Schock

Vera-Lena

Mitglied
Schockzustand

Die Uhr tickt voller Unbehagen
als sollt es nicht mehr weiter gehn.
Erfüllt die Luft mit offnen Fragen.
Vorm Fenster kühl die Bäume stehn,

Verhülltsein, das ist ihr Verlangen,
die Blütenkelche zugeknöpft.
Ein Glitzern streift die dunklen Spangen
in deinem Haar. Den Atem schöpft

dein Mund erneut und bleibt verschwiegen.
Das Glas kühlt deine heiße Stirn.
Gedankentrümmer irr sich wiegen.
Erlebtes will sich träg entwirrn.

Die Bilder kannst du dir nicht deuten,
zerflattert wirft ein kaltes Licht
Schattierungen auf die zerstreuten
Erinnrungssplitter. Mild verwischt

die Dämmerung für eine Weile
die scharfen Kanten, grellen Laut,
du strauchelst, eine dunkle Meile
durchläufst du, dir selbst unvertraut.
 

stemo

Mitglied
"zerflattert wirft ein kaltes Licht
Schattierungen auf die zerstreuten
Erinnrungssplitter" : meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr "zer.."
Dein sprachlich an sich sehr schönes und stimmungsvolles Gedicht wirkt auf mich durch die gebrochenen Reime etwas gezwungen. Die Melodie gefällt mir, aber der Rhythmus ist nach der Eingangsstrophe schwer zu finden. Vielleicht gefiele es mir "entreimt" und dafür flüssiger gestaltet besser. Den Titel "Schock" finde ich zu knallig. Der stellt sich ja dann so nicht ein.
Gruss! stemo
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
ein wunderschönes und sehr stimmungsvolles Gedicht.
Also ich bewundere immer wieder Deine Wortwahl.
Mit dem Rhythmus habe ich keinerlei Probleme - aber gerade
Rhythmus ist reine Gefühlssache. Man muß sich nur darauf
einlassen, ohne daß ich es jetzt irgendwie erklären könnte.
Für mich fließt dieses Gedicht nur so hin. Ich habe es mir
gerade laut vorgelesen und es war ein Lesegenuß.
Allein mit dem Titel habe ich meine Probleme, auch wenn
er für Dich seine Richtigkeit hat.

Wünsche Dir noch mehr solcher poetischen Einfälle
und einen wunderschönen Tag!!!
Liebe Grüße
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo, stemo,

danke, daß Du Dich so ausführlich auf diesen Text einläßt! Nach ,meinem Gefühl kann es darin gar nicht genug "zer" und auch gar nicht genug Brüche geben. Denn es handelt sich ja darum, daß alle Zusammenhänge verloren gegangen sind. Mit dem Titel hast Du sicher recht. Darauf bin ich gar nicht gekommen, daß der die Sache nicht richtig treffen könnte. "Schockzustand" wäre treffender. Denn so ein Zustand zieht sich manchmal über Stunden hin und fühlt sich so an, wie ich es geschildert habe. Der eigentliche Schock ist ja dann schon vorbei.

Nochmals Danke!
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

danke für Deinen ausführlichen Kommentar! Ja, ich habe dieses Gedicht gestern auch immer wieder laut gelesen und fand die Klänge und auch, wie der Text läuft,sehr eingängig. Man braucht sich ja nur an die Interpunktion zu halten, dann gibt es keine Hindernisse beim Lesefluss.

Den Titel werde ich, wie oben schon erwähnt ändern, weil er den Schochzustand wiedergibt und nich den Schock selbst. Das war mir gestern nicht so klar.

Dir Auch einen wunderbaren Tag!!!
Ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe silverbird,

danke für Dein übergroßes Lob, aber glaube mir , in den fünf Monaten, die ich in der LL bin habe ich gelernt, und gelernt und gelernt. Ja, das lohnt sich wirklich. Und Du wirst auch vorankommen. Das geschieht immer, wenn man es möchte. Und ich möchte unbedingt noch vorankommen.
Eben ist mir aufgefallen, wenn es in der letzten Zeile hieße:"bist Dir unvertraut", ob dann nicht deutlicher wird, was ich meine. Ich bin mir nicht sicher , ob ich mit der Formulierung:"dir selbst unvertraut" richtig verstanden werde. Diese Frage richte ich hier an alle Lupianer, die sich freundlicher Weise für diesen Text interessieren.

Dir liebe Silbervogel einen lieben Gruß in die ferne Schweiz!
Vera-Lena
 

Schakim

Mitglied
neue Wege heissen auch Verluste...

Hallo, Vera-Lena!


Alte Spuren still verlassen,
Neue Wege gehn...
Vieles kann man oft nicht fassen -
Hinterher vielleicht verstehn...

Mancher Weg zeigt Unbehagen,
Mancher Weg führt in die Irre,
Was Dir bleibt sind lauter Fragen
Und ein Befehl: Entwirre!

Alles wirst Du nie erfahren,
Doch die neuen Wege gehn.
Manchmal - erst nach vielen Jahren -
Kannst Du etwas neu verstehn....


Ich wünsche Dir einen schönen Tag!
Schakim
 

Svalin

Mitglied
Hallo Vera-Lena

Eben ist mir aufgefallen, wenn es in der letzten Zeile hieße:"bist Dir unvertraut", ob dann nicht deutlicher wird, was ich meine. Ich bin mir nicht sicher , ob ich mit der Formulierung:"dir selbst unvertraut" richtig verstanden werde.
Ein Schema der Wortableitungen von >vertrauen< zeigt sehr anschaulich, wie viele mitschwingende Bedeutungen hier existieren können. Darunter leidet vielleicht auch die Aussagekraft von 'sich selbst unvertraut sein'. Ich lese das in Richtung 'sich selbst fremd/ uneins/ unsicher sein'.

Viele Grüße
Martin
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Schakim,
danke für Dein tröstliches Gedicht!

Einen schönen Abend wünsche ich dir noch.
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
unvertraut

Lieber Martin,

danke für Deine Antwort! Mit "dir selbst unvertraut" hatte ich gemeint , daß man in solchen inneren Zuständen sich selbst fremd ist. Nun habe ich Dich so verstanden, daß Du das auch so siehst. Dann lasse ich den Text jetzt so stehen, wie er da ist. Nochmals Danke.

Liebe Grüße Vera-Lena
 



 
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