Sina und das Sommerfest

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Mama schläft wieder.
"Arme Mama", denkt Sina, "sie ist immer so müde. Aber heute ist doch das Sommerfest." Sina streichelt ihre Mama vorsichtig am Arm, um sie nicht zu wecken.
Bestimmt sind alle ihre Freunde schon auf dem Fest.
"Lars wartet sicher auf mich", erklärt Sina traurig Amadeus, ihrem Pferd. "Und wenn er alle Spiele ohne mich macht?" Sina drückt Amadeus vorsichtig an sich.
"Du hast Recht, der Kindergarten ist nicht weit weg. Ich könnte da auch allein hinlaufen. Ich muss mich aber vorher noch umziehen. Mit diesem Hemd kann ich nicht auf ein Sommerfest gehen."

Sina schaut kurz, ob ihre Mama noch immer tief und fest schläft, dann marschiert sie mit Amadeus unter ihrem Arm ins Schlafzimmer. Der große Spiegelschrank verbirgt die schönsten Schätze.
Zuerst holt Sina einen Rock vom Bügel, doch der rutscht ihr sofort nach der Anprobe auf den Boden. Als nächstes versucht sie eine kurze Hose, aber auch die passt nicht. Der Wäscheberg zu ihren Füssen wird immer dichter, alle möglichen Sachen zupft Sina von den Bügeln runter. Plötzlich hat sie ein kurzes schwarzes Kleid von Mama in der Hand. Das hat sie früher immer getragen, als Papa noch häufiger zu Besuch kam.
"Ja, Amadeus, ich glaube auch, das ist das richtige Kleid für heute."
Es hängt ziemlich weit um die kleinen Schultern von Sina, doch es rutsch zumindest nicht runter. Vom Bademantel knotet sie den Gürtel um die Hüften und sucht nach einem hübschen paar Klackerschuhe. So nennt Sina die hochhackigen Schuhe von ihrer Mama.
"Ja genau, Amadeus. Ich lass die Schuhe noch einen Moment aus. Erst muss ich mich schminken und die Haare machen."
Im Bad findet Sina schnell, was sie braucht. Selbst Amadeus bekommt ein bisschen Wangenrouge und Lippenstift ab. Sina findet sich dann bunt genug für das Fest. Zum Schluss sprüht sie noch Haarspray auf das Kleid, die Haare und den Spiegel, denn sie kann nichts sehen, weil sie die Augen zusammenkneift.
Fertig.

Mit den Schuhen unter dem Arm links und Amadeus unter dem Arm rechts verlässt Sina leise die Wohnung, huscht die drei Etagen runter und zieht erst auf der Straße die Klackerschuhe an.
Und tatsächlich, es macht klackerklack, klackerklack, klackerklack. Und die Mama von Sina schläft.
Schon bald hört sie die Kinder und die Musik vom Sommerfest, denn wirklich, der Kindergarten liegt direkt um der Ecke in einem schönen kleinen Park versteckt hinter der dichten Häuserkette. Als die Kinder sehen und hören, dass Sina kommt, stürmen sie auf sie zuLars ist ganz begeistert, für ihn ist Sina das hübscheste Mädchen auf dem ganzen Fest. Sofort gibt er ihr ein Stück von seiner Waffel.
"Du siehst hungrig aus", meint er, während er sich den Rest in den Mund stopft.

Frau Weinrich kommt auf Sina zu und fragt: "Wo ist denn deine Mama?", dabei macht sie ein ganz besorgtes Gesicht.
Sina hat Mitleid mit Frau Weinrich und beschwichtigt sie: "Mama geht es gut, sie schläft und träumt bestimmt was Schönes. Ich bin ganz leise gegangen und hab nicht mal die Wohnungstür zugemacht, damit sie weiterschlafen kann."
 



 
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