Sonett Nr. 5: Kuh beim Fressen

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Rainer Heiß

Mitglied
Sonett Nr. 5: Kuh beim Fressen

Sie wiegt die breite Brust an holziger Krippe
und frisst. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt!
Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe
sie malmt es sorgsam, dass sie´s nicht zerfetzt.

Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt;
gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen
seit Jahren mit emporgezognen Brauen -
die wundert´s nicht, wenn ihr dazwischenfahrt!

Und während sie sich noch mit Heu versieht
entzieht ihr einer Milch. Sie duldet stumm
dass eine Hand an ihrem Euter reißt:

Sie kennt die Hand. Sie schaut nicht einmal um.
Sie wíll nicht wissen, was mit ihr geschieht
und nützt die Abendstimmung aus und scheißt.


Schade nur: Is gar nich von mir, sondern von Bert Brecht
 
S

Sansibar

Gast
Ich dachte

hallo Rainer,
ich dachte; was für ein wunderbares Sonett das sich mit der profanen Kuh befasst. Und ich dachte, ich kenne Brecht. Irrtum meinerseits. Ein Grund mehr mal wieder die Klassiker zu lesen. Aber lustig ist es dennoch.
Herzlichen Gruß
Sansibar aus Sansibar
 



 
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