Schiffchen Spielstein

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Alpha

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Als das Schiff den Anker einholte, galt das Wetter als berechenbar. Die Sonne schien, die Briese trug sanft den Geruch des Meeres. Es sollte so bleiben.
Das Meer trug seinen Gast schaukelnd in Richtung Zielhafen. Der Wind spielte zwischen den Masten und schlug kleine, tanzende Wirbel. Die Wellen erhoben sich in langgezogenen Wogen und teilten sich kitzelnd am Bauch des Schiffes.

Aber das Wetter ist nicht berechenbar. Und das Meer duldet nicht jeden Gast. Das Schiff war zur falschen Zeit unterwegs, als die Launen wechselten. Der Wind holte tief Luft. Wolken zogen auf, mit aufgeblähtem Bauch. Das Meer wurde lauter, flüsterte vom Tod. Die Wellen wuchsen und trommelten dumpf an das Schiff, bespuckten es mit Gischt, das Meer zischte seinen Unmut.
Die Leinen der Segel knarrten unter der Spannung, wurden unterwürfiger Diener und zogen das Schiff nach dem Befehl des Windes.
Der Gast war unterlegen. Nur noch ein Objekt, ein Stein auf dem Spielbrett der Gewalten. Das Ziel spielte keine Rolle mehr. Das Ziel war es, ziellos zu enden.

Das Schiff war alleine, umgeben vom Dröhnen. Vom Fluch des Windes und dem Schrei des Meeres. Die Leinen der Segel wurden dünn, der hölzerne Rumpf rammte zwischen den Wellenbergen entlang, bis zur Erschöpfung.
Ein Knall, ein lautes Bersten und Zersplittern unterbrach für einen kurzen Moment das Todeslied der Gewalten. Masten brachen, Segel lösten sich, Leinenfetzen malten helle Flecken aufs schwarze Meer. Das Wasser schluckte das Holz. Das halbe Schiff, große Teile, Holzsplitter. Der Hunger war groß, die Portionen egal. Übrig blieben nur Krümel und ein beschmutztes, zerissenes Leichentuch...
 



 
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