Sonnenschein

2,00 Stern(e) 1 Stimme

tinchen

Mitglied
Manchmal vermisse ich dich so sehr.

Dann stelle ich mir vor, wie es gewesen wäre, mit dir eine gemeinsame Zukunft zu haben. Wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich mich für dich entschieden hätte.
Wie die letzten Jahre mit dir gewesen wären. Wo ich jetzt leben würde. Wie ich leben würde. Was mir wirklich wichtig wäre.
Was für ein Gewinn du für mein Leben gewesen wärst.
Wenn ich genug Mut gehabt hätte. Aber nicht nur Mut, sondern auch Kraft. Wenn ich mich getraut hätte, zu dir „Ja“ zu sagen.

Wenn ich daran denke, denke ich an einen wunderschönen Sommertag. An einen Tag mit vielen bunten Blumen. Mit Tulpen in allen Farben. An Margeriten, die so stark hervor strahlen aus einer satt grünen Wiese.
Ich denke an eine Ruhe, die gleichzeitig Freude heraustönt. Die leise und laut gleichzeitig sein kann.
Ich denke an einen kleinen, erfrischenden Bach, der am Rande der Sommerwiese seinen Weg sucht. Der mal gerade verläuft, sich dann aber wieder hin und her schlängelt.
Ich denke an einen unbeschreiblichen Duft. Einen Duft, der mich erfüllt, mit seiner Reinheit und Einzigartigkeit.
Vor allem aber spüre ich die Sonnenstrahlen – warm, wohltuend auf meiner Haut.

Wenn ich an dich denke, bin ich glücklich. Fühle mich dir immer noch, nach so vielen Jahren verbunden.

Ich hätte so gerne mein Leben mit dir geteilt, mein Sonnenschein.

Aber..... So viele „aber“.

Ich habe mich gegen dich entschieden. Habe eine Entscheidung gegen dich und irgendwie für mich getroffen.
Eine Entscheidung, die ich nicht bereue, aber nicht noch mal in der Form treffen würde.

Ich vermisse dich so sehr.

Ich vermisse dich, obwohl ich nie die Gelegenheit hatte, dich richtig kennen zu lernen.

Ich vermisse dich, mein Kind. Mein Kind.
 
L

Louise

Gast
Liebe(s) Tinchen,
für mich war von den ersten Zeilen der Geschichte her klar, dass es sich um ein Kind handelt. Die letzte Zeile kam daher nicht sehr überraschend. Was ich eigentlich schade finde. Ich glaube die Fiktion "real erdachtes Kind", hätte mir besser gefallen als der Konjunktiv "wie wäre es gewesen". Als Leser erfährt man eigentlich eher wenig. Ich weiß nicht, warum die Entscheidung gegen das Kind getroffen wurde, ich habe keine Vorstellung davon, wie diese Entscheidung zustande kam und mir wird nicht verraten, aus welchem Grund das Kind heute fehlt (innerlich fehlt, auf jeden Fall manchmal). Das wüsste ich aber gerne. Die Geschichte verläuft auf einer sentimentalen Ebene, in die ich mich nicht hineinlesen kann. D.h.: ich kann zwar sozialkompetent Verständnis aufbringen. Ein empathisches Mitfühlen wird aber erschwert (oder verhindert). Ist das so gewollt?
Liebe Grüße von
Louise
 



 
Oben Unten