Schwelle

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revilo

Mitglied
hhhhhhhhhhhhhmmmmmmmmhhhhhhhhh, na ja! Zu pathetisch, zu dick aufgetragen.Der eisige an die Tür des Tages klopfende Finger wirkt ungewollt komisch. Der Mittelteil wirkt deplaziert und der Eintritt ist zu vohersehbar. Sorry, aber das war nix ! LG revilo
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wuestenerose,
der Titel hat Potenz.
Die Schwelle ist ein spannender Ort
Auf ihr gelingt kein Bleiben.

diesen Nicht - zustand haette ich gerne
erklaert.
Was sieht man wohl von dort?
Welche Stimmen sprechen?

lg
ralf
 

wüstenrose

Mitglied
hallo revilo,
hallo ralf,
danke für resonanz bzw. anregende Fragen.

was mich noch umtreibt: Mittelteil wirkt deplaziert.Grundsätzlich ging es mir vor allem anderen: um das Gefühl des deplaciert-seins. Sicher auch deshalb ein gewisser perspektivischer Bruch im Mittelteil: Ein Sich-Einfädeln ist nicht vorstellbar, alles widersetzt sich...

Kriege es nun nicht mehr hin, meinen eigenen Text aus der Distanz zu betrachten, daher vielleicht nochmal die Frage an Leser: kann ich den Leser ein Stück weit in diese Deplacierung mitnehmen oder wirkt es eher deplaziert im Sinne von: kein innerer Zusammenhang / zwischen den Teilen reißt der Faden ab, passt nicht zueinander...

LG wüstenrose
 

Perry

Mitglied
Hallo Wüstenrose,

bei einem solchen Momentbilder ist es sicher schwer ein Gefühl wie "delaziert" einzufangen.
Im ersten Vers stört mich der eisige Finger, denn den sehe ich förmlich brechen, beim Anklopfen. Mir würde hier zum Beispiel "klamme Finger" besser gefallen.
Im zweiten Vers nimmt vorallem das fast schon lächerlich wirkende "könnt ich wer weiß wo" das Tiefe aus dem Text.
Auch die Zeitebene würde bei so einem kurzen Text einheitlich besser wirken.
LG
Perry

PS: Hier meine Anregungen eingearbeitet:

Schwelle


kalt
stehe ich auf
klamme Finger klopfen
an die Tür des Tages

könnt ich zurück
könnt ich weglaufen
könnt ich woanders
nur nicht hiersein

denke ich
und trete ein
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Perry,

deine Antwort ist für mich sehr brauchbar / anregend und deine Version empfinde ich auf Anhieb gelungener als meine.
Freut mich sehr, dass du nachspüren kannst, wohin ich mit den Zeilen gehen wollte. Diesen Moment zu beschreiben, finde ich nach wie vor sehr spannend; in der Ausführung gibt es, wie ich sehe, für mich noch viel Spielraum nach oben, na denn: die erstbeste Version nicht einfach so hinwerfen, sondern misstrauisch sein, genauer hingucken / -horchen...

LG wüstenrose
 
Liebe wüstenrose,
diese letzte Fassung ist schlicht und geheimnisvoll und gelungen.
Allerdings kommt sie mir wie die letzten beiden Strophen eines Gedichts vor, dem die erste Strophe fehlt.
Herzliche Grüße
Karl
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Karl,
vielen Dank für deine Antwort! Oftmals bleibt dem eigenen Werkchen gegenüber doch ein vages Gefühl bestehen - - - und wenn sich dann Eindrücke anderer (schlicht, geheimnisvoll) mit dem eigenen Gefühl decken, ist die Freude groß!

Allerdings kommt sie mir wie die letzten beiden Strophen eines Gedichts vor, dem die erste Strophe fehlt.
Sehr interessant finde ich deinen Gedanken, dass da eine erste Strophe vorangestellt werden könnte. Nun habe ich das Gefühl, das Gedicht ist noch nicht fertig - ich meine das weniger in Bezug auf die "handwerkliche Ausführung", sondern mehr in die Richtung: ich habe nur den halben Inhalt präsentiert (was aber unter Umständen gerade den Reiz ausmachen kann). Ich geh da noch mal in mich...

lg wüstenrose
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wüstenrose,

für mich macht diese "fehlende" Strophe das Gedicht interssant. So kann sich nämlich jeder Leser seine eigene Einleitung schaffen.

Nehmen wir mal folgende Stelle:

ich komme an ihm
nicht vorbei
Für mich ist "ihm" hier nicht der Kokon, sondern ich mache es an einer Person fest, an der das lyr.ich nicht vorbeikommt.

Liebe Grüße
Manfred
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Manfred,
danke auch für deine Sicht!
Da mir die von dir angebotene Lesart flugs eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert, kann ich nur sagen: diese Lesart funktioniert auch!
(und eben fällt mir noch ein, dass ich bei Peter Weiss mal über die Wendung: Portalfiguren meines Lebens gestolpert bin; er wollte wohl damit sagen: Bei mir waren es die Eltern, die mein Eintreten oder auch meinen Nicht-Eintritt in diese Welt geprägt haben)

lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
die Firma wechselt den
Standort ein Schiff passiert das
Nadelöhr die Loire
mündet ins Meer

kalt und verschämt
hängt der Kokon
der Nacht in der Tür

ich komme an ihm
nicht vorbei
 

wüstenrose

Mitglied
letztlich hatte ich, nach dem Einwand von Karl, das Gefühl: da ist noch eine Lücke zu schließen.
nochmals vielen Dank für die Anregung!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hm... schwierige Sache.
Ich kann mich mit der zusätzlichen Strophe nicht anfreunden. Sie wirkt m.E. sehr konstruiert und auch der Zusammenhang mit dem restlichen Gedicht will sich mir nicht wirklich erschließen, höchstens dass du von alltäglichen Meldungen und Selbstverständlichkeiten auf das spezielle Problem des lyr.ich fokusieren willst.
Ohne die Einleitung hatte das Gedicht eine stärkere Wirkung.

Liebe Grüße
Manfred
 
Liebe wüstenrosa,
mir gefallen Gedichte, die von allgemeinen Situationen ins persönliche gehen. So gefällt mir auch dieses...
Im übrigen muss sich ein Zusammenhang auch nicht immer sofort erschließen...
Gruß
Karl
 

wüstenrose

Mitglied
Lieber Franke,
lieber Karl,
ich danke nochmal für eure Antworten!
kommt es so besser, kommt es anders besser?
Letztlich orientiere ich mich an meinem Gefühl, das mir sagt: Nun ist das Gedicht abgeschlossen, so mag ich es stehen lassen.

lg wüstenrose
 



 
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