Semper idem

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Gerd Geiser

Mitglied
Es gibt ein Gespenst, das noch keiner je sah,
geschweige denn hörte, und doch ist es da.
Sein Unwesen treibt es hinter dem Auge
der Waschmaschine in heißer Lauge,
folgt mir des Nachts bis hinein in den Traum,
dann kämpf ich mit ihm, und ich seh doch nur Schaum.

Du garstiger Alp du, du widerlicher,
fühlst dich im Seifenschaum heimisch und sicher,
hältst dich auf meine Kosten gesund
und sorgst dich um nichts, du sorgst nur für Schwund.
Wann immer sich drehn in der Trommel die Socken,
weiß ich dich heimlich schon wieder frohlocken.

Zehn werf ich rein, und fünf hol ich raus,
der Rest ist verschwunden, das halt ich nicht aus.
Ich sag dir, dein Tun ist so mies und so ärmlich,
doch eins find ich schamlos und völlig erbärmlich:
Dass du dir von jedem gezockten Paar
einverleibst nur e i n Exemplar.

Aber irgendwann, du elender Schrat,
koch ich die Socken auf 100 Grad,
und dann schleuder ich sie im Morgenrot
eine ganze Stunde. Und dann bist du tot.
 
N

nachtlichter

Gast
(Über-)Lebenshilfe im Haushalt

Super, lieber Gerd Geiser!

Das von Dir beschriebene Phänomen kennt jeder, der einen Waschmaschinenvollidiomaten in seinem Haushalt beschäftigt - aber bisher wußte keiner Abhilfe hinsichtlich des Sockenschwundes.

Ich bin aber nach wie vor der Überzeugung, dass es sich weder um ein Gespenst, einen Kobold oder einen Klabautermann handelt - es sind definitiv Aliens, die zum einen intelligenter als wir sind und zum anderen auf Socken als vitaminreiches Nahrungsergänzungspräparat angewiesen sind. Da auch im Universum abwechslungsreiche Kost empfohlen wird, um einer einseitigen Ernährung vorzubeugen, trennen sie die Sockenpaare - das weibliche Exemplar wird verschlungen, der Witwer bleibt schluchzend in der Waschmaschine zurück, um nie wieder einen Fuß bekleiden zu dürfen. Es sei denn, sein Mensch ist farbenblind.

Jetzt plaudere ich wieder, anstatt seriöse Textarbeit zu betreiben. Allora:

hälst dich auf meine Kosten gesund
"hälst" kommt nicht von Hals, denn Socken werden weiter unten getragen - es fehlt ein Tee (besonders bei der aktuellen Witterung) und schon hat der Strumpf Halt und sein Rachen kratzt nicht mehr so.

Ich find dein Verhalten so ärmlich,
doch eins find ich gänzlich erbärmlich,
Diese Passage ist die einzige, die ich für nicht so gut gelungen halte - zum einen wegen der Wiederholung des "find", zum anderen holpert der Reim, der 1. Satz hat zu wenig Silben, glaub ich - von Versmaß verstehe ich leider immer noch sehr wenig bis nicht viel, muß ich gestehen.

Vorschlag meinerseits:

[blue]Dein Verhalten wirkt auf mich so ärmlich,
doch eins halte ich für gänzlich erbärmlich...[/blue]

Danke für die Lebenshilfe!

Liebe Grüße
Regina
 
N

nachtlichter

Gast
Moin moin Gerd,

beim näheren Hinsehen erscheint mir mein Vorschlag auch nicht gut, da ist zu viel "lich" drin...

Dein Verhalten wirkt auf mich so ärmlich,
doch eins halte ich für gänzlich erbärmlich...
Also, wie wäre es mit:

[blue]Dein Verhalten wirkt auf mich so ärmlich,
doch eins erscheint mir ganz erbärmlich ...[/blue]

Ich wünsche Dir ein kühles Lüftchen,

Regina
 

Gerd Geiser

Mitglied
Liebe nachtlichter,

es stimmt. In Gesellschaft von langen Zeilen sind kurze Zeilen zu früh zu Ende. Ich bin mal selbständig angefangen zu basteln. Nichts gegen deine Version, ich finde aber, an dieser Stelle muss mehr Empörung zum Ausdruck gebracht werden.

Und dann habe ich das mit dem Kochen probiert und siehe da, es hat geklappt. Die Sockenpaare bleiben vollständig. Jetzt frage ich mich, ist das von mir vermutete Gespenst tot oder haben deine Aliens kein Interesse mehr, weil durch das Kochen ja die Vitamine kaputt gehen? Ist aber auch zu blöd, dass mit jeder Lösung gleich neue Fragen auftreten.

Nachdenklich
GG
 



 
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