir ja hier noch etwas anderes ein :)

Inhaltlich gefällt es mir gut.

lG

Herbert
 

Walther

Mitglied
Schattenbild


Ich war es, der Dich aus der Ferne grüßte,
Mein Schattenbild entfloh aus fremder Welt,
Ich kam und ging und war nicht mal bestellt.
Und, was ich hinterließ, ist leere Wüste.

Es war mein Schrei, der aus dem Echo gellt.
Und glaube nicht, dass ich nicht alles wüsste!
Ich segelte entlang der schroffen Küste
Und flog im Holländer am Himmelszelt:

Ich war Pirat der niedersten Gelüste.
Mein Herzgesicht ist widerlich entstellt.
Es war die Todesbraut, die mich früh küsste,

Als ich durch wilden Sturm und Hagel düste:
Du bist mein Licht, abseits von Ruhm und Geld,
Mein Trost, der selbst mein Scheitern mir versüßte.
 

Walther

Mitglied
Lb. Herbert,

selten bezweifle ich Deine Einträge, hier schon. :)

(1) Das Abseits (Fußballregel) wird in der Tat, wie Du schreibst, betont.

(2) Ich stehe abseits, im Sinn von entfernt, wird aber auf der zweiten Silbe betont.

Daher ist meine Betonung korrekt, denke ich.

Danke und Gruß W.

Lb. Rhea_Gift,

der Schrei ist bereits geschrien worden, wenn das Echo gellt, denn jenes kommt eindeutig später. ;)

Danke und Gruß W.

Lb. Ivor,

das mit den Zeiten ist eine komplexe Angelegenheit. :D

LG W.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Walther,

ich betone weder das Abseits noch abseits auf der zweiten Silbe. Ist das ein mundartlicher Unterschied?

lG

Herbert
 

Walther

Mitglied
Schattenbild


Ich war es, der Dich aus der Ferne grüßte,
Mein Schattenbild entfloh aus fremder Welt,
Ich kam und ging und war nicht mal bestellt.
Und, was ich hinterließ, ist leere Wüste.

Es war mein Schrei, der aus dem Echo gellt.
Und glaube nicht, dass ich nicht alles wüsste!
Ich segelte entlang der schroffen Küste
Und flog im Holländer am Himmelszelt:

Ich war Pirat der niedersten Gelüste.
Mein Herzgesicht ist widerlich entstellt.
Es war die Todesbraut, die mich früh küsste,

Als ich durch wilden Sturm und Hagel düste:
Du bist mein Licht, weit weg von Ruhm und Geld,
Mein Trost, der selbst mein Scheitern mir versüßte.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hm - also ich les es mehr wie ne Feststellung, nach dem Motto - jetzt das Echo - was hör ich da jetzt noch - den Schrei, der im Echo noch gegenwärtig ist/gehalten wird - es ist mein Schrei, der (jetzt noch) aus dem Echo gellt, weniger wie nen Nacheinanderablauf einfach nur... der Grammatik bin ich (dies auch an Yvor) mächtig genug, um zu wissen, dass es als bloße Abfolge so korrekt ist - hatte es aber tiefsinniger gedacht wohl als gemeint :D

Na denn - halt nur Abfolge und somit dann okay (auch wenn ich es anders reizvoller fände - aber dat halt mal wieder subjektiv...)

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
Und ma nur für Yvor:

ich schreie, der Schrei ist laut und war dir gewidmet, bevor ich erkannt hatte, dass du es nicht wert bist, ihn zu vernehmen - und doch hoffe ich, er gellt in deinem Ohr, wird noch gellen, wenn ich schon längst die Tür zugeschlagen habe und du mit deiner Nase davor stösst - den deinen werde ich nicht mehr hören und deinen Namen längst vergessen haben :D

Sprache ist komplex - richtisch... :D

LG, Rhea :)
 



 
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