Schonfrist

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Ralf Langer

Mitglied
schonfrist

hab meine einsamkeit
verloren fand ich sie
in der dehnungsfuge
zwischen schweigen
und sprachlosigkeit
hab ich sie vermessen
träufelte ein paar warme worte
in die leerstellen
und wartete

ganz plateaunisch
liegt sie da
wartet wohl ebenfalls
zwischen nut und feder
meiner tage
auf begleiterscheinungen

nicht mehr lang
dann leg ich ihr ein halsband um
gehe mit ihr wieder vor die tür

schau:
schon frisst sie mir aus der hand
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Ralf,
die Idee, seine Einsamkeit am Halsband auszuführen, finde ich vortrefflich. Und sehr originell. :)
An den (gramm.) Zeiten könntest du noch etwas ändern und ein wenig verdichten:
schonfrist

[blue]hatte[/blue] meine einsamkeit
verloren fand [strike]ich[/strike] sie
in der dehnungsfuge
zwischen schweigen
und sprachlosigkeit
vermaß sie
träufelte ein paar [strike]warme[/strike] worte in die leerstellen

[strike]und[/strike] wartete

ganz plateaunisch
liegt sie da
[blue]lauert[/blue] [strike]wohl[/strike] ebenfalls
zwischen nut und feder
meiner tage
auf die [blue]nebenwirkung[/blue]
nicht mehr lang
dann leg ich ihr ein halsband um

gehe mit ihr wieder vor die tür

[strike]schau:
schon frisst sie mir aus der hand[/strike]
Interessant finde ich die Gegenüberstellung technischer Gegebenheiten (Dehnungsfuge) und LyrIs Innenleben.
Schön auch das "plateaunisch."

Hoffentlich kannst du etwas brauchen.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,

danke für deine vorschläge

zum tempus:

ich entschied mich zu beginn für das „perfekt“
als tempus. Obschon es ungewöhnlich ist,
hilft es aber vor allem in der ersten zeile:
„hab meine einsankeit/ verloren...“
hier deutet das „hab“ auf präsens hin, und erst
durch den zeilensprung und „verloren“ ergibt sich auch ein sprung
in die vergangenheit.
nichtsdestotrotz wechsele ich ja ab strophe drei in präsens.

werde noch mal in mich gehen diesbezüglich.

„wartete“ als absatz und eigene „strophe“ zu benutzen ist sinnvol,
das werde ich ändern.

deinen vorschlag „warten“ durch lauern zu ersetzen verstehe ich wohl.
zweimal „warten“ als verb in so kurzem abstans ist redundant.
allerdings ist mir „lauern“ als verbum zu aufdringlich.
da wird es sicher etwas geben, dass das beiläufigere „warten“
besser ersetzen kann.
(zugegeben weiß ich im moment noch keine alternative)

„wohl“ als füllwort werde ich streichen

die letzte strophe obschon sie mir sehr gefällt-
schonfrist versus schon frisst-
wird wohl auch der schere zum opfer fallen.
letztlich endet die idee des stückes sicher eine zeile
darüber

lg
Ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
schonfrist

hab meine einsamkeit
verloren fand sie
in der dehnungsfuge
zwischen schweigen
und sprachlosigkeit
hab sie vermessen
träufelte ein paar worte
in die leerstellen

wartete

ganz plateaunisch
liegt sie da
übt sich
zwischen nut und feder
meiner tage
in geduld

nicht mehr lang
dann leg ich ihr ein halsband um

gehe mit ihr wieder vor die tür
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich bin einfach nur begeistert.

LG Franka
 

revilo

Mitglied
................
in der Dehnungsfuge
zwischen Schweigen und Sprachlosigkeit............

du bist zwar ein Schalker, aber Du hast ein intimes Sprachgefühl........
spitzenmäßigklasse

Lg revilo
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo oli,

danke für die blumen.
apropos:
seht zu das ihr heute den bayern
die lederhosen auszieht.

man sieht sich im kampf um platz drei

ralf
 

ENachtigall

Mitglied
hallo Ralf,

ich bin ein großer Fan der Originalidee dieses Gedichtes und trauere um den verloren gegangenen Spaghat zwischen "Schonfrist" und "schon frisst", nebst den verflossenen Begleiterscheinungen.

Deshalb möchte ich Dir Folgendes vorschlagen:
schonfrist

hab meine einsamkeit
verloren fand ich sie
in der dehnungsfuge
zwischen schweigen
und sprachlosigkeit
hab ich sie vermessen
träufelte ein paar warme worte
in die leerstellen
und wartete

ganz plateaunisch
liegt sie da
wartet wohl ebenfalls
zwischen nut und feder
meiner tage
auf begleiterscheinungen

[strike]nicht mehr lang
dann leg ich ihr ein halsband um
gehe mit ihr wieder vor die tür

schau:[/strike]
ich werde ihr ein halsband anlegen
wieder mit ihr vor die tür gehen

schon frisst sie mir aus der hand
Schön, wie hier das Animalische der Einsamkeit zum Ausdruck kommt. Im Bild ist es hierarchisch strukturiert.

So nährt sich der Geist der Einsamkeit von der Schonfrist des Rückzugs, ihre Substanz aber lechzt nach Zuwendung. Sie enthüllt ihr ambivalentes Wesen, das sich zwischen Vereinzelung und Gemeinschaft ständig neu erfindet.

Das finde ich im vorliegenden Werk erfreulich originell umgesetzt.

Herzliche Grüße,

Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
hach elke,

jetzt bringst du das grübeln
wieder zurück.


vielen dank für die erneute aufnahme
des stückes:

schonfrist versus schon frisst

versus streichen...

hmm?

lg
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
jetzt bringst du das grübeln
wieder zurück
Logisch, Ralf!

Leben und Schreiben ist nicht damit getan, es sich leicht zu machen ;-)

Außerdem ist das Wort "Grübeln" wunderschön; spricht es doch so plastisch vom Herumstochern in etwas Erdigem, bis daraus eine Grube wird, in die man wieder etwas hineinlegen kann.

Hasta la proxima
 

Ralf Langer

Mitglied
schonfrist

hab meine einsamkeit
verloren fand sie
in der dehnungsfuge
zwischen schweigen
und sprachlosigkeit
hab sie vermessen
träufelte ein paar worte
in die leerstellen

wartete

ganz plateaunisch
liegt sie da
übt sich
zwischen nut und feder
meiner tage
in geduld

nicht mehr lang
dann leg ich ihr ein halsband um
gehe mit ihr wieder vor die tür :

schon frisst sie mir aus der hand
 

ENachtigall

Mitglied
Ich wusste, Du würdest es tun, Ralf.

Hab vor paar Tagen nachgeguckt, ob´s schon passiert ist. Freut mich riesig. Ein tolles Gedicht!

Jetzt isses wieder spiralgalaktisch rund.

Schöne Pfingsten,

Elke
 



 
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