Spacetrip

TexTarT

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>>SPACETRIP<<


Man stelle sich einmal eine Straße vor, eine gänzlich leere Straße, um genau zu sein. Auf dieser Straße gibt es nun doch etwas, einen Menschen nämlich, nicht irgendeinen Menschen sondern den, um den sich diese kleine Geschichte Dreht. Langsam und gleichmäßig geht also dieser Mensch die Straße entlang und bemerkt nach ein paar Dutzend dieser langsamen und gleichmäßigen Schritte, dass sich die Farbe der Straßenlaternen von Weiß zu Gelb geändert hat. Das ist ihm noch nie auf gefallen, und so reibt er sich die müden Augen. Wie ist er überhaupt hier her gekommen, und wo war „hier“ eigentlich. Etwas planlos dreht er sich also ein paar mal im Kreis, dieser Mensch. Da ist nichts, nur Straße, Laternen...und Häuser sind da auch noch, dunkle Häuser, einsame Häuser, fremde Häuser. Unser Mensch schüttelt also den Kopf und beschließt erstmal weiter zu gehen, nach ein paar weiteren Dutzend Schritten erlischt aber das Licht der Straßenbeleuchtung und macht einer intensiven Dunkelheit platz, einer Dunkelheit, die von nur einer Sache durchbrochen wird. Nur wenige Armeslängen vor ihm leuchtet schwach ein Gullideckel – in gelb!
Vorsichtig der Neugier nachgebend und die Befremdung beiseite schiebend, schiebt unser Mensch also auch diesen Deckel beiseite, darunter, nicht wie erwartet in hellem gelben Schein, sondern so Dunkel wie das Drumherum aber doch irgendwie als solches zu erkennen, präsentiert sich ein Schacht an dessen Ende etwas verlockend schimmert. Was das wohl sein mag? Unser Mensch legt den leuchtenden Deckel gänzlich weg und steigt Todesmutig in den Schacht um umgehend fest zu stellen, dass dies vielleicht ein Fehler gewesen sein mochte, denn kaum darin verschwunden verschwindet auch das blendende Schwarz der Straße, der Laternen und der Häuser um einem etwas angenehmeren Schwarz in der nach oben und unten schier ins Endlose reichenden Röhre Platz zu machen, an deren eingelassenen Sprossen er sich nun fest zu krallen sucht, unser Mensch. Er entschließt sich weiter hinab zu steigen, zu sehen, was es mit dem zuvor gesehenen Schimmer auf sich haben mag, gedacht, getan, Nach gefühlten Tagen des Herabsteigens baumeln die Füße im von hellem satten Sternenlicht durchfluteten Weltall, fallen aus der Röhre, gefolgt von zwei ungläubig geweiteten Augen. Dort, mitten in den Weiten des Alls, taumelt nun also unser Mensch, schaut sich um, sieht keine Röhre Mehr , schaut sich erneut um, atmet tief ein – ja das geht – hält nach etwas Ausschau, nicht genau wissend was es sein mochte. Blicke durchfahren den schwarzen Hintergrund, die glitzernden Lichtpunkte, hangeln sich von Stern zu Stern, bleiben schließlich hängen auf etwas großem, garnicht so weit weg, etwas Metallenem, garnicht so fremdartig. Mit beherzten Schwimmbewegungen stemmt sich unser Mensch durch die Leere zwischen ihm und dem Objekt, einem, wie bei näherer Betrachtung nun fest zu stehen scheint, Raumschiff. Schnell ist eine Luke aus gemacht, erreicht, bedient, geöffnet. Drinnen ein kleiner Raum, vermutlich eine Schleuse, unser Mensch steigt hinein, die Luke schließt sich, er ist eingeschlossen, ohne Licht, nur er, sonst nichts. Ein Geräusch durchbricht die Stille, ein knarren und Zischen, ein schwacher Lichtschein dringt durch einen Spalt unter ihm, die Schwerkraft greift nach seinem Körper und bekommt ihn zu fassen. Der Boden, soeben erst erreicht, weicht einem neuerlichen Loch, es gilt also erneut hindurch zu fallen. Jetzt wieder festen Stan habend, befinden wir uns in einem kalt wirkenden Korridor, eine Richtung wird eingeschlagen, Schritte beschleunigen sich, eine Tür wird auf gestoßen. Unser Mensch betritt einen kugelförmigen Raum, viele Monitore flimmern dort an den Wänden, der Decke und dem Boden, alle zeigen sie Ihn. Ein mulmiges Gefühl ergreift nun endlich Besitz von unserem Menschen, geängstigt zieht er sich zurück, strebt in die entgegengesetzte Richtung trifft auf eine neuerliche Tür, öffnet sie mit zittriger Hand, atmet erleichtert aus, als sich ihm ein ein gewohntes Bild darbietet, ein Raum, ein Bett, eine Decke, ein Gesicht. Sein eigen in allen Punkten. Eine Uhr an der Wand zeigt die Zeit, unbeirrbar tickt sie, tickt falsch, käpft gegen ihre Natur, zählt zurück, unaufhaltsam, immer schneller, der Abend schießt vorbei, der Tag, der Morgen, die Nacht, die Nächte, Wochen , Jahre, Jahrhunderte, Äonen. Es zieht wieder Dunkelheit auf, feste, fast greifbare Schwärze. In ihrer Mitte nur ein einzelner Brief, der die Zeit überdauert haben mochte. Unser Mensch öffnet ihn und ließt. „Und am Anfang, da war das Licht, und die Dunkelheit, dann kam der Mensch sie zu formen, jener, welcher dieses da ließt.“
Wo noch eben der Brief gewesen sein mochte, da gab es nun einen Stift. Könnten wir die Geschichte neu schreiben, wie würde sie sein?
 



 
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