Schreib mir deinen Namen

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cara

Mitglied
Schreib mir deinen Namen

Sieh mich an
mit deinen Augen
sonnenlichtdurchflutet;
behexe mich
ein weiteres Mal;
durchdringen soll mich dein Blau.

Stemme mir
den Brustkorb auf
öffne meine Schale;
betrachte mein Herz
ausgebreitet vor dir;
berühr es mit zärtlichen Händen.

Schick mich nicht fort
lass mich nicht ziehn
halt mich sacht bei dir;
und schreib mir deinen Namen
auf den Leib.
 
L

label

Gast
hallo cara

die erste reaktion war bei mir ein gruseln

Stemme mir
den Brustkorb auf
öffne meine Schale;
betrachte mein Herz
klingt wie eine aufforderung zur gewalttätigkeit
auch wenn das nun ungeschützte herz dann zärtlich berührt werden soll

das lyrische ich wirkt auf mich masochistisch
mich schaudert immer noch
ich kann dein werk jetzt noch nicht bewerten, da ich nicht weiß ob es mich fasziniert oder abstößt

freundlich grüßt
label
 

coxew

Mitglied
hallo,

ich würde noch eine strophe anhängen mit geänderter sichtweise, etwa, wie man nach einem alptraum aufwacht und die dinge wieder richtig sieht

liebe grüße
 

cara

Mitglied
Das Kreuz mit der Verzweiflung...

Hallo label, hallo coxew!

Ich hoffe, es stört euch nicht, wenn ich euch beiden in
einem Beitrag antworte...

Erstmal vielen Dank für eure Kommentare; es ist immer
wieder erstaunlich, was Leser in den jeweiligen Gedichten
erkennen... das öffnet meinen Horizont ungemein...

coxew, eine Strophe mit geänderter Sichtweise kann erst
existieren, wenn das lyrische Ich die Sichtweise schon
geändert hat... was hier nicht der Fall ist...

Dass du dich gruselst und Masochismus siehst, hat mich
ehrlich gesagt ziemlich überrascht, label, denn dieser
Gedanke war mir vorher überhaupt nicht gekommen...

Es ist eher so, dass sich das lyrische Ich verzweifelt
um das Verständnis des "Du" bemüht - vergeblich. Und
aus Verzweiflung so spricht wie in dem Gedicht... weil
alles andere fruchtlos blieb...

Hmm... aber ihr habt mich wirklich sehr nachdenklich
gemacht, das muss ich schon sagen. Ich werd mich auf
jeden Fall nochmal genauer damit beschäftigen.

Bis bald und liebe Grüße,
cara
 
L

label

Gast
liebe cara

ich hatte dein werk genau so aufgefasst, wie du es erläutert hast
zu dieser thematik habe ich mal ein gedicht gefunden, das mich zutiefst beeindruckt hatte,
das ich mir immer wieder mal ansehe, vorsorglich

von Claudio Kürten
Und warum versuchst Du,
ja, so verzweifelt,
es allen recht zu machen ?

Weil auch Du geliebt
werden willst ?

Wann begreifst Du endlich,
daß Du Liebe
nie verdienen,
nie erarbeiten,
nie erzwingen kannst ?

Alles,
was immer Du auch tust,
wie gehorsamm auch immer,
wie perfekt auch immer,
wie erfolgreich auch immer,

bringt Dir höchstens
eine gute Note im Betragen !

Und das ist doch wohl
die bitterste,
die traurigste,
die schmerzlichste Antwort
auf Deine Frage

nach Liebe.


herzlich grüßt
label
 

Kerensa

Mitglied
Hallo Cara,

also, hmm, meinst du, dass Hände, die den Brustkorb aufstemmen, zärtlich sein können? Ich denke, du wolltest Leidenschaft ausdrücken, aber die Gefahr, in den Masochismus zu rutschen, besteht durch diese Art Gegensätzlichkeit und Bedingungslosigkeit.
Inhaltlich erinnert mich dein Gedicht an "Ne me quitte pas" von Jacques Brel. Falls du das Lied nicht kennst: Zeder hat es übersetzt. Schau doch da mal rein!
Du hast mich richtig nachdenklich gemacht...Immerhin...

Liebe Grüße,
Ker
 

cara

Mitglied
Verzweiflung ist schwierig...

Hallo Kerensa!

Vielen Dank für deinen Kommentar. :) Ich werd versuchen,
Schritt für Schritt darauf einzugehen, das ist mir hier
sehr wichtig.

1. Die aufstemmenden Hände, können sie zärtlich sein?

Das Gedicht beinhaltet die Aufforderung zum Aufstemmen,
nicht seine Tatsache. Daher hat sie auch nichts mit
Leidenschaft zu tun.
Wenn du versuchst, jemandem mitzuteilen, was in deinem
Herzen ist, direkt, ohne Metaphern oder irgendwelches
Herumreden, und die Person versteht die einfachsten
Erklärungen nicht, dann kann das verzweiflungsvoll sein.

Dann *scheint* es manchmal tatsächlich nötig, dass die
Brust "geöffnet" wird, damit die Person direkt in das
ausgebreitete Herz sehen kann. Es ist ein Schrei und ein
letzter Versuch...

2. Masochismuns

Da es sich dabei um ein Bild handelt, kam mir dieser
Gedanke erst, als er hier an mir herangetragen wurde, es
war mir vorher gar nicht klar, dass es so verstanden
werden könnte, ich war sehr erstaunt.

3. Jacques Brel

Danke für den Tip, ich hab mir den Text angesehen, und er
hat mich sehr nachdenklich gemacht...

Eine kleine Frage noch zum Abschluss:
Wieso das "Immerhin..." am Ende?

Bis bald und liebe Grüße,
cara
 

noel

Mitglied
ich lese keinen masochismus heraus, es sind bilder, die eigentlich das öffnen & empfangen darstellen sollen.

ich habe sie sofort übertragen.

beste grüße noel
 



 
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