Schmerzliche Erkenntnisse

Schmerzliche Erkenntnisse

Warnhinweis! Ich warne hiermit alle schmerzgeplagten Leser! Das Lesen dieses, dem Schmerz gewidmeten Artikels, ersetzt weder eine ärztlich verordnete Schmerzbehandlung, noch die gelegentliche Einnahme einer Schmerztablette. Da ich nicht mit akademischen Titeln geweiht bin, muss ich mich ohnehin auf allgemeine Betrachtungen der Schmerzthematik beschränken.
Früh wird dem Menschen eine Schmerzerduldungsfähigkeit anerzogen, aber die zur Schau gestellte heldenhafte Haltung den Schmerzen gegenüber, erweist sich als eine zivilisatorische Unart, die später sehr oft seelische Schmerzzustände hervorruft. Das Kleinkind darf seinem Kummer wenigstens noch brüllend Ausdruck verleihen! Doch kaum den Windeln entwachsen, macht es die schmerzliche Erfahrung, dass es sogar die überfallartigsten Kussattacken meist kinderloser Basen klaglos ertragen soll, ohne sich wehren zu dürfen.
Mit bereitwillig geöffnetem Mund, damit sprach und hilflos,
macht es wenig später die erste schmerzhafte Bekanntschaft eines mit vielen Marderwerkzeugen ausgerüsteten Dentisten, den nichts und niemand, auch nicht heldenhaft hinabgewürgte Schmerzlaute, davon abhalten könnten, weiter Löcher in den schmerzempfindlichen Zahnschmelz seines jugendlichen Opfers zu bohren.
Kein Schmerz dieser Welt ist allerdings mit dem Herzschmerz eines gebrochenen Herzens zu vergleichen! Es wäre äußerst herzlos, hier über verletzte junge Herzen scherzen zu wollen. Nur die Zeit, oder eine neue Liebe vermag diesen Zustand zu lindern.
Glücklicherweise nehmen sich inzwischen Schmerzforscher, sowie namhafte Pharmaunternehmen der Leiden der von Schmerzen geplagten Menschheit ernsthaft an. Das menschliche Schmerzzentrum ist lokalisiert, Schmerzauslöser erkundet, schmerzauslösende Ursachen werden an der Wurzel gepackt. Ziel ist der schmerzresistente, zur Schmerzfreiheit gezüchtete Mensch! Leider wissen die Forscher immer noch nicht, wie viele Schmerzarten den Menschen theoretisch und praktisch befallen könnten.
Hier könnte ich der Forschung behilflich sein. Mein Freund Rudolf M. leidet an jedem Arbeitstag der Woche an einer anderen, noch unerforschten Krankheit. Das sind, nach Adam Riese, etwa zweihundertsechzig Schmerzvariationen allein in einem Jahr.
Ich möchte Rudolfs bereits in diesem Jahr erduldete Leiden nicht auflisten, er wäre sicher schmerzlich berührt, wenn gerade ich, als sein bester Freund, vor den millionen Lesern, die in der weltberühmten "Leselupe.de" allwöchentlich meinen literarischen Beiträgen entgegenfiebern, das Ausmaß seines Schmerzspektrums ausbreiten würde. Dies Geschäft besorgt er am besten selbst.
Rudolf wird einst als meistgeplagtester Patient aller Zeiten in das bekannte "Buch der Rekorde" eingehen. Seine Schmerzkarriere ist nicht mehr aufzuhalten! Kopf- Magen- Nacken und Muskel-, ja selbst Phantomschmerzen überlässt er bereits generös dem Schmerzträgernachwuchs. Rudolf ist für Höheres geboren!
Als erfahrenster Schmerzexperte mit unbesteitbarem Insider-Wissen fehlt er in keiner, dem Schmerz an sich gewidmeten Talkrunde. Einem stets dankbaren TV-Publikum erklärt er die unterschiedlichsten Schmerzphänomene, etwa bei Kephalgie, Hypertonie, Gastralgie, er redet kenntnisreich über Schmerzattacken bei Phlebitis, Enteritis, Laryngitis, Subazidität oder Zerebralsklerose. Er doziert aus ureigenster Erfahrung mit Ärzten und Professoren über schulmedizinische Therapien und plaudert allwissend über Alternativen, wie Akupunktur, Pressur oder gar Hypnose.
Die Ärztekammer will Rudi nun sogar in ihr höchst wissenschaftliches Schmerzprüfungsgremium aufnehmen.
Bei alledem ist er menschlich einfach und sympathisch geblieben. Sein vom tiefem Schmerz getragener Nachruf auf die von ihm ruinierte Krankenkasse wurde von allen öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten ausgestrahlt.
Leider immer noch nicht verboten sind manche Produkte der deutschen Schlagertexter, die unsere Schmerzertragungsfähigkeit mit Texten wie: "Piep, piep, piep, ich hab dich lieb", bis zur untersten Schmerztoleranzgrenze hin auszuloten pflegen.
Sollte ihnen aber die beste aller denkbaren Ehefrauen am Samstagabend wieder einmal ihre Absicht ankündigen, sich eines der einschlägig bekannten TV-Dilettantenstadel mit wadenbestrumpften und jodelnden Berufstirolern und herzig juchzenden Alpendirndln zu verinnerlichen, so wäre die beherzte Flucht ins rettende Stammlokal allemal einer schmerzlichen Auseinandersetzung mit ihr vorzuziehen.
 
S

Silvi Degree

Gast
Schmerzgrenzen u. ä.

Solche "Rudolfs"
gibt es mehr als tausend auf der Welt,
die bisweilen oft und öfter
derart' schlimmer Schmerz befällt.

Der Mensch der "Zukunft"
der aus der "Retorte"-
wird niemals eingeh'n
in solch'"Krank - Sein -Rekorde"!

Lieber Bernhard,dein Werk gefällt mir sehr gut -trifft es doch wiedermal "den Nagel auf den Kopf".

Abendliche Grüße aus Sachsen

Silvi
 
Liebe Silvi aus Sachsen,
danke für Deine nette Beurteilung. Übrigens.... Dein Sächsisch und mein Alemannisch, das gäbe sicher eine lustige Unterhaltung mit allerlei Missverständlichkeiten.
Des wär jo noch scheener!
-Bernhard-
 



 
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