Schattendasein

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Dany

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Schattendasein

Kalt und grausam kann er sein,
der Sonne gnadenloser Schein.
Wirft Hohn und Spott auf dunkle Schatten,
und lässt sie in dem Licht ermatten.

Eingesperrt im tiefsten Kerker
trifft der Brand sie nur noch härter.
Winden sich in düstren Ecken.
Letzte Hoffnung: sich verstecken.

Leise schluchzt der kleine Schatten,
zwischen feuchten, kalten Platten.
Doch der Fels kann ihn nicht schützen
vor den grässlich hellen Blitzen.

Zwingt das Licht ihn aus den Spalten.
Sagt, er solle sich entfalten.
Darf nicht mehr im Schwarz verweilen.
Muss sofort nach draußen eilen.

Grell und böse lacht der Schein:
„Wie jämmerlich! Und ganz allein?“
Und dann spricht das fiese Licht:
„Ich schenke dir jetzt ein Gesicht.“

„Ein Geschenk? Wie lieb von dir.“
sagt der Schatten zum Vampir,
der sich still ins Fäustchen lacht.
„Eile dich. Es wird bald Nacht!“

Voller Hoffnung traut er blind,
wie ein naives kleines Kind.
Blickt empor zu dem Präsent.
Schweigsamkeit füllt den Moment.

„Dieser Mensch gehört jetzt dir,
und du hängst für immer hier.“
Spricht der Schein und lacht gemein.
Weiß er um des Schattens Pein.

Geblendet von des Menschen Blick,
glaubt der Schatten sich im Glück.
Will ihn lieben und berühren,
doch kann jener es nicht spüren.

Sieht der Mensch doch nur das Licht
und seinen eigenen Schatten nicht.
Wüsste er um dessen Pein,
wär der Schatten dann allein?

Doch so lebt das dunkle Wesen
eingesperrt vom Glanz des Bösen.
Kann nicht fliehen, kann nicht schreien,
kann sich nicht vom Mensch entzweien.

Bleibt auf Ewig angekettet,
und vom Hoffnungslicht verspottet.
Und so bleibt ihm nur die Qual.
Denn seiner Lichtgestalt ist er egal.

Nur des Nachts kann er entfliegen
und behutsam bei ihm liegen.
Doch sobald der Tag sich zeigt
ist der Mensch ihm abgeneigt.

Letztlich fügt der Schatten sich
seinem Schicksal, ewiglich.
Und der Mensch, er sieht es nicht,
wie sein Schatten dran zerbricht.
 



 
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