Schwer zu beschreiben

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arle

Mitglied
Kennst du das? Wenn du nach Tagen der selbst auferlegten Eremitage, des Kreisens um deine Gedanken, deine Arbeit, dich selbst zum ersten Mal wieder auf die Straße trittst? Wie alle Menschen sich in Zeitlupe bewegen, schwerelos, wie unter Wasser. Als stündest du vor einem Aquarium. Setz eine Sonnenbrille auf, dann werden die Bilder noch plastischer.

Vielleicht bist auch nur du im Aquarium, und alle anderen stehen draußen und sehen dir zu. Die Geräusche wie durch Watte.

Weißt du, wie es ist, wenn man sich nach Tagen des Schweigens erst wieder an die eigene Stimme gewöhnen muss? Dreimal räuspern, bevor ein "guten Tag" zustande kommt.

Manchmal bleibst du so lange draußen, bis du wieder dazu gehörst. Manchmal kriechst du ganz schnell wieder zurück in deinen Bau.

Ich kenne das. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich es mag.
 
H

Hakan Tezkan

Gast
das kenn ich!
hab ein paar kleine anmerkungen:

Wenn du nach Tagen der selbst auferlegten Eremitage[red](dieses wort musste ich nachschlagen, irgendwie mag ich diese blöden fremdwörter nicht...)[/red], des Kreisens um deine Gedanken, deine Arbeit, [strike]dich selbst[/strike][red]oder nicht?[/red] zum ersten Mal wieder auf die Straße trittst? Wie[blue]vorschlag: alle menschen bewegen sich in zeitlupe, schwerelos, wie unter wasser. dann hast du das "wie...wie" problem gelöst...[/blue] alle Menschen sich in Zeitlupe bewegen, schwerelos, wie unter Wasser.
ansonsten habe ich deinen einsiedler text gerne gelesen.

lg,
hakan
 

arle

Mitglied
Kennst du das? Wenn du nach Tagen der Klausur, des Kreisens um dich selbst zum ersten Mal wieder auf die Straße trittst? Die Menschen bewegen sich in Zeitlupe, schwerelos, wie unter Wasser. Als stündest du vor einem Aquarium. Setz eine Sonnenbrille auf, dann werden die Bilder noch plastischer.

Vielleicht bist auch nur du im Aquarium, und alle anderen stehen draußen und sehen dir zu. Die Geräusche wie durch Watte.

Weißt du, wie es ist, wenn man sich nach Tagen des Schweigens erst wieder an die eigene Stimme gewöhnen muss? Dreimal räuspern, bevor ein "guten Tag" zustande kommt.

Manchmal bleibst du so lange draußen, bis du wieder dazu gehörst. Manchmal kriechst du ganz schnell wieder zurück in deinen Bau.

Ich kenne das. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich es mag.
 

arle

Mitglied
Kennst du das? Wenn du nach Tagen der Klausur, des Kreisens um dich selbst zum ersten Mal wieder auf die Straße trittst? Die Menschen bewegen sich in Zeitlupe, schwerelos, wie unter Wasser. Als stündest du vor einem Aquarium. Setz eine Sonnenbrille auf, dann werden die Bilder noch plastischer.

Vielleicht bist auch nur du im Aquarium, und alle anderen stehen draußen und sehen dir zu. Die Geräusche wie durch Watte.

Weißt du, wie es ist, wenn man sich nach Tagen des Schweigens erst wieder an die eigene Stimme gewöhnen muss? Dreimal räuspern, bevor ein "guten Tag" zustande kommt.

Manchmal bleibst du so lange draußen, bis du wieder dazu gehörst. Manchmal kriechst du ganz schnell zurück in deinen Bau.

Ich kenne das. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich es mag.
 

Balu

Mitglied
Manchmal bleibst du so lange draußen, bis du wieder dazu gehörst. Manchmal kriechst du ganz schnell wieder zurück in deinen Bau.
weißt du
das hier ist die beeindruckendste stelle
es ist ein text mit beklemmenden bildern

nach dem zweiten lesen war die watte da und ich habe fühlen können, was du meinst

nicht zuletzt wegen dem "weißt du", das den leser mit "hereinnimmt" und mit ihm teilt.

sehr fein, frau arle

gruß vom bären
 

MarenS

Mitglied
Es ist ein guter Text obwohl ich diese Situation überhaupt nicht kenne. Ich erlebte sie schlichtweg noch nicht.
Ich gebe offen zu, mich selbst mit deiner Darstellung noch schwer zu tun, so fern liegt mir allein schon der Gedanke, mich so zu verhalten.

Seltsam und schön, wie verschieden die Menschen sind.

Grüße von Maren
 

arle

Mitglied
Na, dann mal ein herzliches Sammel-Dankeschön an Maren, Balu und Mona!

Freut mich wirklich, dass Ihr damit was anfangen konntet.

Ganz liebe Grüße

Silvia
 
B

bluefin

Gast
eine hübsche selbstbetrachtung.

den "Guten Tag" müsstest du, glaub ich, groß schreiben.

leider ist das wort "klausur" neuerdings ziemlich eng mit dem begriff "schriftliche prüfung" verbunden. das reibt sich ein bisschen mit dem "kreisen um sich selbst". und letzteres endet, wenn du ehrlich bist, @arle, nicht damit, dass das lyrdu ins planchbecken springt: es hört sich da drin, wie wir erfahren, nur selbst reden.

warum sagst du nicht einfach:

Wenn du nach Tagen [strike]der Klausur, des Kreisens um dich selbst [/strike]zum ersten Mal wieder auf die Straße trittst?
die letzten beiden sätze deines textes versteh ich nicht ganz. dass dein erzählich den zustand kennt, ist selbstredend. und die frage, ob man "es" (das wissen oder die umstände?) mögen soll, kann bestenfalls rhetorisch gemeint sein.

die gute idee und das schöne bild hätten wohl einen geschickteren abschluss verdient. so nach art "drinnen ist es genauso wie draußen, nur anders", vielleicht?

lg

bluefin
 

arle

Mitglied
Vielen Dank, bluefin, für deine Beschäftigung mit dieser kleinen, wie du zu Recht sagst, "Selbstbetrachtung". Hatte ich gar nicht erwartet. Der Text entstand ganz spontan nach ein paar Tagen der Klausur (also der Schreib-, Lern- und Denkarbeit in fast völliger Stille). In solchen Zeiten ist man fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Darum das "Kreisen um sich selbst".

"und letzteres endet, wenn du ehrlich bist, @arle, nicht damit, dass das lyrdu ins planchbecken springt: es hört sich da drin, wie wir erfahren, nur selbst reden" - Diesen Satz habe ich leider nicht ganz verstanden; vielleicht magst du ihn mir bei Gelegenheit mal etwas genauer erklären.

Die letzten beiden Sätze (wobei das "ich kenne das" wohl wirklich zu vernachlässigen wäre) sind für mich insofern schlüssig, dass der o.g. Zustand ein durchaus angenehmer sein kann. Was aber nichts daran ändert, dass er auch eine Gefahr des sich völligen Zurückziehens beinhaltet. Und das ist auf Dauer wohl nicht gesund. Darin, dass man dies geschickter formulieren könnte, stimme ich mit dir überein; bisher ist mir nur noch nichts Griffiges eingefallen. Die Aussage "drinnen ist es wie draußen" ist sicher richtig, bei der Intention, die der Text hat, jedoch sinnverfälschend.

In jedem Fall denke ich über deine Vorschläge nach, danke dir noch mal für deinen Kommentar und schicke liebe Grüße.

Silvia
 
B

bluefin

Gast
liebe silvia,

du schriebst:
Vielleicht bist auch nur du im Aquarium, und alle anderen stehen draußen und sehen dir zu. Die Geräusche wie durch Watte.
und
Weißt du, wie es ist, wenn man sich nach Tagen des Schweigens erst wieder an die eigene Stimme gewöhnen muss? Dreimal räuspern, bevor ein "guten Tag" zustande kommt.
dein lyrdu setzt die sonnebrille auf, weil es nichts genau sehen will, und es hört nur sich reden, nicht die anderen: nahe am (narzisstischen) autismus.

zu filosofieren darüber, ob das schön sei, ist müßig. und ob man "es" mögen muss, auch. deine abschließende frage bezieht sich auf den zustand danach, nicht auf den "genuß" des vorherigen sich wegsperrens. wenn du den gemeint haben solltest mit "es", dann müsstest du dich klarer ausdrücken, sonst versteht's ein simpel wie ich nicht. mein lyrich (wir schreiben doch geschichten, keine selbstdarstellungen, nicht?) würde darüber nachdenken, ob die ausfallserscheinungen, die beim bad in der menge bei ihm zu beobachten sind, die askese im rattenloch wert seien und würde glatt zu dem ergebnis kommen, dass nicht: nach schreib-, lern- und denkarbeit im kabäuschen lechzt mein lyrich nach sonne, einem espresso an der straßenecke und nach einem guten gespräch. und nach musik.

lg

bluefin
 

arle

Mitglied
Da kannste mal wieder sehen, bluefin, wie unterschiedlich die Menschen doch sind...

Danke für die Antwort.

Später, mit wacherem Kopf und Zeit, vielleicht noch ein bisschen mehr dazu.

Liebe Grüße
 
B

bluefin

Gast
hallo silvia,

ich habe nur gut gemeinte textkritk geübt, anteilig auch inhaltliche. an einem persönlichen diskurs darüber, ob menschen verschieden ausgeprägt sseien, liegt mir nicht - das wäre nicht gegenstand und ziel eines literarischen forums, glaub ich.

damit kein missverstänsdnis aufkommt: dass es auch autisten gibt, wissen wir alle. wenn ein als solcher rüberkommendes lyrich dem leser fragen stellt, wie geschehen, darf nicht nur dieser, sondern auch der kritker antworten und sagen, was plausibilitätshalber wohl "schön" wäre.

mag sein, dass ein autor nicht immer mit den antworten auf seine fragen weiterkommt. dem kritiker mit der binsenweisheit zu kommen, dass menschen verchieden sein können, hilft allerdings gar nicht - die aufgezeigten mängel des an sich ja interessanten textes werden dadurch leider nicht behoben.

vielleicht noch ein aspekt: wer, wie du uns im nachhinein erklärt hast, unter "klausur" tatsächlich arbeiten und lernen (und nicht, wie in einer "eremitage", das bloße verstecken vor allen möglichen wirklichkeiten) versteht, hat an ihrem ende entweder etwas erreicht oder ist gescheitert. seltsamer weise ist das ergebnis dieser bemühungen oft das gleiche: die depression, die im falle der niederlage vom minderwertigkeitsgefühl genährt und im falle des sieges von der anschließenden leere bestimmt wird (post coitum omnium animal triste...). aber auch unter diesem gesichtspunkt wären deine "letzten fragen" rein rhetorischer art: "es" so weit kommen lassen zu müssen, ist keinesfalls "schön", sondern immer nur (u. u. notwendiges) übel.


liebe grüße

bluefin
 
B

bluefin

Gast
hallo balu,

für unsere geliebten braunbären hier die (freien) deutschen übersetzungen:

post coitum omnium animal triste = nach dem fick fällst du ins loch

autist = geistiger nasenbohrer

plausibel = wenn's nur von ein paar wenigen nicht für möglich gehalten wird

diskurs = debatte

depression = psychische niedergeschlagenheit; ggf. auch betriebswirtschaftlicher oder geometrischer bzw. geografischer begriff

wegen "klausur" oder "eremitage" müsstest du dich zu weiterer imprägnierung direkt an die autorin wenden - die begriffe sind umkämpft.

lg

bluefin
 

Balu

Mitglied
and the winner iiiiis
bluuuuuuefiiiiin

und der preis eine baggerfahrt durch die eifel
(mit beladener schaufel)

respektvolle grüße mit sympathielächeln
Balu
 
B

bluefin

Gast
in der eifel war ich öfters, aber nicht mit dem caterpillar, sondern mit dem moped (hatte früher mal eine ducati supersport) - da waren die hügel kahl, und der wald stand in den tälern. die bäche führten keinen kies, sondern liefen über schiefewr, und die forellen, die man klauen konnte, waren viel dunkler als die bei uns daheim. ist das immer noch so? und: gibt's gezz bären auf der nordschleife oder nicht?

sorry, @arle, ich schwoff ab - das thema hieß "schwer zu beschreiben". hey - hörst du noch zu?

sag mal, was findest du eigentlich wirklich schwieriges an diesem thema?

lg

bluefin
 



 
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