September

2,00 Stern(e) 6 Bewertungen
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo daunelt,

was für ein text. er lässt mich ratlos & sinister, wenngleich voller assoziationen und querverbindungen innerhalb deiner metaphern.
wer wird mir liebe geben ist wahrscheinlich wesentlich für das poem, ist aber die zeile, die mich am meisten irritiert. nicht unbedingt im sinne von stören, eher im sinne von oben gebeichteter ratlosigkeit.

wie auch immer: es geht tief hinab in kalte höllenschlünde...

liebe grüße
nofrank

ps: bewertung fällt bewusst aus; kann ich nicht, überfordert mich...
 

Athene

Mitglied
tut mir echt leid das zu sagen aber ich finde
dieses Gedicht wirklich nicht so gut.
Ich kann damit überhaupt nichts anfangen.

Aber muss ja auch nicht jedem gefallen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo,

gut, dass sich hier noch jemand einfindet. aus rein egoistischen motiven, wäre ich aber doch noch an inhaltlicher auseinandersetzung interessiert. also bitte: erklärt euch.

diskussionsfreudige grüße
nofrank
 

Daunelt

Mitglied
hallo,

auch mich macht einiges ratlos, nicht eure antworten, athene und nofrank, sondern die bewertungen, die das kleine gedicht erfahren mußte. noch nicht so lange in der leselupe glaubte ich, es gebe gewisse, na sagen wir freiräume, wenn man ein werk unter "experimentielles" einstellt und nicht gnadenlose 1/2 wertungen, zudem annoym, ohne das die werter auch mal sagen, warum. nun, es wird mir eine lehre sein. trotzdem, wenn es gewünscht wird, ein paar erklärende worte. diese zeilen fielen mir so in die feder, beim betrachten eines alten Apfelbaums am flußufer im september, den kopf voller existentieller probleme und schon mitten im herbst-blues. ich habe etliche jahre direkt an der werra gewohnt, sie war mit ihrer ständig wechselnden gestalt mein steter begleiter. sie spiegelte jahreszeiten, wetter und stimmungen wider wie ein spiegel und verführte mich zu sonderbaren gedanken, die ich aber offenbar nicht rüberbringen kann, auch nicht als experiment.

d.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo daunelt,

oh, wie ich gut ich dich verstehen kann, bezüglich der anonymen wertung und der allgemeinen "ignoranz". geht mir oft genug genauso, aber ich bin mir sicher, dass es nichts über die qualität der texte aussagt. also bitte keinesfalls mit den experimenten aufhören!

ich zumindest (bestimmt auch andere) bin hier, nicht nur um meinen eigenen müll abzuladen, sondern mich an den werken anderer zu reiben. ja, es ist nett, ein gutes gedicht zu lesen, aber mal ehrlich: mehr als die hälfte der beiträge überfordert einen nicht gerade. ist auch in ordnung.

gerade deshalb freue ich mich aber über jede stimulanz, die hier so auftaucht. und dein september hat mich richtig irritiert, im positivsten sinne. nicht weniger, mehr davon, auch wenn es in die hose geht, mühsam ist, frustriert. nicht kleinkriegen lassen, sondern stehenbleiben.

experimentell war noch nie massentauglich.

solidarische grüße
nofrank
 

Daunelt

Mitglied
Lieber NoFrank,

Danke für Deine Zeilen, die mir gut tun. Es ist völlig okay, wenn die eigenen Werke von anderen Lesern kritisiert oder auch abgelehnt werden. Nur zum Lobhudeln braucht man ja kein Forum. Aber irgendwie freut man sich natürlich über ein positives feedback und ärgert sich oder ist enttäuscht, wenn das Poem verrissen wird. Das anonyme Wertungen möglich sind, weil sie "Racheakte" verhindern, finde ich grundsätzlich ebenfalls okay, aber irgendwie frustet doch die fehlende Möglichkeit, sich mit dem Werter auseinanderzusetzen. Ich habe außerdem das ganz persönliche Problem, äußerst empfindlich zu reagieren (beim Austeilen bin ich weniger zimperlich). Da ich das noch "mitkrieg", bin ich mögliherweise aber doch theraphiefähig. Vielleicht hilft die Leselupe und ihre kritischen Mitglieder ja ;-)

Liebe Grüße
Daunelt
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi daunelt,

ich habe festgestellt, dass die anonymen gar nicht immer bewusst sind, sondern einfach nicht auf zeile haben, dass die bewertungen unterschiedlich vorgenommen werden können. ich hab's auch erst durch zufall bemerkt und dann geändert, weil es ja nicht um racheakte geht, sondern um konstruktives miteinander.

...und der schreiber an sich ist schon ein mimöschen. da gibt's kaum ausnahmen. meine rumpelsilzchenattacken sieht ja glücklicherweise keiner :)))

wieso ist der bewertungsbalken des gedichts eigentlich rot?

so, genug dazu,

neues lesefütter suchen

grüße
nofrank
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
ja, wieso ist der Balken eigentlich rot? Und wieso beginnt er von links und tendiert nach rechts?
Verschwörung? Diktatur? Revolution?
Wer weiß....
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
es geht schließlich ein ruck durchs land, der tendiert nach rechts. aber die revolution ist grün.

...hab' noch einen roten gefunden. das muss was bedeuten.

nofrank
 

Jongleur

Mitglied
die erste Zeile haut rein ...

... oder raus!

Ich finde diesen kleinen persönlichen September gar nicht so schlecht. Ich muss mich nur dazu zwingen, mit den Augen über diesen ... Sch.... zu gleiten, der bremst mich aus. Der tut weh. Ist eklig. Dazu unverständlich. Auch in der gesamten Wendung. Nichts fällt mir ein zu einem Auge, das ein Schleimklumpen ist (widerlich, Schneckenschleim, für ein festes Ding eine zerfließende Zerstörung). Schon Klumpen ist für ein solch feinsinniges Organ eine Darstellung, bei der ich mich frage, was will mir der Autor damit sagen, wie kommt er zu seinem Bild? Dann noch ein ... Schleimklumpen. Die fürchterlichen "Spucknäpfe" des beginnenden 20. Jahrhunderts fallen mir ein, "bitte nicht auf den Boden spucken".

Ich entscheide mich für ein unklar sehendes Auge, eine schlierige Wahrnehmung - stolpere über das irdene (aus Tohn gemacht) Gesicht - und folge zum Apfel, Herbstfrucht, Ernste. Fällt ins Wasser. Mmh. Ein Fluss. Ruhig. Eine glatte Oberfläche. Wo sind die konzentrischen Kreise, die der eingetauchte Apfel hervorruft? Blei ... wieder eine traurige Anmutung, ein schwerflüssiges Herbstgedicht, eine graue, zähe Stimmung. Wie sich am Ende in der Frage ans Leben zeigt. Liebe. Scheint für das Lyrische Ich in diesem Herbst, im kommenden Winter brachzuliegen.
Die letzten Zeilen scheinen mir sehr dramatisch. Welches "Schweigen" beträfe die Vögel? Und dann noch die Verstärkung, schwarzes Schweigen. Das Lyrische Ich als Vogel, dem die Flügel gelähmt sind?
Über allem kommt mir Rilke in den Sinn, die letzte Strophe seines "Herbsttag

[ ... ]

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."

Jongleur
 

Daunelt

Mitglied
Hallo SDta.tor, hallo nofrank !

Eigentlich dachte ich, Ihr könntet mir erklären, warum der Balken rot ist (dank Jongleur jetzt grün), derweil Ihr schon viel länger in der Leselupe seid. Jedenfalls, wenn man klopfenden Herzens in ein Forum schaut, um festzuzustellen, ob und welche Wertung man eingefahren hat und es leuchtet einem ein einsames, bedrohliches ROT entgegen, ist der Tag gelaufen (nicht ganz ernst gemeint). Ob es ein Hinweis auf meine Mitgliedschaft in einer der großen Volksparteien ist ? Kann ich mir aber nicht vorstellen. Glaube eher, damit werden besonders miese und ätzende Texte gebrandmarkt - oder doch wiederum interessant gemacht ? Keine Ahnung..... ;)

Daunelt
 

Daunelt

Mitglied
Lieber Jongleur,

Danke für Deine freundliche Bewertung ! Ein paar Zeilen mit dem Versuch einer Deutung: wenn ich morgens miesmutig und noch müde aufwache, kann ich manchmal kaum aus den Augen schauen. Statt der wunderbaren Sehwerkzeuge habe ich zwei klebrige, lichtempfindlihe Schleimklumpen im Gesicht, die zu früher Stunde wenig taugen. Zugegeben, ein vielleicht übertrieben hartes (und ekliges) Bild, aber es spiegelt die sinistren Gedanken, die mich beim Schreiben heimgesucht haben. Und jenseits des Wunders der Sehfähigkeit sind doch diese Organe (wie auch andere) im Grunde nur Gewebe, Blut, Glibber. Wenn wir sterben, faulen sie als erstes weg. Und das Gedicht, in melancholischer Herbststimmung geschrieben, befaßt sich mit Tod und Ende. Auch das Gesicht ist, mag es nun noch so interessant, markant oder schön sein, nur dazu bestimmt, zu Erde, also zu Ton zu werden. Der Betrachter sieht einen Apfel ins Wasser fallen. Eben noch rot und saftstrotzend, stürzt er in den Fluß und ist fort, verschluckt vom bleigrauen, kaum bewegten Wasser (so sah es an diesem Tag aus), mögliche konzentrische Ringe nimmt er nicht wahr. Genauso wird auch er enden. Undeutlich spiegeln sich Vögel in der Flut. Der nahende Winter, die schwarze (schwarz im Sinne von tot), schweigende Natur, wird ihren Flug lähmen. Sie werden im Winter verhungern oder ziehen fort, fliegen über den Fluß, lassen mich allein und ohne Trost zurück. Trauer und Verlassenheit bleiben und die Frage: woher und von wem soll Liebe - und damit Lebenswille - kommen. Der Schreiber ist so in seiner Elegie gefangen, daß er auf die auch möglihe Frage "wem werde ich Liebe geben" gar nicht kommt. So in etwa waren die Gedanken beim Schreiben des Textes.

Eine schöne Woche wünscht Dir
Daunelt
 

Anysa

Mitglied
Hallo Daunelt,

du hast mit deinem Gedicht einiges durch. Von guter bis sehr schlechter Kritik hast du alles bekommen.
Mir gefällt dein Gedicht. Bei mir kommt da etwas Melancholie auf, mein Herz wird traurig und dunkle Wolken ziehen auf.
Es gibt sicherlich bessere Gedicht und vielleicht stimmt auch etwas nicht daran. Aber ich lese ein Gedicht und entweder es bewegt etwas bei mir oder nicht. Es muß ansprechend sein und ein Gefühl bei mir auslösen. Und das hat dein Gedicht geschafft.
Ich sage dir ehrlich, ich habe dir eine 7 als Bewertung gegeben und dazu steh ich auch.
Kritik ist in der Leselupe manchmal sehr hart und auch ich schau immer mit klopfendem Herzen auf meine Bewertungen. Aber ich versuche immer, aus der Kritik zu lernen, weshalb ich hier überhaupt hier bin.
Es gibt nun mal unterschiedliche Meinungen, laß dich nicht entmutigen.

Liebe Grüße
Anysa
 

Daunelt

Mitglied
Liebe Anysa,

Danke für Deine Bewertung und die freundlihen Worte. Schön, wenn die Woche so anfängt :) Mir geht es übrigens wie Dir: ein Gedicht muß mich ansprechen und berühren, dann sind Interpretationen nur noch Beikost. Dennoch nehme ich die Anregungen ernst, die mir schon manches mal sehr weitergeholfen haben. Bei meinen eigenen Werken habe ich, auch wenn die Antworten oft kritisch sind, meist Wohlwollen und Höflihkeit (= "Netiquette") gespürt. Aber ich habe bei anderen Beiträgen auch schon Kommentare gelesen, die so arrogant und fast beleidigend waren, daß ich mich fragte, warum die Forenredakteure nicht einschritten. Nun ja, jeder wie er kann...

Bis demnächst mal wieder.
Liebe Grüße
Daunelt
 



 
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