Selbsterkenntnis

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Kitty-Blue

Mitglied
Selbsterkenntnis

Du hast mich schlecht behandelt,
ich habe dir verziehen.
Du hast mich geschlagen,
ich habe stillgehalten.
Du hast mich gedemütigt,
ich habe es entschuldigt.
Du hast mich nicht geliebt,
ich wollte es nicht wahrhaben.
Du hast viel von mir verlangt,
ich habe alles getan,
damit du bei mir bleibst.

Und jetzt stehst du vor mir
und sagst, dass du gehst.

Und ich fühle,
dass ich dabei
nicht dich verloren habe,
sondern mich selbst.
 

gox

Mitglied
Selbsterkenntnis soll ja der erste Weg zur Besserung sein ;-)
Allerdings kommt die Erkenntnis in Deinem Gedicht recht spät - wie es im wirklichen Leben wohl auch nicht selten geschieht. Seltsam, dass 'ich mich selbst' erst verloren habe zum Zeitpunkt des Verlassen-Werdens. Das tatsächliche Verlieren geschah bereits beim ersten Verzeihen. Trauriges Gedicht, schöne Lebensnähe! Öhem.... von den 3 x 'und' am Ende würde ich aber ein oder zwei weglassen, vielleicht klingt ' Jetzt stehst du vor mir und sagst, dass du gehst. Ich fühle...' eine Spur direkter...
Viele Grüsse!
 

Warui

Mitglied
Hallo Kitty-Blue,

Ich kann mich noch gut, viel zu gut, erinnern, dass es bei mir recht ähnlich war .... bis auf das "nicht lieben", aber das will man im Endeffekt auch sich selbst kaum eingestehen ...

@gox:
Das mit dem "sich selbst verlieren" passt schon ... denn selbst, wenn man es schon vorher getan hat und "verloren ist", wird einem das zu spät bewusst ... Es heißt ja auch in dem Gedicht "Und ich fühle, dass...". Ich würde dir allerdings widersprechen, wo das "sich verlieren" anfängt ... Man soll nicht "Alles aus Liebe" tun, wie es das gleichnamige Lied der Toten Hosen beschreibt, aber es ist trotzdem richtig, auch zu verzeihen, rein vom Menschlichen her, ohne diesen Rattenschwanz an gesellschaftsfähiger Moral.

Ich würde nur das mittlere "und" weglassen, denn das "und" an sich bezeichnet ja hier eine chronologische Abfolge, das "sagst, dass du gehst" ist eher eine gleichzeitig ablaufende Handlung zu "jetzt stehst du vor mir". Kann man mit dieser Begründung weglassen und sogar mit dieser Begründung reinschreiben ^^

Mata ne
Warui
 

roland

Mitglied
Hallo Kitty Blue,
Dein Text wirkt so traurig auf mich, wie diese ganze vertrackte Erfahrung es mit sich bringt.
Dieses Hoffen, mit dem Zurücksetzen eigener Wünsche / Lebensnotwendigkeiten etwas Wesentliches für eine Partnerschaft getan zu haben, die man sich erhalten möchte!
Und dieser Schmerz, wenn man es dann doch nicht mehr aushält und sich seine Freiheit nehmen muß, sei es von allein oder weil man verlassen und damit gezwungen wird...
Deine Erkenntnis, Folgerung zuletzt bergen nicht nur einen Abschluß, eine Niederlage und ein Ende in sich, sondern enthalten auch den Wegweiser in einen Pfad dorthin, wo/wie man es besser für sich einrichten wird. Also: richtige, echte, lebendige Zukunft steht auch auf solchen Fundamenten.
Das wünsch ich Dir.
Herzlich Roland
 

Illy

Mitglied
das ist perfekt, mir gehts zur zeit genauso, wunderschön
Ich muss sagen, die vielen "und" stören mich gar nicht so sehr.
Ich finde, es passt einfach alles in diesem Text

LG

Illy
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

vielleicht hätte ich es nur einfach "Erkenntnis" betitelt.

Ich denke mal, es werden sich sicher einige darin wiederfinden, sofern man natürlich diese Erkenntnis schon gewonnen hat.

Passend zu dem ersten Abschnitt, das "sich selbst verloren haben" und dann verliert man diesen Menschen und findet sich selbst wieder.

Nur mal meine Gedanken/Interpretation dazu, unten drin.

Selbsterkenntnis

Du hast mich schlecht behandelt,
ich habe es dir verziehen.
Du hast mich auch geschlagen,
ich habe dabei stillgehalten.
Du hast mich oft gedemütigt,
ich habe es entschuldigt.
Du hast mich wohl nicht geliebt,
ich wollte es nicht wahrhaben.
Du hast viel von mir verlangt,
ich wollte dass du bei mir bleibst.

Und jetzt stehst du vor mir
und sagst mir dennoch,
dass du gehst.

Und ich fühle plötzlich,
dass ich dich nicht verloren habe,
sondern mich selbst gefunden.
 



 
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