Schlacht im Supermarkt

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loussi

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Schlacht im Supermarkt

Montag, der 26. Juli. ALDI informiert: Superspider-Fitnessgerät 99 Euro. Die ALDI-Kunden wissen: Spitzenqualität zu Tiefstpreisen - Der Superspider, sozusagen der Ferrari unter den Spidern, fast geschenkt!
Bereits am Sonntagabend tauchen die ersten Interessenten vor dem Laden auf. Einige mit grünen Schlafsäcken unterm Arm. Andere sogar mit den blau-silbernen Iglu-Zelten, alles Sonderangebote der letzten Woche. Die randvoll gefüllten Picknickkörbe sind vom Konkurrenten, der Inhalt hingegen stammt wiederum von ALDI. Im Laufe der Nacht stoßen neue Kunden dazu, eingehüllt in Wärme- und Kälte schützende Trekkinganoraks (zwölf Euro am letzten Donnerstag). Sie klappen ihre Outdoor-Sitze auf (ebenfalls an jenem Donnerstag zum Sonderpreis). Die Stimmung ist gedämpft, abwartend. Einziges Gesprächsthema: Der Superspider! Kurz nach Sonnenaufgang treffen nach und nach weitere Kunden ein, ausgestattet mit orange-blauen Sonnenschirmen (zwei Euro fünfzig am vorletzten Dienstag). Es ist immerhin Mitte Juli, es könnte schon am frühen Morgen sehr heiß werden. Vermutungen werden aufgestellt, wie viel Superspider wohl vorhanden sind. Über eines ist man sich klar: Sie werden nicht für alle reichen. Ein pensionierter Oberstudienrat schlägt vor, Nummernzettel in der Reihenfolge des Eintreffens zu vergeben.
Als gegen acht Uhr der Geschäftsführer und die beiden Kassiererinnen eintreffen, wobt der Parkplatz vor Menschen, auffällig viele Dicke darunter. Die Angestellten ziehen es vor, durch den Entlüftungsschacht in den Discount-Markt zu gelangen.
Kurz vor neun trommeln die ersten ungeduldig auf Türen und Fensterscheiben. „Auf-ma-chen!“ skandiert die Menge. Im Innern des Ladens wird angesichts der Bedrohlichkeit der Situation ausgelost, wer die Eingangstür aufschließen muss.
Die Eingangstür öffnet sich, zwei Dicke drängen rücksichtslos nach vorne, setzen zum Sturm an, bleiben aber ob ihrer Körperfülle im Türrahmen stecken. Die Menschenmasse drängt mit solcher Kraft nach, dass die beiden Dicken aus dem Türrahmen gepresst werden und zu Boden stürzen. Die Menge stürmt über sie hinweg, einige stolpern, fallen hin, werden gnadenlos niedergetrampelt. Die Seitenmauern des Gebäudes halten dem Druck nicht Stand, bersten mit lauten Donnerschlägen auseinander. Das Dach bricht ein. Diejenigen, die immer noch auf dem Parkplatz stehen, nutzen die Gelegenheit aus, über die Mauerreste seitlich in den Laden zu invasionieren.
„Was? Nur ein Superspider da!“ schreit einer, der es nach vorne geschafft hat.
Die Kunde verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Unmut, Ärger und Enttäuschung schwellen zu einem gewaltigen Chor an. Jeder will ihn, den einzigen Superspider zu 99 Euro.
Fäuste werden geschwungen, Sonnenschirme, Einkaufstaschen. Einige, die dem Tisch mit den Teflonpfannen und den Töpfen am nächsten sind, ergreifen das Kochgeschirr, schlagen damit wild um sich, andere schnappen sich die Küchenmesser im Dreierpack. Eine Massenschlacht ist im Gange .....
Nur wenige Minuten später liegen alle am Boden, tot oder lebendig, schreiend, stöhnend, röchelnd, schweigend.
Bis auf einen!
Dieser bahnt sich hartnäckig den Weg über die Menschenleiberberge hin zum Superspider. Fast schon kann er ihn berühren! Er wähnt sich auf der Höhe seines Glücks!
In diesem Moment tönt ein Schuss! Herein reitet hoch zu Ross der schwergewichtige Polizeipräsident persönlich. „Rühren Sie sich nicht von der Stelle! Sie sind verhaftet!“ Das Pferd, unter der Last ächzend, stakst unsicher über das Gebirge von Toten und Verletzten. Endlich am Superspider rutscht er vom Pferd, legt dem Beinahbesitzer Handschellen an, besteigt den Superspider. Besitzerstolz blitzt aus seinen Augen.
 
Für den ersten Wurf nicht schlecht, auch finde ich die Idee gut, dem Ganzen fehlen aber ein paar wichtige Zutaten, ohne die der Text meines Erachtens relativ wenig humorvoll ist. Es fehlt mir die persönliche Note. Der Text ist zu sehr aus der Perspektive - von wem eigentlich? - geschrieben. Es fehlt mir die Persönlichkeit.

Humor wirkt vor allem, wenn Du einerseits konkreter auf Charaktere eingehst und nicht zu allgemein bleibst. Konzentriere Dich auf und benamse ein paar Personen, stelle sie uns vor. Erwähne deren Eigenheiten, die dann im Verlauf der Handlung unweigerlich zu der Aktion führen, die zusammen dann das Desaster ergibt.

Andererseits bringe Dich persönlich (oder Dein Alter Ego) als Person ein, die natürlich auch ihre Schwächen hat. Du darfst Dir beim Humor nicht zu würdevoll und stolz sein. Verlier Deine Würde, Deinen Stolz, und dann hast Du Humor. Nimm Dich nicht zu ernst. Das vermeidet auch, dass Du Dich über andere lustig machst, und zu überheblich wirkst.

Ich würde den Text nochmals umschreiben, und das aus Deiner oder der Perspektive eines Hauptcharackters schildern. Nimm Dir ein paar Bekannte oder Verwandte als Vorbild, die als gute Protagonisten - natürlich überzeichnet - für Deine Geschichte herhalten könnten. Werde dabei aber nicht beleidigend.

Marius
 



 
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