Soundsoviel Farbige

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Gerd Geiser

Mitglied
Ein Kinderspiel

Hunderttausend Farbige
hatten einmal Aids.
Ein Promille überlebte,
jajaja, so geht´s.

Hundert kleine Farbige
fuhren mit dem Boot
über den Atlantic hin,
siebzig gingen tot.

Dreißig kleine Farbige
stiegen über Draht.
Neunundzwanzig blieben hängen
mit der Hosennaht.

Ein kleiner Farbiger
fühlte sich allein.
Zehn politisch Motivierte
hauten auf ihn ein.

Sie sangen:
"Zehn kleine Negerlein
zählten mal bis elf.
Einer war zu blöd zum zähl´n,
da waren´s nur noch zwölf."
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gerd,

ich verstehe die letzte Strophe nicht.

Der Rest gefällt mir wegen des bitterbösen Sarkasmus darin. Der Titel ist gut gewählt.

cu
lap
 
P

Prosaiker

Gast
Nun ja. Gerd zweifelt in der letzten Strophe wahrscheinlich an der Intelligenz der politisch Motivierten. Das Problem ist mehr: Es gibt und gab schon immer sehr intelligente Motivierte. Die sind zwar auch Idioten, leiten aber die totalen Dumpfbacken unter sich. Vor kurzem hab ich eine Doku aus den 80ern gesehen, es ging da um die Hooliganfanclubs von Schalke - Mighty Blues - und Dortmund - Borussenfront. Der Reporter fragte einen von der Borussenfront, was genau sie an den Nazis fänden. Der Borussenfronter antwortete: "Also, die Nazis, die hatten die Power, und wir Borussen, wir ham auch die Power, und weil die Nazis die Power hatten, hattense die Macht, und wir Borussen ham auch die Macht, ja, und darum mögen wir die Nazis." In Ordnung. Das ergibt Sinn.
Das Thema muss nach wie vor bearbeitet werden. Jedoch besteht gerade bei politischer Lyrik immer die Gefahr, dem Sentiment des Moments zu verfallen. Kurz an die armen Opfer denken und gut ists. Dieser Zwiespalt löst sich für mich auch bei deinem Gedicht nicht, Gerd. Kann aber gut an mir liegen. Ja. Liegt wahrscheinlich an mir. Handwerklich und vom Tonfall her, wie meistens, eine runde Sache.


Grüße,
Prosa.

PS: Der Titel ist tatsächlich gut gewählt.
 



 
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