Sicherheit

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helmut ganze

Mitglied
Die Deutsche Realität

Dichtung in 4 Sätzen, b-Moll

1. Satz, Allegro vivace

Was mir so auf den Senkel geht,
das ist die Kriminalität,
die unser Leben heut begleitet
und uns so manchen Schmerz bereitet,

wenn man da so an früher denkt.
Zwar wurde uns auch nichts geschenkt,
doch waren wir in all den Jahren
so ziemlich sicher vor Gefahren,

die jetzt, man mag es nun bedauern,
in offener Gesellschaft lauern.
Vertrauen gab es nicht zu knapp,
wir schlossen kaum die Haustür ab.

Doch jetzt in der Demokratie
gibt es Gefährdung wie noch nie.
Ganz anders war es doch gedacht,
wer heut sein Haus zur Festung macht.

Was Du nicht niet- und nagelfest
so hinter Schloss und Riegel lässt,
das ist nicht sicher heutzutage,
das stimmt bekanntlich ohne Frage

und jeder steht vor dem Problem
und findet es nicht angenehm.
Bewegungsmelder vor dem Haus
und Fenstergitter, welch ein Graus.

Im Haus dann die Alarmanlage,
mit Polizeifunk, ohne Frage.
Die Schlösser dann aus Edelstahl,
Du hast gar keine and`re Wahl.

Und dann der Safe, versteckt, mit Code,
die PIN-Zahl und gar Hausverbot.
Doch trotz der vielen Bastelei`n,
kann, was Du liebst, nicht sicher sein.





2. Satz, Andante con moto

Als hier in diesen Deutschen Landen
noch Zucht und Disziplin wir fanden,
da konnte jeder unbeseh`n
des Nachts noch auf die Straße geh`n.

Wir mussten zwar, so war es eben,
in einer Diktatur halt leben,
doch jetzt in der Demokratie
gibt es Gewalt, wie früher nie

und mancher bleibt vor Angst zu Haus
und geht auch nicht allein mehr aus.
Man meidet schon bestimmte Gassen,
da bist Du wirklich gottverlassen.

Doch wer partout ins Freie muss,
der kommt mit Recht zu dem Entschluss,
nicht ungewappnet auszugeh`n
und sich bestimmt auch vorzuseh`n.

Was nützen aber Schreckschusswaffen,
Du machst Dich selber doch zum Affen.
Ob Pfefferspray, Elektroschocker,
das reißt Dich alles nicht vom Hocker.

Karategriffe sollst Du lernen,
Dich nicht von Deinem Haus entfernen
und mit dem Handy sollst Du schnelle,
rasch Hilfe holen auf der Stelle.

Du fragst in all den Situationen,
was kann und wird sich für mich lohnen?
Zieh` ich aufs Land, raus aus der Stadt,
die für mich keine Zukunft hat?

Soll ich gar Deutschland ganz verlassen?
Das würde manchem sicher passen.
So schwanke ich denn hin und her
und mach` mir die Entscheidung schwer,

doch fällt zum Schluss mir wieder ein,
du kannst heut nirgends sicher sein.
Doch irgendwann, so wird es werden,
blüht Garten Eden uns auf Erden.





3. Satz, Con moto moderato

Für Ordnung hier, so wie es sei,
sorgt offiziell die Polizei,
die steht bereit, vom Volk geordert,
ist oftmals aber überfordert,

denn wenn man nach den Gründen schaut,
ihr Personal wird abgebaut.
Rufst Du sie dann zum fernen Ort,
kommt mangels Zeit sie nicht sofort,

sie sichert eben, nicht zu knapp,
gerade Fußballspiele ab,
muss unter Helmen statt mit Mützen,
die braunen Marschkolonnen schützen,

die so in Leipzig und Berlin
und anderswo durch Städte zieh`n
und schlägt noch, denn so muss es sein,
auf Gegendemonstranten ein,

die ungenehmigt demonstrieren,
das kann nicht sein, darf nicht passieren.
So musst Du selber Dich bequemen,
den Schutz in eig`ne Hände nehmen.

Nicht angebracht sind scharfe Waffen,
doch damit hab` ich nichts zu schaffen.
Verboten sind ganz nebenbei
auch Taschenmesser Butterfly

und auch ein Schlagring, wie man glaubt,
ist dummerweise nicht erlaubt.
Bin ich so auch kein Waffenträger,
hab` ich doch meinen Baseballschläger,

echt handgeschnitzt, aus Eichenholz,
darauf bin ich besonders stolz
und ganz legal und ohne Zier
gehört der Baseballschläger mir.

Denn Sportgeräte ohne Fragen
darf man getrost ja bei sich tragen
und niemand fragt, so will ich meinen,
nach irgendwelchen Sportvereinen.





4. Satz, Allegro non troppo

So ausgerüstet sozusagen,
kann ich mich auf die Straße wagen
und gruppenweise, wie mir scheint,
sind wir im gleichen Geist vereint.

Den Baseballschläger fest im Griff
gibt er mir da den letzten Pfiff
und glaubt mir, wie das Herz mir lacht,
wenn das auf Fremde Eindruck macht,

denn wer mir fremd ist, unbeseh`n,
den lass` ich nicht so einfach geh`n.
Erst neulich, um drei Häuserecken,
traf ich auf einen dieser Recken.

Ich stellte ihm da ein paar Fragen,
die Antwort wollt` er mir nicht sagen.
Stattdessen griente er mich an,
was ich partout nicht leiden kann.

Da zog ich blank, den Selbstgeschnitzten,
hei, wie da meine Äuglein blitzten.
Mein Gegenüber war kein Held,
er gab ganz plötzlich Fersengeld.

Er blickte nicht noch mal zurück,
sonst wär` es wohl sein Missgeschick,
denn bleibt er steh`n, dann mach ich auch
vom Selbstverteidigungsrecht Gebrauch,

das steht mir zu, das macht mich froh,
in diesem Rechtsstaat sowieso.
So steh` ich denn und nicht allein
für meine Sicherheit auch ein.

Selbst ist der Mann und nicht verzagen,
wenn alle anderen versagen.
Doch weltweit gilt der Satz, der trägt,
wer keine Zukunft hat, der schlägt.


Heidenau, den 30. 05. 2006
 



 
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