Sechzig

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F

Franz

Gast
Sechzig!

Hallo Euer Hochwohlgeboren,
vor einiger Zeit hast Du Dich in einer Antwort auf meinen (von mir inzwischen gelöschten) Beitrag "Morgengrauen" als "jemand, der auch 61 und ein paar Tage alt ist" bezeichnet. Ich kann also nur nachträglich zum Geburtstag gratulieren - und zu Deinem Gedicht! Von Lyrik verstehe ich zwar herzlich wenig, trotzdem (vielleicht gerade deshalb) bringt "Sechzig" bei mir etwas zum Klinge(l)n - Kant und der kategorische Imperativ fällt mir ein, es meldet sich Widerstand gegen die Anspruchshaltung, die da durchscheint, so stelle ich mir den heutigen Ethikunterricht vor. Und doch ist da auch leises Bedauern ob der Unmöglichkeit, diesen Maximen auch nur annähernd folgen zu können.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Inhalt Deines Gedichts als Prosatext ähnliche Wirkung hätte - weiß nur nicht, woran das liegt.

MfG Franz
 

Herzog

Mitglied
Die Kunst und das Leben ...

... sind bekanntlich zwei Paar Schuh, so auch das lyrische Ich und die Biographie eines Autors... (Abgesehen davon: Ist es denn nur erlaubt, aktuelle Texte unter die Leselupe zu legen?)

Was deine Frage nach den Wirkmechanismen von Lyrik angeht - ich denke, lyrische Präzision ist von anderer Art als die in einem erzählerischen (oder dramatischen) Text. Vielleicht spricht sie den Leser/Hörer schon allein wegen der Knappheit der Form direkter an, fordert Identifikation oder Ablehnung auf engerem Raum...

Deine Anmerkung hinsichtlich Anspruchsdenken habe ich möglicherweise nicht ganz verstanden. Ich meine nur, dass wir gerade im fortgeschrittenen Alter verpflichtet sind, Ansprüche an uns selbst zu richten, um nämlich von den Jüngeren nicht schulterzuckend aufs Altenteil geschoben zu werden!

Freundlicher Gruß, Herzog
 
F

Franz

Gast
Re: Die Kunst und das Leben ...

Lieber Herzog,
danke für Deine Antwort.
Natürlich meinte auch ich den Anspruch an uns selbst. Ich habe versucht, die Wirkung des Gedichts auf mich auszudrücken - und da spielte tatsächlich die Frage der Identifikation eine Rolle. Insofern trifft Deine Erklärung der Wirkmechanismen von Lyrik den Nagel auf den Kopf. Das hilft mir jetzt schon etwas weiter, ich habe da noch einiges zu lernen. Vielleicht sollte ich mir doch mal ein Fachbuch über Lyrik zu Gemüte führen ...

MfG Franz
 

Dorothea

Mitglied
Altern leicht gemacht?

Hallo Herzog,
der Text ist rhythmisch und semantisch sehr schön geschrieben. Aber er beschreibt wohl mehr den perfekten Senior (offen, abgeklärt, immer noch neugierig und flexibel) als den realen und unterschlägt ein wenig die Problematik des Alterns, die viele Menschen nicht so glatt bewältigen.
Meint jedenfalls, bei allem Respekt für das handwerklich gut gemachte Werk,
Dorothea.
 



 
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