Sentimentales...

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K.F.Bean

Mitglied
Sentimentales...

Trunken, benommen, taumelnd vor Glück
Tanzende Seele und rasendes Herz ;
Zartrot die Wangen, ohne Zweifel : Verrückt.
Weit entfernt von depressivem Schmerz.
Durch Körper und Geist fließt Leben aufs Neue,
Einsames Sehnen scheint nie passe...
Gedanken geschwängert von Furcht und Reue
Doch kein Zurück, und noch kein Resümee.
Melancholie - welch süßes Leiden!
Sich sonnen im Schmerz des wankenden Herzens...
Sich in Gewändern des Verlangens kleidend,
Stürzt man ab, entzündet verbotene Kerzen.
Im endlosen Fall von Liebe gefangen
Vergisst man Verstand, Gesetz und sich selbst
Träumt fiebrige Träume, so unbefangen.
Schreckt hoch nachts im Schlafe, und fürchtet das Hell.
Die laute Musik verdrängt meine Worte,
die ich dir sage, du kannst nicht verstehen...
Und trotz alldem, oder gerade deswegen, wirst du bald
wieder von mir gehen.
 
T

Tabasco

Gast
...

Habe ja eben schon auf deine Kurzgeschichte geantwortet, die mir so gut gefallen hat. Aber das Gedicht ist auch klasse. Vielleicht kommt es gerade deswegen so wirksam rüber, weil es ohne Strophenumbruch geschrieben ist. Würd ich auf keinen Fall ändern. Vom Inhalt, den ich auch nur allzu gut auf mich selbst projizieren kann, mal ganz abgesehen, finde ich auch, dass du einen echt guten Schwung in den Reimen hast. Also es liest sich sehr gut. Nicht holperig oder so, wie es bei vielen Gedichten hier in der Leselupe der Fall ist.
Allerdings ist es wohl auch so, dass ein mancher Zeilen anders liest, anders betont als ein anderer, was heißt, dass nicht jeder den "Flow" in einem Gedicht unbedingt wirklich mitbekommt. Deswegen les ich meine auch immer am liebsten selbst vor, auch wenn ich's mir so gut wie nie zutraue. *gg*

Aber bei deinem klappt das echt gut. Dadurch versteht man auch sofort, was du zu sagen versuchst und kann viel mehr die Worte auf sich wirken lassen, als sich mit der Textgestaltung als solche befassen zu müssen.

Sehr schön geschrieben...

Und wieder muss ich auch hier mal wieder noch ein eigenes Beispiel anführen *g* (da komm ich irgendwie nicht drum rum)
Ich hab mich auch des öfteren mal daran gewagt, ein Gedicht ohne direkte Strophe, oder besser als eine einzige Strophe, zu schreiben. Irgendwann hab ich das dann noch verschärft, und aus einem strophenlosen Gedicht einen einzigen Satz gemacht. Ob's mir gelungen ist, weiß ich nicht, aber ich wollt's dir einfach mal zeigen:
Also:


Alptraum

Wird fragend, hinter Gittern jaulend
eine Antwort ausgesperrt,
so ist die selbe für mein Wesen
längst mit Tränen abgeklärt
und wird die Sehnsucht nach Vergessen
niemals stillen, wenn der Herd
der glühend-heißen Leidenschaft
meine Hand zum Brennpunkt zerrt,
ohne den Moment des Denkens
hier zu lassen, hier bei mir,
damit ich fühlen kann,
wie all die Schmerzen
flüsternd jagend, stiller Gier
nach dem Sinn der Einsamkeit
lustvoll keuchen, bis auch wir
zum Teil des Spiels geworden sind,
das keiner mit nach Hause nimmt,
nur lachend spielt am Stammestisch,
weil Angst so gern die Karten mischt,
wobei man nie gewinnen mag,
durch den Geruch von Knochenmark,
der lauernd bis zum Nachtanbruch
bedrohlich auf dem Tage lag.

Tabasco 2002


Der längste Satz, den ich je geschrieben hab, denke ich. *g* Obwohl man zugegebener Maßen auch Punkte anmanchen Stellen hätte setzen können, wenn man wollte.

Aber abschließend kurz nochmal zu deinem Gedicht...

>>Melancholie - welch süßes Leiden!
Sich sonnen im Schmerz des wankenden Herzens...<<

...ich weiß ganz genau was du meinst ;-) :-/


nochmals Grüße,

tab
 



 
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