Sie tut nichts Gutes

Kathrien

Mitglied
Sie tut nichts Gutes

Meine Oma tut etwas Gutes. Weil sie sich mit ihrem Seniorenfreunden zusammen getan hat und die jetzt einen Flohmarkt veranstalten wollen. Für einen guten Zweck. Alles, was sie einnehmen, spenden sie dem Waisenhaus. Zumindest das, was übrig bleibt, nachdem sie die neuen Stühle für ihren Gruppenraum finanziert haben. Dann sind erst die Waisen dran.
Da meine Oma nicht gerne auf den alten, klapprigen "Rosthockern" sitzt, wie sie sie nennt, ist sie ganz aktiv und kümmert sich darum, dass sie möglichst viel zusammen bekommen, das sie verkaufen könnten. Alle in der Stadt wissen Bescheid, dass sie ihren Dachboden ausmisten sollen, vielleicht findet sich ja etwas, das sie entbehren könnten. Damit die armen Waisen Spielsachen bekommen. Schließlich ist ja bald Weihnachten. Von den Stühlen wissen sie nichts.
Ich würde nie etwas zu einer Organisation geben, an der meine Oma so sehr beteiligt ist. Nicht, dass ich finde, sie macht ihre Sache nicht gut. Im Gegenteil. Wenn bei ihr jemand etwas abgibt und sich dabei vorkommt wie ein Pfadfinder, redet meine Oma später mit ihren Freundinnen darüber. Sie sagt Sachen wie "Schau mal, was der hat: Eine Lampe mit goldenem Schaltknopf! Na der muss Geld haben!" oder "Die Gisela hat ein paar von ihren hässlichen selbstgestrickten Tischdeckchen gegeben. Die denkt wohl, sie wäre begabt! Kein Wunder hat sich ihr Mann scheiden lassen. Sie soll ja angeblich..."
Aus diesem Grund werde ich mich nicht auf machen und schauen, was ich stiften kann.
Ich möchte ja nicht, dass über mich geredet wird.
Da ist sie selbst Schuld, wenn bald keiner mehr was gibt.
Denn den Guten Ruf opfert keiner für die Waisen, auch wenn das gewissen noch so beißt. Lieber alles zum Sperrmüll.
Der redet wenigstens nicht.
Kathrien Viergutz, am 27. Okt. 2000
 
M

moonfire

Gast
Hallo Kathrien

Wie immer hat Dein kindlicher Schreibstil der Geschichte einen besonderen touch gegeben. Mir gefällt auch sehr gut, dass Du so lebens nah schreibst! Hast Du es vielleicht selbst mit erlebt?
Es wird immer so sein, dass geredet wird, sobald man den Rücken dreht!
Es kam schon so oft vor, dass Spendenaufrufe gemacht wurden und die Spenden, die Bedürftigen nie erreicht haben! Wenn ich sowas höre steigt in mir die Wut denn ich habe auch schon gespendet und ich möchte damit Bedürfigen helfen und mit die Reichen noch Reicher machen.

Grüsse moon
 

Kathrien

Mitglied
Hallo moon,
hmm, ja das ist selbst erlebt. Ich kenne ja meine Oma! Aber die habe ich total lieb. nicht, dass du denkst...
Das ist mir nur aufgefallen, das mit dem reden. Wenn sie von jemandem gegrüßt wird, den sie länger nicht gesehen hat, ruft sie bei uns an, um uns zu sagen, was sie über ihn gehört hat.
Ich freue mich sehr über dein Lob, vor Allem, weil du es so schön formuliert hast.

°°°°°kati°°°°°
 
kindlicher Schreibstil???

Sorry moonfire,
aber ich würde den Schreibstil alles andere als kindlich bezeichnen.
Sie benutzt keine abgedroschenen leeren Phrasen oder besonders teeniehafte Ausdrücke.
Es ist hier zwar alles sehr einfach geschrieben, aber ich denke dies war wohl beabsichtigt und setzt für mich bewusst einen Kontrast zu der sonst recht begabten Schreibweise von Kathrien.

Hallo Kathrien,
die Geschichte selbst ist gut strukturiert und hat mich zum Lächeln gebracht, was etwas neues ist, da die anderen Werke von dir mir eher einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Ich mag deine Werke, aber werd' mir jetzt nur nicht grössenwahnsinnig, sondern bleib so zurückhaltend wie du bist!!
 
M

moonfire

Gast
Hallo Christina,

ich bin hier nicht umbedingt Deiner Meinung, für mich liest sich die Geschichte, wie von Kinderaugen gesehen und eben so isr der Schreibstill. Es ist wunderschön geschrieben und liest sich sehr gut und ich hatte nie etwas anderes behauptet. Ich bleibe jedenfall bei meiner Meinung, aber das hat ja bekanntlich jeder eine Andere!

Grüsse moonfire
 



 
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