Schubumkehr

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Schubumkehr Markus Pließnig


Tausend Lügen hinunterschlucken: Vergangenheit und Gegenwart. Das alle Werte fallen und Gleichgültigkeit die beschrittenen Pfade verwischt bis nur mehr ein blasses Gesicht übrigbleibt. Zu kindhaft, ohne Aussicht auf Rehabilitation – abgeschoben auf das Abstellgleis der Bedeutungslosigkeit. Mit Augen die keine Zukunft verheißen, der trostloseste Anblick im frühmorgentlichen Gasthausgetümmel.
So, oder so ähnlich würde dir jemand meinen Lieblingsfeind von mir bezeichnend “Flick Flack“ genannt beschreiben. Einen Opportunisten üblester Sorte, einen “Mach ich schon“ Melancholiker und Brachialvolldeppen, der gerade dabei ist sich das elfte Bier in Serie runterzuknallen. Erbärmlich, also wirklich. Weil er das nämlich ständig macht. Ich kann mir das kaum noch mitansehen! Obwohl das längst noch nicht am schwersten zu ertragen ist, für mich. Weitaus schwerer tue ich mir da schon mit seiner sich immer stärker ausprägenden “Allen gefallen müssen“ Marotte. Ist echt völlig beschissen, glaube mir. Denn egal wie tief ein Schlag geht, mit welchen Worten sie ihn malträtieren, nie macht der auch nur irgendwas.
Sich verdreschen lassen höchstens! Tja, was bleibt dazu noch zu sagen, er ist es einfach, der beliebteste Spielball der hiesigen Lokalszene - ich könnte weinen.
Und da, schau dir das an, jetzt bestellt er sich das zwölfte, diese Opportunistenschwuchtel – kriegt wohl nie genug, aufs Verrecken nicht.
Wäre ja alles vielleicht gar nicht so schlimm, wenn nicht ich letztendlich das dämliche Arschloch sein würde, das mit der ganzen Scheiße fertig werden muss. Ich, ja ich, degradiert zum Gedankenmüllkompostierer für den da, diese Pflaume, die augenblicklich nicht einmal mehr weiß welches Jahr wir schreiben. So etwas musst du dir mal vorstellen. Und seine kleinen Schweineaugen glotzen einfach weiter ins vermeintlich Leere, auf den knackigen Hintern einer etwas zu wohlproportionierten Südlandschönheit, zu lange wie sich nun herausstellt.
>> Hast meine Freundin angschaut´!<<
>> Nein nein, natürlich nicht<< (wundert mich das er das noch herausbekommt)
>> Klar hast du, willst wohl eine aufs´ Maul, du Scheißtyp! Hm? Hast ein Problem oder? Was glotzt du...<<
Nicht anders als ich das gewohnt bin, weicht Flicki zurück, setzt seinen dämlichen Hundeblick auf und beginnt damit, die Sache nur noch schlimmer zu machen: er schaut gerade aus und sagt überhaupt nichts mehr. Ist total beschämend, gerade für mich. Hätte ich doch ganz anders reagiert. Ganz anders, viel härter. Warum darf ich nicht? Wo bleibt da der Pepp!
>> Ja sicher Fettbacke, hat doch einen geilen Nilpferdarsch die Schlampe, was meinst du?<<
Danach einmal kurz “Zack“ und das Problem wäre erledigt gewesen, hätte selbst dir gefallen! Besser als dieses Trauerspiel allemal!
Zack!
Aua! Nun also doch anders. Kacke. Und nochmals “Aua“!“ Rücklings vom Barhocker aufs Kreuz! Aua, und auf den Hinterkopf. Dieses Schwein!
Aua, noch ein Tritt in den Magen, hört das nie auf?
Blut und der restliche Mageninhalt ergießen sich auf die Schuhe dieses Neomachos, Flicki steh auf! Nein...
Ein Spuckepatzen landet auf Flickis Vorderstirn, genau zwischen den Augen. Ist so erniedrigend. Ich hasse es! Schau jetzt, sind das Tränen in den Augen? Nein tatsächlich. Diese schleimige Tunte! Und jetzt, jetzt wird er unter lautem Gelächter liegen gelassen, einfach so...
Mir brennt die Sicherung durch. Schon mal was von Gegenwehr gehört? Heftige Tritte, Schläge ins Gesicht, Flaschen, Weingläser, Aschenbecher...
Ist doch alles da, der Versager muss nur zugreifen, zugreifen...
Er macht es nicht! Er macht es einfach nicht!
Greif zu!
Ich kann nicht mehr, es geht nicht mehr, verstehe...
Nein, nach all den Jahren! Diese Schwächlingsherrschaft muss ein Ende nehmen. Findest du nicht auch? Sag ja... Bitte! Nur diesen Aschenbecher nehmen, in unmittelbarer Reichweite...
Sag ja, sag ja...
Auch du Flicki, sag ja, lass mich endlich aufstehen, ich werde ihm das Gesicht brechen...
Ich werde es tun, Flicki... Flicki, wir werden es tun!
Sag ja...
Danke!
 



 
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