Schmier's dir selbst!

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Rhea_Gift

Mitglied
Schmier's dir selbst!

Ich schmier mir von der Stulle
das Backe, backe Kuchen
das Volk hat Mohn gerufen
durch Blumen grinst der Bulle

gekreuzt mit einem Brötchen
macht das die Wangen fahl
sie glänzen von der Wahl
doch Essig steckt im Pfötchen

mit Öl uns hingereicht
im Hoffnungswortsalate
so kurz gebeint Plakate
versprochen ist, es reicht

das Wort genannt zu haben
nen Sinn schaffts längst nicht mehr
da es bloß noch verkehrt
mit Vier-Jahres-Ampelfarben

Bei Grün folgt heut kein Geh'n
Gelbgold ist keine Mitte
links-rechts nur Rückwärtsschritte
bei Rot kein zu sich Steh'n

Ach, Kreuze nichts mehr wiegen
die Stimme redundant
gesternt im blauen Band
verträumt der Bull' das Fliegen

Die Welt global ellipst
die Bild nur kann sie runden
mit Eselsbrück' verbunden
die Augen blind geknippst

So manche sehend folgen
selbst noch dem stillen Ruf
etwas geniert schnell schuf
man ruiniert katzgolden

zur Ablenkung parat
Reality-Fassaden
im Kern der Sach' die Maden
verhüllt ganz moderat

das Wort zum Montagmorgen
denn Sonntag gibt's nicht mehr
in Traufen Regen schwer
läuft über stets vor Sorgen

der Tropfen, höhlt sich tot
egal zählt raue Mengen
die Schmiede alle hängen
gegalgt im Morgenrot

das Glück ist leicht verpfändet
drum mach den Anfang groß
komm, reiß den Bull'n vom Ross
bevor er rechts gehändet

die Zügel fahren lässt -
die Zeit ist inflatieren
das Geld, nicht kann regieren
allein, darum vergesst

den Kundenstand, nicht Sklaven,
nein, König wollt ihr sein,
drum rollt den Teppich ein
rot schwarz gilt zu entlarven

als leer am Wegesrand
ziellos den Bullen führend
im Bauch längst nichts mehr spürend
als von der Gans den Schmand

Kann faule Eier legen
der Kuchen ausverkauft
der Bulle nur noch schnauft
kaum kann er sich bewegen -

schaut runter, euer Arm
in Hand kann hilfreich enden
schnappts Messer, Butter wenden
und schmieren, wenn sie warm,

euch selber dann aufs Brot -
denn Sprichwortsdummgelaber
ist leer an Korn und Schrot
verbirgt gern allenthalber
dass Wangen färben rot
niemals vom trocken' Brot!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, die Bundesrepublik ist hier gemeint mit ihren blühenden Landschaften: "Keinem soll es schlechter gehen!" und "Der Markt richtet alles!"

Oder unser irdisches kleines Universum.

Die Börse kocht den Bullen. Es wird wärmer.

Parteien betreiben Farbspiele, Versprechungen schwurbeln, unberechenbar wird die Realität, egal was man ankreuzt, wenn man auf den Sack draufhaut, in dem alle stecken, trifft man immer den Richtigen.

Ist die Welt noch normal oder ist sie ein Bildschirmspiel, in dem man von einem Bild in das nächste hopst? Ohne irgendwelche Konsequenzen? Denn das Chaos bleibt Chaos.

Nur der Reim bringt Regelmäßigkeit, ständig gleiche Phrasen werden wiederholt - das spiegelt er wieder. Fraktal, sich stets anders wiederholend erscheint die Welt des Gedichtes, unsere Realität, unsortiert, ungeordnet, chaotisch, trist und chemisch, wie unter Drogen.

Schein statt Sein transformiert sich in Realität.
 
M

Marlene M.

Gast
provokante Stulle für die Politik, so ganz nach meinem Geschmack, liebe rhea.
LG von Marlene
 

Rhea_Gift

Mitglied
Wow Bernd - gut zusammengefasst - und erfreut, dass dies Phrasengedresche von Medien und Politik, aber auch geprägten "Weisheiten", alten Sprichwort-Schuhen, aus denen Gott und die Welt angebliches So-Sein unserer Zustände, unserer Weltbetrachtungen, und ja, unserer politischen, universalen und gesellschaftlichen "Wahrheiten" webt - genauso aber auch, sobalds genehm wird, uminterpretierend So-Nun-Anders-Sein webt, doch noch Aufmerksamkeit erlangt, danke!! :)

Und natürlich auch danke an die anderen Kommentatoren, erfreute Grüße,

Rhea

PS Bernd: Dein letzter Satz hätte die Gedichtüberschrift sein können - fasst es perfekt zusammen!!!! :)
 



 
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