Schmetterling

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Walther

Mitglied
Schmetterling


Die Flügel blättern sich zu einem Hauf.
Das Leibchen ruht da, schillernd schlicht und matt.
Die Fühler liegen an, so schwarz und platt.
Die Beinchen stehen starr in ihrem Lauf.

Zerschmettert ist der –ling, der nichts mehr hat:
Sein Auge träumt sich in die Luft hinauf,
Sein Herzchen nähme seinen Tod in Kauf,
Sein Mündchen ist das Züngeln einfach satt:

Sein Seelchen will sich wirbelnd schwingen
Und an den Blüten Süße, Liebspeis, kosten.
Es will die schöne Welt, sich selbst, bezwingen,

Nicht aufgehäufelt Flügelleiche spielen,
Und an der Sonne heißem Strahl verglosten,
Verbrennen, ganz das Höllenfeuer fühlen.
 
H

HFleiss

Gast
Technisch gut gemacht, Walther, mir aber zu flach. Ein harmloses Gedicht ohne Hintersinn über einen Schmetterling. Artistik-Übung. Ich verlange mehr von einem Gedicht. Nenn mich unersättlich.

Viele liebe Grüße
Hanna
 

Walther

Mitglied
Hallo Hannah,

so ganz ohne Inhalt, wie Du es schreibst, ist das Gedicht nicht. Ich habe, durchaus hinterhältig, mit dem Schmetterling als Synonym der Seele gespielt. Da habe ich allerdings etwas in der Schublade der Lyrik und der Kunst gegraben und diese Metapher zum Leben erweckt.

Kinder reißen Insekten gerne Flügel heraus. So hier dem armen Schmetterling. Man kann seiner Seele auch selbst die Flügel stutzen, oder andere übernehmen diese Aufgabe netterweise.

Wer den Rest des Textes mit der nötigen Süffisanz liest, der bemerkt, was der Text will. Es ist also immer hilfreich, sich einem Text - und seinem Autor - vielleicht dadurch zu nähern, indem man nach den Bildern stöbert, die verwandt werden.

Dabei schadete es noch nie, sich mit der Literatur - der Frankfurter Anthologie beispielsweise, hier deren Nr. 28, da steht etwas sehr Aufschlußreiches zum Themengebiet Schmetterling und Seele drin - um die Lyrik herum zu beschäftigen. Allein das würde ausreichen, um zu erkennen, daß es sich bei diesem Gedicht mehr als nur um eine Fingerübung handelt. Und daß es in keinem Falle flach ist, sondern das glatte Gegenteil davon.

Womit ich jetzt nicht meine, daß es Dir - oder anderen Lesern - gefallen oder es gar für gut befunden werden muß. Weit gefehlt. Ich habe zwar ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein, aber dazu will und werde ich mich hier und anderswo niemals versteigen. Aber vielleicht sollte man dem Gegenüber einfach mehr zutrauen. Auch das hat noch nie geschadet.

Liebe Grüße W.
 



 
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