Selbstkritik

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darkling

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An gott oder wen auch immer

ich weiss nicht wer ich bin.

Die nächste frage die ich mir zwangsläufig stellen muss, ist ob ich überhaupt jemals wirklich gewusst habe oder wissen werde wer ich eigentlich bin.

Ich gebe ehrlich zu das ich mich selbst nicht verstehe. In wie weit sind wir überhaupt fähig zu verstehen?
Ist es dann überhaupt möglich zu sagen wer man eigentlich ist? Wie soll ich jemandem erklären wer ich bin wenn ich mir doch selbst so fremd vorkomme?
Es gab eine zeit in der ich scheinbar wusste wer ich bin und ich war stolz auf das was ich war. Es war zweifellos eine Illusion, die ich mir selbst jahrelang - mit Erfolg wohlbemerkt - vorgegaukelt habe.
Aber warum? Um mich vor meinem wahren selbst zu beschützen, um mich nicht selbst bloßzustellen und mich nicht von mir selbst angewiedert zu fühlen, um nicht das wundervolle bild zu zerstören das ich und alle anderen von mir hatten, was zweifellos auch alles zerstört hätte woran ich festgehalten habe und was mich stark gemacht hat.
Ich habe mir selbst und allen anderen etwas vorgemacht und es hat gut getan sich selbst zu belügen, vor allem deshalb weil ich ziehmlich gut darin war.

Nun, da diese Illusion in sich zusammenbricht, wie auch alles irgendwann zusammenbrechen muss, was aus falschen Motiven gegründet wurde, wird mir alles bewusst.
Langsam aber sicher erscheint vor mir das kleine Häufchen Elend, das ich wirklich mein wahres selbst nennen kann, welches nicht fähig ist allein zu bestehen und noch viel weniger dazu fähig ist mit anderen zu bestehen.
Trotz allem herrscht in mir eine unheimliche Ruhe.

Vielleicht weil das fundament meiner illusion schon vor geraumer zeit zu bröckeln anfing und ich nicht das geringste dagegen getan habe oder tun wollte. Vielleicht dachte ich es wäre an der zeit mir selbst gegenüberzutreten und vor mir selbst rechenschaft abzulegen.

Aber wozu? Um zu erkennen wie sehr ich doch eigentlich unter mir selbst litt oder um mir vor augen zu halten was für ein jämmerlicher Schwächling ich war? Wenn ich nicht einmal mir selbst gegenübertreten konnte wie sollte ich dann jemand anderem gegenübertreten können, mich zur Wehr setzen, falls mir jemand ein unrecht antun wollte?

Vor den trümmern meiner selbst wird mir jedoch bewusst, das der einzige mensch, der mir je unrecht angetan hatte, ich selbst war.
Ich hatte mir selbst das recht genommen, das zu sein, was ich letztlich war und die möglichkeit an mir selbst zu wachsen und über mich hinaus zu wachsen und dadurch vielleicht wirklich der mensch zu werden, den ich allen vorgegaukelt habe.
 

yuki

Mitglied
hallo darkling,

ich finde deinen text sehr fließend; irgendwie hat man beim lesen den eindruck einem intimen selbstgespräch zu lauschen, so als ob es da zwei personen gäbe, eine die langsam verblaßt und eine andere, erkennende; zum schluß hat man dann das gefühl ein unterirdischer bach dringt langsam ans licht,
du hast einige beistriche vergessen, ansonsten habe ich an deinem text nichts auszusetzen,

liebe grüße

yuki
 



 
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