Schlaflos

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Anysa

Mitglied
Schlaflos

Da lieg ich nun und horche auf seine Atmung. Ja, jetzt! Jetzt ist endlich ruhig. Ich mach die Augen zu und drehe mich in meine Prima-Einschlaf-Position. Meine Atmung verlangsamt sich und ich döse ein.

Dann ist es wieder da. Mit einem Ruck öffne ich die Augen und bin wieder hell wach.
„Das kann doch nicht wahr sein“, schimpfe ich leise. Ich setzte mich auf und blicke zu dem Unruheherd. Der Mann, der gerade ein ganzes Sägewerk beschäftigt, schläft selig ruhig. Beim einatmen gibt er ein tiefes Grollen von sich. Es klingt wie ein kaputter Auspuff, wenn zuviel Gas gegeben wird. Seine Nasenlöcher ziehen sich zusammen, so dass seine Knollnase noch eigenartiger wirkt. Läßt er die Luft wieder hinaus könnte man denken, eine Dampflokomotive habe gerade ihren Signalton von sich gegeben. Die Nasenflügel beben ehrfürchtig, bevor sie sich wieder mit aller Macht zusammen ziehen.
In ruhiger Eintönigkeit schaue ich mir dieses Schauspiel eine Weile an. Dann beschließe ich, etwas zu unternehmen. Zuerst halte ich ihm die Nase zu. Es geschieht in den ersten Sekunden gar nichts. Dann kommt aber plötzlich seine Hand hervorgeschnellt und schlägt meinen Arm beiseite. Schmatzend beschwert er sich über diese Ruhestörung, dreht sich auf den Bauch und schläft weiter.

„So ein Mist“, fluche ich, dreh mich um und versuche erneut zu schlafen. Meine Atmung wird flacher, die Glieder werden schwerer und ich entschwinde allmählich in einen Traum. Kaum bin ich eingeschlafen, ist das Grollen wieder da. Sofort öffne ich die Augen und setze mich wütend hin. Du Arsch, denke ich nur und schüttle ihn.
„He, was soll das?“, bekomme ich als Antwort. „Du schnarchst. Hör sofort auf damit.“
„Ich habe noch nicht einmal geschlafen“, klingt es gedämpft unter der Decke hervor. Mein Herzschlag beschleunigt sich, Wut steigt in mir hoch.
„Doch, hast du. Du schnarchst, das sich die Balken biegen!“
„Wir haben gar keine Balken“, klingt es schläfrig von der anderen Seite des Bettes.
„Das meine ich nicht“, antworte ich ihm erbost. „Du schnarchst so laut, das ich nicht schlafen kann.“
„Du kannst auch nicht schlafen, wenn ein Floh hustet oder ein Staubkorn zu Boden fällt. Also beschwer dich nicht bei mir!“
„Also...“, ist alles, was ich darauf sagen kann. Er dreht sich zu mir um. „Schlaf jetzt und mach nicht die Nacht zum Tag.“
Darauf gibt es für mich nichts zu erwidern. Wie lange mach ich das jetzt schon mit? Auf jeden Fall zu lang. Manche Nächte sind ja weites gehend sägewerkfrei. Aber diese Nacht nicht.
Er deckt sich zu und schläft wieder ein. Ich sitze eine Weile im Bett, um mich wieder zu beruhigen. Sein gleichmäßiger Atem ist fast geräuschlos. Über Minuten hinweg ist kaum etwas zu hören. Ja, das ist vielleicht meine Chance.

Schnell lege ich mich hin, ein paar Zentimeter weiter entfernt vom Unruheherd. Ich lege die Decke über meine Ohren, mache die Augen zu und versuche zu schlafen. Doch jetzt bin ich nicht mehr müde. Zu sehr lausche ich auf seine Atmung, warte auf das Grollen eines Auspuffs und das Signalhorn einer Lokomotive.
„Das kann doch nicht wahr ein“, fluche ich leise, wieder und wieder. Immer mehr steigere ich mich hinein und ärgere mich über meinen Partner. Er kann schlafen und ich nicht.

Irgendwann kann ich nicht mehr liegen, stehe auf und gehe in die Stube. Dort nehme ich mir ein Buch und beginne zu lesen. Am Morgen danach kommt der Störenfried zu mir und reibt sich die Augen.
„Was machst du hier?“ will er wissen. Ich lege das Buch beiseite und schaue ihn grimmig an. „Was wohl, lesen.“
„Und warum schläfst du nicht?“ Zornesröte steigt mir in das übermüdete Gesicht. Die Hände zu Fäusten geballt atme ich ruhig durch, bevor ich ihm antworte.
„Rate mal. Weil du geschnarcht hast.“
„Hab ich nicht.“
„Hast du doch. Du hast einen ganzen Wald umgelegt.“ Er schaut sich um. Seine Augen bleiben an dem kalten Kamin hängen.
„Ich sehe aber kein Holz hier, sonst hättest du schon mal den Kamin anmachen können.“
Verwirrt schaue ich ihn an. „Was?“
„Naja, das Holz. Du weißt doch, Kamin und Holz ergibt Wärme. Und wenn ich soviel Holz gesägt hätte, wie du gesagt hast...“
„Weißt du was, du bist ein Arsch!“ fahr ich ihm ins Wort. Wütend stehe ich auf und gehe an ihm vorbei.
„Ich weiß“, höre ich aus der Stube klingen, bevor ich ins Bad gehe.
Im Spiegel schaue ich mich an. Die Schatten unter den Augen sind mit etwas Make Up zu beseitigen. Aber die Übermüdung, die meine Körper schlaf und gebeugt aussehen lässt, kann ich nicht mehr überdecken. Mir fehlt jegliche Kraft, Antriebslosigkeit ist mein ständiger Begleiter. Zuviel schlaflose Nächte habe ich bereits hinter mir und bin nun an einen Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gibt.
Wie stark unsere Beziehung ist wird sich zeigen, wenn wir zukünftig getrennt schlafen. Nur so gibt es eine Lösung für mich und auch für unser Zusammenleben. Mit neuem Optimismus schau ich mich im Spiegel an und nicke mir zu.
„Zieh es durch und es geht dir besser“, muntere ich mich selber auf.
Ich verlasse das Bad und begebe mich ins Schlafzimmer.
„Schatz, ich muss mit dir reden“, sage ich ernst. Er schaut mich fragend an.
„Ja?“
 
O

Orangekagebo

Gast
Das mit dem Schnarchen, okay, aber das Dein Prot. als Antwort bis früh halb sieben liest, nein.
Auch die Dialoge in der Nacht, wo sie ihn rüttelt, sind unwahrscheinlich.
Da ist er schlaftrunken, lallt irgendein zusammenhangsloses Zeug, ist aber keineswegs zu vollwertiger Konversation in der Lage.
Auch seine garstigen Reaktionen glaube ich nicht. Männer, die schnarchen, wollen das selbst nicht verstehen. Entschuldigen sich und stammeln vielleicht ein bisschen herum. Aber wenn er so reagiert,wie von Dir beschrieben, wäre er geradezu boshaft.
Auch Deine Beschreibung von dem Mann, ... so dass seine Knollnase noch eigenartiger wirkt ... zielt nicht auf Liebe hin.
Schnarchen kommt nicht von der Nase. Ist ein bronchiales Problem.
Der Plot mit der Beschreibung seiner sich zusammenziehenden Nasenflügeln ist nicht echt. Davon kommt Schnarchen nicht.

Anysa, hier musst Du noch arbeiten, wenn der Plot glaubhaft werden soll.
 

Anysa

Mitglied
Hallo Orangekagebo,

die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Geschrieben nach eben solch einer Nacht mit genau diesen Kommentaren.
Werde sie noch einmal gründlich überarbeiten.

Danke
LG Anysa
 
O

Orangekagebo

Gast
Liebe Anysa,

nicht gleich überarbeiten, bloß weil ich rumnörgle.
Wenn es genau so war, wie Du beschreibst, dann liege ich wohl falsch, aber dann liebt Deine Prot. ihren Mann nicht - so wie er beschrieben wird. Wahrscheinlich ist er dann auch nicht zum lieben und Deine Prot. sollte das Verhältnis einfach mal überdenken (und Konsequenzen ziehen):)

LG und Gute Nacht sagt Karsten
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe Anysa,

ich finde den Text recht unterhaltsam, finde, dass nicht alles logisch sein muss, auch wenn eine wahre Begebenheit zugrunde liegt.
Besonders gefällt mir die Stelle mit dem Kamin. Was ich jedoch empfehlen ist, den “Schatz” aus dem Text zu nehmen. Sie benehmen sich beide in dieser Nacht nicht so, dass dieser Begriff angebracht wäre.
Ansonsten gern gelesen.

Lieben Gruß
Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo Orangekagebo,

die Konsequenzen aus solchen Nächten sind bereits gezogen. Es wird getrennt geschlafen und da ist die Welt wieder heile.
Der Mann hat etwas sehr schwarzen Humor und die Frau lernte in den vielen Jahren, damit unzugehen.
Hat alles seine Vor- und Nachteile.


Hallo Franka,

danke für deinen Tip. Habe den "Schatz" entfernt. Freut mich, das die kleine Story dich anspricht.

Liebe Grüße an Euch

Anysa

P.S. Das Leben ist nicht immer logisch und erst recht nicht in einer Beziehung.
 
O

Orangekagebo

Gast
Das mit den getrennten Betten ist doch eine gute Idee, finde ich.

Am Ende so ungefähr:

Diesmal würde ich es durchziehen.
Getrennte Betten.
Selbst wenn das weitere Liebe kosten würde.

Nur so Gedanken.

LG, orangekagebo
 

Anysa

Mitglied
Hallo Orangekagebo,

habe deinen Ratschlag durchdacht. Meine Ende ist nun nicht mehr ganz so böse. Entspricht auch der Wahrheit. Die Bettentrennung war wirklich die Lösung. Und zum Glück hatte er auch Verständnis dafür.

LG
Anysa
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Anysa,

ich finde das überarbeitet Ende nicht gut, es ist mir zu glatt, man muss in der Literatur nicht bei der Wahrheit bleiben, wer kann (wil) das auch schon nachprüfen. Für mich hat der Text "verloren". Schade.

LG Franka
 

Anysa

Mitglied
Hallo Franka,

habe nochmal eine Nacht über mein neues Ende der Story geschlafen und denke, du hast recht. Ich wollte einen Abschluss finden, der aber in die Thematik nicht recht hinein paßt. Mit dem jetzigen Ende bin ich aber auch nicht so zufrieden. Von daher laß ich es so, bevor ich es schlechter mache. Vielleicht fällt mir noch etwas ein.

Danke und liebe Grüße

Anysa
 

Anysa

Mitglied
Hallo Frank und Orangekagebo,

habe mir ein neues Ende überlegt und hoffe, das ich die Geschichte damit zum Abschluß bringen kann.
Stell mein neues Ende erst einmal hier online und warte auf eure Kritik.
„Ich weiß“, höre ich aus der Stube klingen, bevor ich ins Bad gehe und mich für den Tag zurecht mache.
Dies würde ich nur ein wenig ändern, um den Satz anzupassen:
„Ich weiß“, höre ich aus der Stube klingen, bevor ich ins Bad gehe.
Das Ende würde wie folgt aussehen:
Im Spiegel schaue ich mich an. Die Schatten unter den Augen sind mit etwas Make Up zu beseitigen. Aber die Übermüdung, die meine Körper schlaf und gebeugt aussehen lässt, kann ich nicht mehr überdecken. Mir fehlt jegliche Kraft, Antriebslosigkeit ist mein ständiger Begleiter. Zuviel schlaflose Nächte habe ich bereits hinter mir und bin nun an einen Punkt angelangt, wo es kein zurück mehr gibt.
Wie stark unsere Beziehung ist wird sich zeigen, wenn wir zukünftig getrennt schlafen. Nur so gibt es eine Lösung für mich und auch für unser Zusammenleben. Mit neuem Optimismus schau ich mich im Spiegel an und nicke mir zu.
„Zieh es durch und es geht dir besser“, muntere ich mich selber auf.
Ich verlasse das Bad und begebe mich ins Schlafzimmer.
„Schatz, ich muss mit dir reden“, sage ich ernst. Er schaut mich fragend an.
„Ja?“
Gefällt mir etwas besser.

LG
Anysa
 



 
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