Seifenblasen

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Platzen der Seifenblasen

Hallo Twinanni,

also versuche ich einmal zu ergründen, warum mir Dein Gedicht so wenig zusagt.
Im Prinzip hantierst Du mit der alten Metapher der platzenden Seifenblasen, mit denen Hoffnungen oder Träume verglichen werden.
Du machst hier quasi die Metapher selbst zum Thema. Baust das Bild weiter aus. Aber irgendwie füllt sich für mich der Text nicht mit weiterer Bedeutung. Es bleiben Seifenblasen.
Der "Lebenstraum", ein hochgestochenes, aber hier unerklärtes und damit inhaltsleeres Wort, beendet das Gedicht zu dem bedeutungsschwanger, aber dennoch leer.
Welcher Traum? Welches Leben haben Seifenblasen, welche Träume?

Aber eines hat Dein Gedicht bewirkt!
Es erinnerte mich an die sehr gute phantastische Kurzgeschichte "Auf der Seifenblase" von Kurt Laßwitz (u.a. in: Das Raumschiff, Neues Leben Berlin, 1977)

cu
lap
 

Twinanni

Mitglied
Hallo Lapismont!
Danke für deine Erklärungen ... .
‚Die Seifenblasen bleiben Seifenblasen‘, ‚Du machst die Metapher selbst zum Thema‘.
Ja, das hast du völlig Recht!
Mehr soll es auch gar nicht sein – eigentlich wollte ich es eher so verstanden haben, dass die Seifenblasen keine metaphorisierten Träume und Wünsche sind, sondern sie viel mehr selbst personifiziert werden.
Sie sind was sie sind, entstanden aus Schaum, fliegen herum, platzen am Gartenzaun, machen dabei plopp oder auch nicht.
Das steht nicht für etwas anderes sondern nur für die Tatsache an sich!
Und das mit dem Lebenstraum: Sie ‚sterben‘ sozusagen daran, dass sie davon fliegen wollten, sterben also an oder durch ihren Lebenstraum ‚Freiheit‘!
Findest du es mit der Erklärung logischer?
Irgendwie würde ich dich gern überzeugen :)
Gruß Twinanni
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Twinanni,

ich kann Deiner Intention schon folgen. Nur enthält Dein Gedicht für mich als Leser keine Spannung oder Erstaunliches.
Auch stilistisch kann es mich nicht begeistern.
Schau mal, was Du den Seifenblasen an Verben, Partizipien und Adverben beifügst:

zerplatzen schwebend
getrieben
fliegen lautlos
wie um abzuhau'n.
können nicht flüchten,
dürfen nicht fliehen
entstanden
sterben qualvoll
klagend leise

Für mich vergrößert diese ausführliche Beschreibung die Distanz, die ja an sich schon schwer zu überbrücken ist, da Seifenblasen für eine kurze Lebensdauer an sich stehen.
Sie sind Chemie. Warum sollte ich ihrem Platzen eine Qual zuordnen oder gar mitfühlen?
Sie wollen erst einmal nichts, denn sie sind tote Materie. Aber ihrer Beobachtung ein Denken aufdrücken, müsste den Beobachter mehr in die Mitte rücken.
Für mich fehlt in dem Text etwas, das über das Beschreiben hinaus geht und auch noch nachvollziehbar ist.

cu
lap
 

Twinanni

Mitglied
Hey Lapismont!
‚Warum soll ich ihrem Platzen eine Qual zuordnen‘?
Vielleicht liegt da der Unterschied, den man in das Gedicht hineinlesen kann oder hineindeuten kann und der es eventuell auch zu etwas Besonderem macht – auch wenn die Seifenblasen eine oft verwendete Metapher darstellen.

Ich persönlich habe mit den Seifenblasen eben nicht ‚tote Materie‘ verbunden, sondern sie vielmehr als lebendige Wesen angesehen – und das ist es auch, was über die normale Beobachtung hinausgeht.
Man soll als Leser nicht beobachten sondern sich in die Seifenblasen hineinversetzen!
Das ist vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar, dass muss es meiner Meinung nach aber auch nicht sein, es war eben meine Empfindung.
Danke für deinen Kommentar!
Gruß, Twinanni
 



 
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