Schuldiger

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Walther

Mitglied
Schuldiger


Du schreist die wand an
erhoffst kein echo weil selbst
dieses weh täte

Die uhr ticktaktet die
nacht schlaf los ewigkeiten
als ließen die sich fragmentiern

Stumm schreist du weil
laute nichts änderten weil stille
ihre wirk mächtigkeit leise

Entfalten will weil der schmerz
schmerz sein muss um die
tränen zu trocknen

Die ihn auflösen sollen
leiden willst du weil du dir
das schuldest
 
D

Dnreb

Gast
weil der schmerz, schmerz sein muss

Lieber Walther,

die Suche im Irrgarten der chaotisch tobenden Gefühle kostet sehr viel Kraft. Ich wünsche Dir Kraft. - Zumindest der zarte Streif einer Beruhigung schimmert in der vierten Strophe Deines Gedichts. Ich würde das „will“ streichen und die Klarheit der Möglichkeit inmitten des Tobens herausstellen:

„Entfalten weil der schmerz
schmerz sein muss um die
tränen zu trocknen“

Dein Gedicht entfaltet sich.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 
A

Architheutis

Gast
Moin Walther,

Du schreist die wand an
erhoffst kein echo weil selbst
dieses weh täte
Ich habe eine solche Miniatur über Schmerz noch nicht gelesen. Auftrag Eigensprachlichkeit erfüllt, Haken dran.

Die uhr ticktaktet die
nacht schlaf los ewigkeiten
als ließen die sich fragmentiern
"ticktaktet" ist genial, das verstehe sogar ich, sogar den Umbruch. Meine Uhr tickt auch, taktet den Schlaf, ich bin ihn los, schlaflos...

--> Besser geht nicht.

Die letzen beiden Strophen (kann man hier von Strophen sprechen?) verschlimmern das Gesamtbild nicht merklich.

Ich benutze das SCH-Wort nicht, aber um es (fast) in den Worten des Kollegen Oliver zu sagen:

Stuhl, ist das gut!

Lieben Gruß,
Archi
 

Walther

Mitglied
lb. dnreb,

"es muß wort sein, damit die welt sich erklärt." das ist eines meiner mantras. lyrik ist dieses wort, in gedrängter, verdichteter, überspitzter weise. so ist dieser vers libre zu verstehen: er ist wort, und es erklärt angst, versagen, trauer.

wenn es gelang, daß dieses wort tiefen in dir ausgeleuchtet hat, dann habe ich, als bescheidener schreiber, mein ziel erreicht. solche texte schreiben sich selbst, sie finden sich einfach.


lg w.


lb revilo,

letztlich darf ich wie folgt antworten: danke! am ende ist es die projektion von verarbeiteter emotion, von körperlich erlebten, das in ein wortbild gespiegelt ist.

lg w.


lb. archi,

das wort reift am baum der erkenntnis, nicht der apfel. wer das verstanden hat, dem wächst gelegentlich ein guter text zu. man darf nur nicht erwarten, daß sich das einfach wiederholen ließe. dann hat man das konzept der wortwerdung nicht verstanden.

in der tat sind die von dir beschriebenen metaphern in s1 und s2 die verstörendsten, die mir in letzter zeit erst in die und dann aus der feder geflossen sind. aber nach dem gelenk in s3 hoffte ich darauf, daß auch s4 und s5 überzeugen können. wie ich überhaupt hoffte, daß dieser text gehör findet.

ich bin überrascht und berührt, wie sehr er das tat. danke dafür.

lg w.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

wie so oft ein beeindruckendes Gedicht. Besonders die Zeilen

leiden willst du weil du dir
das schuldest
sind für mich wichtig, und alles davor steigert sich auf sie hin.

Gäbe es die Zeilen davor nicht, wäre es gar nicht so selbstverständlich, dass man mit dieser Kernaussage gleich etwas verbinden kann.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
lieber herbert,

danke für deinen eintrag. die fragestellung ist, wie man mit der schuld umgeht. wenn verbindungen abbrechen und ungesagtes ungesagt bleibt, kann scheitern nicht erklärt werden - eine katharsis finde unter schlechten voraussetzungen statt.

dieses thema wollte ich aufarbeiten. es freut mich, daß die hinführung zur schlußstrophe stringent zu sein scheint. das war das schwierigste in der textentstehung.

ich freue mich über weitere wortmeldungen!

lg w.
 
U

USch

Gast
Hallo Walther,
ein toller Text. Bin nur darauf gestoßen, weil Franka meine [blue]Tat[/blue], als Kurzprosa in Ungereimtes verschoben hat. Doch hier ist der Text sicher nicht dem üblichen Niveau adäquat. Doch werde ab und an auch mal etwas stöbern.
LG USch
 

Walther

Mitglied
Hi Marie-Luise,

danke für deinen freundlichen eintrag. diese stelle ist schon häufig als sehr treffend beschrieben worden. das freut mich, obwohl das gedicht einen traurigen hintergrund hat.

lg w.
 
Lieber Walther,
eigentlich gefällt mir ja der Inhalt des ganzen Gedichtes. Ich weiß, dass es von Traurigkeit erzählt, doch ich kann mich einfach nicht mit einigen Sachen – Trennung der Worte, die zusammen geschrieben werden – anfreunden. Deshalb habe ich nur die Strophe, die mir am besten gefällt, heraus gepickt.
Herzliche Grüße,
Marie-Luise
 
O

orlando

Gast
Der Worte sind genug gewechselt,
darum entrichte ich mehr oder weniger still meinen Obolus für dieses gute Gedicht und hoffe, dass dies auch so dorschgeht ... ;)
LG, orlando
 

Walther

Mitglied
lb. marie-luise,

danke für deine nachricht. ich habe verständnis für deine sicht der dinge und bitte meinerseits darum, zu verstehen, daß ich manche lyrik traditonell schreibe und andere eben so wie diesen text.

lg w.


lb. orlando,

mich freut jede gute und positive rückemeldung, so auch und gern die deine!

lg w.
 



 
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