Sommer

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S

Stoffel

Gast
Hallo Allina,

wie ich feststelle, widmest Du Dich den "Kurzen".
Ich mag kure Sachen, Minimales - wenn es mir einen Seufzer, ein "Ah" und "Oh" entlockt.
Leider fehlt mir in z.B. diesem hier bissl "Schmackes".
Natürlich kenne ich auch diese Sommerabend.Kein Thema.

Aber wie immer kann es ja auch einfach nur reine Geschmackssache sein.*smile*
Und bitte (da Du neu bist) nicht falsch verstehen;-)
(ist auch keine Retourkutsche für Deine "1" bei mir.

Schönen Tag
lG
Sanne
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, Stoffel, liebe Allina,

ich möchte etwas konkreter werden.

So sehr der Text eine Stimmung nachvollziehbar auffängt, so sehr verstößt er, mit Ausnahme der Regel 5-7-5, gegen so gut wie alle anderen Haiku-Regeln.

(1) Haikus kommentieren nie. Der Vers "verweile doch noch" ist ein solcher "Kommentar". Die Stimmung muß aus den Zwischenräumen des Haikus kommen.

(2) Auch die Wörter "süßer Traum" sind eigentlich nicht nötig, um das Bild zu beschreiben. Sie sind bereits wieder eine Wertung. Das ist so eine Sache mit dem Haiku. Empfehlung ist wirklich, die alten Meister zu lesen, sich danach so langsam an die neue Haiku-Dichtung heranzuarbeiten. Schönes Forum dazu: http://www.haiku.de (haiku.de).

(3) Dann die Dopplung "Lindenblütenduft" und "Sommertag". Die "Lindenblüte" ist bereits ein Kigo für Sommer, also ist der Sommertag eine Platzverschwendung, die für etwas Anderes freiwürde.

Kurz: Das Haiku gehört in die Werkstatt zur Überarbeitung. Und daher ist Dein Hinweis, lieber Stoffel, auch wirklich berechtigt.

Es kommt, wie man sieht, beim Dichten wirklich nicht nur auf das "Gefallen" an, Dichtung ist, vor allem, wenn man feste Formen wie das Haiku benutzt, immer auch ein echtes "Kunsthandwerk". Und "Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, sonst hieße sie Wulst!", wie das ein berühmter Münchner Kabarettist einmal treffend formulierte. Woraus schlüssig folgt, daß hinter der Dichtung eigentlich viel Übung steckt. Ein Dichter fällt sozusagen nicht vom Himmel, sondern ist eine sehr irdische, durch Übung und Lernen geprägte und durch Kritik allzuhäufig heftig geschlagene Kreatur. Auch Gelegenheitsdichter wie wir hier in der leselupe machen da leider keine Ausnahme.

Ich hoffe, Du nimmst mir meine offenen Worte nicht krumm, liebe Allina. Aber so ist das nun einmal: Wer ein Meister werden will, muß durch das tiefe Tal der Kritik und der mehr oder minder guten Ratschläge. Das war schon immer so und wird auch weiterhin so sein. Auch wenn wir in den heutigen Zeiten meinen, der Künstler werde durch Castings geboren.

Liebe Grüße W.
 



 
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