Schluss

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Vera-Lena

Mitglied
Schluss

Herr Gunkel liebt den Sonnenschein,
Klein-Lieschen und den Skatverein.

Jedoch zuletzt, zuallerletzt,
als schon die Karten abgewetzt,
die Sonne irgendwie verdunkelt,
und Gunkel nicht mehr richtig gunkelt,
hat er Groß-Lieschen nicht erkannt.

Sie streichelt seine dürre Hand
und gunkelt ihn so hin und her,
er ist ja nicht mehr allzu schwer.
Verdächtig feucht ihr Auge funkelt,
ach Väterchen, hast ausgegunkelt.
 
H

Harald

Gast
„Sie streichelt seine dürre Hand ...“

Liebe Vera-Lena!

Es ist Schluss. Wie Du sagst, es ist jetzt Schluss.
Was weiter geht ist nur ein Anfang vom Ende. Ein ewiger Gunkel. Ob Klein- oder Groß-Lieschen – es gunkelt sich dem Ende zu.

Du alter, du ewiger Gunkel –
Im Funkeln der Sterne
Ein ewig Gemunkel
Um Nähe und Ferne
Von Leben und Tod.


Liebe Grüße
Harald
 

Vera-Lena

Mitglied
Das wie...

Lieber Harald,

ja einmal gunkelt es sich dem Ende zu, und es mag so sein, wie Du sagst, dass unser Name auf ewig in den Sternen festgeschrieben ist, möglicherweise in wechselnden Versionen, aber wie wir gelebt haben und auf welche Weise es zu Ende gegangen ist, und ob uns jemand dabei geholfen hat oder nicht, ich denke, das ist doch auch von großer Bedeutung.

Schön, dass Du noch ein Reimwort auf "unkel" gefunden hast. "Unkel" heißt übrigens ein kleines Städtchen am Rhein.

Morgen ist in Deutschland Muttertag. Vielleicht habe ich deshalb dieses Gedicht auf einen Mann geschrieben, da muss mein Trotzkopf mal hervorgekommen sein.

Danke für Deine Antwort und den Hinweis auf das Ewige!

Einen schönen Muttertag kann ich Dir nun schlecht wünschen.
Ich hoffe, dass die Kälte bei Euch endlich nachlässt.
Einen schönen Sonntag also!!!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
viel brauche ich nicht mehr zu sagen, denn Dein Gedicht
spricht für sich, aber eines möchte ich noch sagen und zwar
daß dieses Gedicht so heiter-nachdenklich ist, so leicht,
trotz der Melancholie darin, daß es eine wahre Freude ist, dieses Werk zu lesen.
"Ausgegunkelt" - welch eine schöne Wortschöpfung fürs
Lebensende.....
Mir gefällt es ganz ausgezeichnet!!!!!! :)

Dir einen schönen Muttertag
und ganz liebe Grüße
Irene;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

so habe ich es auch gemeint, dass dieser Mensch heiter gelebt hat und sanft sterben konnte, als es nun mal an der Zeit war.

Wie schön, dass es so bei Dir angekommen ist!!!
Danke für Deine liebe Antwort!:)
Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich Dir.:)
Meine Kinder sind heute alle bei den jeweiligen Schwiegereltern und erst am kommenden Wochenende bei mir.

Mit ganz lieben Grüßen
Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Vera-Lena,
ich bin leider eine blasse Kommentatorin und - bevor ich mich in ungelenken Worten verstolpere - schicke ich ganz einfach ein Danke zu Dir. Ich lese, verstehe und grüße Dich herzlich
Inge Anna
 

Vera-Lena

Mitglied
Freude

Liebe Inge Anna,

mit Freude habe ich Deine Antwort empfangen, und ich sende Dir ebenfalls die herzlichsten Grüße.:

Vera-Lena
 

Jongleur

Mitglied
unkel-Wörter

Hallo Vera-Lena,

ein ernstes Thema heiter verpackt, leicht-sinnig im besten humorvollen Sinne. Schön. Das gefällt mir.

Darf ich Dir noch ein rheinisches unkel-Wort der fünften Jahreszeit schenken?
s c h u n k e l n
Und dann noch das zum Dunkeln sprichwörtliche
M u n k e l n

;)

Nein, nein soll nicht in dieses Gedicht hinein!
Es würde dann zu grobschlächtig, Richtung humba-humba ...

Grüße vom Jongleur
 

Vera-Lena

Mitglied
richtig, richtig

Schunkeln und munkeln, na klar, die gibt es ja auch noch.

Heute morgen habe ich alle Wörterbücher durchgekramt, die ich besitze, Duden, Fremdwörter, Dialektwörter, Wörterbuch nach Sachgruppen, um das Wort "Gunkel" zu finden. Fehlanzeige, das gibt es nicht. Ich glaube es zwar immer noch nicht, aber ich muss es erfunden haben.
Hätte der Mensch "Meier" geheißen, dann hätte es sich "ausgemeirt". Aber das Wort ausgemeirt gibt es ja mit seiner festgelegten Bedeutung von alles herausgeklagt haben.

Naja, Dank an meine Muse. Sie hat es wieder gut mit mir gemeint.

Ich freue mich über Dein Wohlgefallen an diesem Text und sage auch Dir Dank für Deine Antwort.:)

Noch einen schönen Abend wünscht Dir mit lieben Grüßen
Vera-Lena
 

Jongleur

Mitglied
sächsisch-thüringisches Konsonant-Weichklopfen??

Hallo Vera-Lena,

vielleicht kann man dem Gunkel augenzwinkernd, weil er selbiges ja verstehen würde, doch noch eine Wortnähe unterbreiten?

Im etymologischen Wörterbuch ist das Wort "Kunkel" zu finden, ich schreib mal ab:

Kunkel f. Zu lat. colus "Spinnrocken" gehört als Verkl. volkslat. *colucula und (indem l vor l in n ausweicht) concula, das in ital. conocchia, frz. quenouille fortlebt und aus dem über volkslat. *cun(u)cella, *cocella das gleichbed. air. cuicel (mit bret. kegil, kigel, kymr. cogail, akorn. kigel) entlehnt ist. Dem Roman. entstammt ahd. chonachla, chunch(a)la, mhd. kunkel, nnl. konkel.
K u n k e l ist ein Wort des dt. Südens und Westens geblieben, gegen östliches und nördliches R o c k e n abgegrenzt.

Nu stell Dir also vor, einem Sachsen oder Thüringer mit der Neigung, die harten Konsonanten P, K, T weichzuschleifen
(Paket - Baget / Krüge - Grüche etc.), kommt der Kunkel unter, der würde ihn doch glatt zu Gunkel oder Gungel glattgunkeln ....

;)

Jongleur
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Jongleur,

Du bist ein Ass! Das war das Wort, nach dem ich gesucht hatte. Ich wußte auch, dass irgendwo ein "k" drin vorkam und dass es etwas mit dem Spinnen zu tun hat. Aber in meinem Sachwörterbuch war nur "Rocken" erwähnt. Da habe ich es dann aufgegeben.
Nichts Schlimmeres, als wenn man immer dicht davor steht, aber es fällt einem nicht ein.
Ja, Kunkel. Als Kind muss ich dieses Wort gelesen haben vielleicht bei Johanna Spyri, wer weiß.
Dass es da räumlich Unterschiede gibt, wusste ich nicht. Jedenfalls jetzt weiß ich, dass mir noch ein Wörterbuch fehlt. Danke!!!

Ja, Du hast recht in den Weichmacherregionen würde es dann Gunkel heißen.

Auch die immer gleichbleibenden Bewegungen beim Spinnen haben mich wahrscheinlich darauf gebracht.
Kunkel ist ein Holzstab, auf den die Fasern aufgebracht werden, die dann versponnen werden sollen.

Tausend Dank!!! :)
Vera-Lena
 
H

Harald

Gast
Liebe Vera-Lena!

In Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“ kommt auch eine Kunkel vor, als Hausdame bei einem Millionär. Vielleicht war es die?

Der Name Gunkel ist übrigens in Wien als exklusive Mode- und Schneidermarke alteingesessen und sehr bekannt. Das Auftrittslied des Herrn von Lips in Nestroys „Der Zerrissene beginnt:

Ich hab´ fünfzehn Anzüg´, teils licht und teils dunkel,
den Frack und die Pantalons – alles von Gunkel!
Wer mich anschaut, dem kömmet das g´wiss nicht in Sinn,
dass ich trotz der Garderob´ ein Zerrissener bin.


Liebe Grüße
Harald
 

Vera-Lena

Mitglied
Spitze

Lieber Harald,

das ist ja super!

Da siehst Du mal, was in unserem Unterbewusstsein so alles herumwuselt. Ich habe, glaube ich, "Drei Männer im Schnee" verfilmt gesehen. Den Nestroy habe ich mal angelesen als junges Mädchen. Ja, dieser Speicher, den man da hat, was der alles hergibt.
Aber Dein bewusstes Gedächtnis ist schon ungewöhnlich.

Danke für Deine interessanten Hinweise!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
H

Harald

Gast
Bitte schön, liebe Vera-Lena ...

... und danke für das Kompliment an mein „gutes Gedächtnis“!

Übrigens, das Dings, das Du erwähntest, das Nestroy-Zitat und natürlich auch die andere Dings, die Kunkel – habe ich noch aus meinem hervorragenden Dings von dem Dings, äh: Langzeit-Gedächtnis, frei zitiert.

Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich schon ein kleines Dings-Problem. Ich habe sie zwar richtig geschrieben, die Dings, die Pantalons, wusste aber nicht mehr, was das eigentlich ist. Es waren laut Duden-Fremdwörterbuch (ohne welches ich verloren bin): „während der Franz. Revolution aufgekommene Männerhosen“. Tut mir leid, verehrte Damen, entweder Zartgefühl oder Gedächtnis; beides geht manchmal nicht.

Herzliche Grüße
Dein Dings
 

Shari

Mitglied
..leise...

Liebe Vera-Lena!

Was du vermittelst, wünscht man allen seinen Lieben, sich selbst auch - und wird darüber für einen Moment recht still.
Die Heiterkeit ist wie eine wärmende Decke, doch kann sie die Kälte nicht fortzaubern, die das Geschehen für den begleitet, der zurückbleibt.
Danke für diesen Text.

Liebe Grüße
Shari
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Shari,

es freut mich dass Dich dieser Text berühren konnte.

Danke für Deine einfühlsame Antwort!

Einen schönen Tag wünscht Dir:)
Vera-Lena
 



 
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