Schweiß

Mit einem Koffer in der Hand betrat er die Lokalität und atmete dabei tief durch die Nase ein. Ja, da war er wieder, dieser feine Geruch des Betrugs. Ein Mann im schwarzen Anzug erwartete ihn schon. Kein Wort, nur ein Zwinkern.
Die Tour konnte beginnen.
Gemächlich ging er über den roten Teppich. \"Alt und blass\" waren die einzigen Worte, die ihm dazu einfielen. \"Aber die Leute scheint es nicht abzuschrecken. Sie kommen ja weiterhin.\" Wieder nahm er einen tiefen Luftzug. Moschus, Schweiß, die verschiedensten Komponenten, die für Männlichkeit stehen. Er blickte sich um. Drei Frauen waren da, eine mit echt prallen Dingern.

Gleich am ersten Tisch ließ er sich nieder. Dort saß die großbusige Frau, mitte zwanzig, brünett, Minirock. Heute Abend würde er sich bestimmt an sie erinnern.
Er schaute auf den Mann mit der roten Weste in der Mitte. Wieder kein Wort, nur ein Zwinkern. Die Utensilien wurden aus dem Koffer geholt, die Sonnenbrille herausgenommen und aufgezogen. Nur zum Schein. Auch viele andere versteckten ihr Gesicht hinter schwarz anmutenden Gläsern. \"Lächerlich\", dachte er sich.
Dann ging es los. Die erste Runde, dann die Zweite und die Dritte. Schließlich merkte er: Hier sind die Leute noch nicht so weit. Er stand auf und gab dem Mann in der Mitte ein Zeichen. Damit war für diesen klar: \"Ich komme später noch mal.\"
Der nächste Tisch. Hier schien es wesentlich interessanter zu sein. Die Stimmung war angespannt. Er setzte sich und zwinkerte auch hier dem Mann mit der roten Weste in der Mitte zu. Die ersten Runden überließ er den Anderen. Doch in Runde Acht schlug er zu. Immer niedrig einsteigen, dann gehen die anderen mit. Nach dem Turn dann zocken. Drei sind bis zum Schluss mitgegangen.
Nach außen hin wirkte er sichtlich nervös. Innerlich grinste er. Im Tricksen war er ein Ass. Er zwinkerte wieder dem Mann in der Mitte zu, so wusste auch dieser Bescheid.
Bei den Gegnern Ernüchterung nach der Offenlegung. In ihm Schadenfreude. \"Die armen Schweine, fast können sie einem ja Leid tun\", dachte er sich.
Dann verlor er wieder ein paar Runden. \"Es soll ja keiner auf die Idee kommen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.\"
Schließlich dieselbe Prozedur wieder von vorne. \"Die Gegner geschickt und mit Geduld ausschlachten, das ist die richtige Taktik.\"
Nach einer Weile war er schließlich der Gewinner.

Dann verrichtete er auch an dem vorigen Tisch sein Werk. Am Ende lief ihm der Schweiß über das Gesicht. Er stand auf und schritt dem Ausgang entgegen. Dort wartete wieder der Mann in dem schwarzen Anzug auf ihn. \"Gut gemacht\", sagte dieser.
\"Sorgt lieber dafür, dass ihr eure Klimaanlage wieder in Gang bekommt\", bellte es freundlich-dreist zurück. Ein letztes Zwinkern.

Er wird morgen wiederkommen, wieder mit dem Koffer in der Hand. Mit dem Mann in Schwarz im Bunde und dem Ziel, die Dummen über den Tisch zu ziehen. Der Erfolg ist garantiert, dank der Asse im Ärmel.
 



 
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