So schnell wie das Licht.

pleistoneun

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Der zeitige Mensch besitzt im Verhältnis zu seinem nicht-zeitigen Mensch keine Zeit. Er lebt mit kurzen Atemzügen immer an der Grenze zur Zukunft, denn am liebsten würde er den Raum, in dem er sich befindet, mit Unendlichkeit füllen. Das geht aber nur, wenn er schnell ist. So schnell wie das Licht.

An der Zeit nuckelnd verbringt das Menschenwesen sein Leben und betrachtet hilflos den Umstand, dass mit jeder Sekunde der Tod näher rückt. Schnell, noch ehe die Sonne untergeht, schnell, hurtig will man noch was unterbringen, die Arbeit tun, die morgen eine andere Arbeit nur aufhalten würde. So mag man das beruhigende Gefühl erleben, etwas getan zu haben. Bei genauerer Betrachtung aber erschließt sich das unheilvolle Bild, nichts geschafft, nichts wirklich erledigt und keine Arbeit vollendet zu haben, die nicht morgen wieder zur Bearbeitung begehren würde.

So schnell wie das Licht reisten unsere Gedanken um die Erde, die anstehende Arbeit wäre mit dem Entstehen schon erledigt und alles stünde auf Null. Kein Aufschub, kein Organisieren und keine Absagen, alles würde zeitgleich abgehandelt. Das wär ein Vorteil - so gesehen -, aber schon muss die Freude über die neu gewonnene Selbsterledigung der Dinge einer Macht weichen, die uns alles nimmt, was uns wichtig ist. Mit lichtgeschwinder Schnelligkeit erlebt man hier den Tod. Nicht schmerzhaft, einfach passierend und richtig schnell.

Das Menschenwesen, es stirbt an seinem Drang nach Zeit. Das Sehnen, umso größer, kehrt das Streben und die Wünsche in freudloses Erleben um. Erlebte Unerträglichkeit und schwere Zeitenlast sind nur Ausdruck dieser Welt für das ehe Beenden eines misslungenen Schöpfungswerks. Vertanes ist gleich wie Sinnvolles, nichts besitzt jenen Stellenwert, der den Tod verhindert könnte. Denn der kommt immer pünktlich.

Ich ahne schon das Ende, es müsst gleich um die Ecke biegen und kann ich fliehen dann, fliehen so schnell wie Licht? Ach hätt ich doch noch Zeit ... nur noch eine letzte Minute.
 



 
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