Späte Triebe

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MIO

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Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen. Aus dem Pfarrhaus, das direkt neben ihrem schmucken Eigenheim steht, glotzen die dunklen Scheiben gespenstisch zu ihr herüber. Sie schaut auf die Wanduhr. "Merkwürdig. Gleich sieben. Sonst bereitet der Pfarrer um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zu."

Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum! Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach dem Frühstück geht Elfriede zum Supermarkt. An der Kasse steht vor ihr die verrückte Wally. Sechsundsiebzig ist sie und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Sie stellt ihm nach wie ein Schulmädchen. Der arme Teufel hat sie angezeigt, aber kein Recht bekommen. Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“

Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Sie wird doch nicht den Pfarrer … Elfriede stoppt den Gedanken bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt. Nun dreht sich Wally zu ihr um und grinst sie breit an.
Elfriede fühlt, wie ihr Gesicht rot anläuft. Sie nickt so unauffällig wie möglich, während sie eine Flasche Milch und eine Packung Eier auf das Band legt.
Die Verkäuferin zieht mit einem gleichmäßig piependen Geräusch die drei Flaschen Fleckenentferner über den Scanner. „Macht dreizehn Euro vierzig“, sagt sie ahnungslos.

Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.

Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Sie öffnet und staunt. Ein Polizist in Uniform steht ihr gegenüber und fragt: „Frau Meyer?“
„Ja“, antwortet Elfriede. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir haben ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Windhund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sie sollte dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen.
Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
„Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.

Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.

Vielleicht sollte sie einmal beim Pfarrer nachschauen, so ganz unauffällig, denkt sie, als es wieder klingelt. Diesmal kommt ihr die Tür entgegen geflogen, als sie die Klinke herunterdrückt.
Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft sie.
„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.

Ihr klopft das Herz bis zum Hals, als sie mit Wally vor der Tür des Pfarrers steht.
Da sich nach dreimaligem Klingeln niemand meldet, eilen sie durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein und will gerade das Glas erheben. Wally stürmt auf ihn zu und nimmt ihm das Glas aus der Hand.
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
„Rattengift“, antwortet der Pfarrer gedankenverloren.
„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

„Endlich ist es vorbei“, seufzt er, als beide wieder in seiner Küche sitzen. Er erzählt ihr die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat, um die verrückte Wally zu erpressen.
Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Der Pfarrer hat die halbe Nacht nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden.
Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. Sie ist zuerst mit ihren Krallen auf ihn los, dann mit dem ganzen Körper, noch ehe er dazu kam ihr zu sagen, dass der Hund tot sei.
Um ihr zu entkommen, hat er ihr gesagt der Hund lebe und sei bei Elfriede.
„Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, fügt er zerknirscht hinzu.
„Ich kann schweigen“, sagt Elfriede und knöpft bedächtig ihre Bluse auf.
 

MIO

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Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen. Aus dem Pfarrhaus, das direkt neben ihrem schmucken Eigenheim steht, glotzen die dunklen Scheiben gespenstisch zu ihr herüber. Sie schaut auf die Wanduhr. "Merkwürdig. Gleich sieben. Sonst bereitet der Pfarrer um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zu."

Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum! Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach dem Frühstück geht Elfriede zum Supermarkt. An der Kasse steht vor ihr die verrückte Wally. Sechsundsiebzig ist sie und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Sie stellt ihm nach wie ein Schulmädchen. Der arme Teufel hat sie angezeigt, aber kein Recht bekommen. Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“

Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Sie wird doch nicht den Pfarrer … Elfriede stoppt den Gedanken bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt. Nun dreht sich Wally zu ihr um und grinst sie breit an.
Elfriede fühlt, wie ihr Gesicht rot anläuft. Sie nickt so unauffällig wie möglich, während sie eine Flasche Milch und eine Packung Eier auf das Band legt.
Die Verkäuferin zieht mit einem gleichmäßig piependen Geräusch die drei Flaschen Fleckenentferner über den Scanner. „Macht dreizehn Euro vierzig“, sagt sie ahnungslos.

Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.

Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Sie öffnet und staunt. Ein Polizist in Uniform steht ihr gegenüber und fragt: „Frau Meyer?“
„Ja“, antwortet Elfriede. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir haben ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Windhund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sie sollte dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen.
Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
„Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.

Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.

Vielleicht sollte sie einmal beim Pfarrer nachschauen, so ganz unauffällig, denkt sie, als es wieder klingelt. Diesmal kommt ihr die Tür entgegen geflogen, als sie die Klinke herunterdrückt.
Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft.
„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.

Ihr klopft das Herz bis zum Hals, als sie mit Wally vor der Tür des Pfarrers steht.
Da sich nach dreimaligem Klingeln niemand meldet, eilen sie durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein und will gerade das Glas erheben. Wally stürmt auf ihn zu und nimmt ihm das Glas aus der Hand.
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
„Rattengift“, antwortet der Pfarrer gedankenverloren.
„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

„Endlich ist es vorbei“, seufzt er, als beide wieder in seiner Küche sitzen. Er erzählt ihr die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat, um die verrückte Wally zu erpressen.
Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Der Pfarrer hat die halbe Nacht nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden.
Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. Sie ist zuerst mit ihren Krallen auf ihn los, dann mit dem ganzen Körper, noch ehe er dazu kam ihr zu sagen, dass der Hund tot sei.
Um ihr zu entkommen, hat er ihr gesagt der Hund lebe und sei bei Elfriede.
„Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, fügt er zerknirscht hinzu.
„Ich kann schweigen“, sagt Elfriede und knöpft bedächtig ihre Bluse auf.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Keine hohe Literatur, aber schön spannend und mit wohldosiertem Augenzwinkern. Ein nettes Unterhaltungsstückchen. Mich stört allerdings, dass der Text so zerpflückt ist - die meisten Leerzeilen sind nicht nötig, man könnte den Text mehr fließen lassen.

Details:

Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen.
Das vermischt zwei Formulierungen: „Aus dem Fenster sehen“ heißt nur, man schaut raus (irgendwohin), was man genauer beobachtet/sieht, ist semantisch mit diesem "sehen" nicht verknüpft. Richtig wäre: Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster und beobachtet, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen.
Inhalt: Der Satz legt nahe, dass sie vom Vorgang des Schmelzens gebannt wird – dann aber achtet sie weder auf das Wirbeln noch auf die Fenster. Idee: Elfriede nicht gebannt sein lassen und sie sich auf das Schmelzen konzentriert sein lassen: Elfriede schaut aus dem Fenster. Draußen wirbelt Schnee, die Flocken lösen sich auf dem nassen Boden in Nichts auf. Aus dem …

"Merkwürdig. Gleich sieben. Sonst bereitet der Pfarrer um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zu."
An der Stelle: Gut gebaut! Das Interesse Elfriedes wird ganz nebenbei schon erwähnt.
Anführungszeichen am Anfang falsch (du verwendest ansonsten das korrekte, unten stehende Zeichen).
Etwa abgehackt. Idee:
… sein Abendessen zu. Vielleicht ist er krank." Sie spielt mit dem Gedanken, hinüber zu gehen, ihm eventuell eine kräftigende Brühe zu kochen oder anderswie Hilfe zu bieten. Aber was, wenn er gar nicht zu Hause ist? Sie würde sich dumm dabei vorkommen, vor der verschlossenen Tür zu stehen. Also verwirft sie die Idee und wendet sich ihrer eigenen Abendgestaltung zu.
Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum!
Das ist Schreibanfänger-Effekthascherei – sowohl das Ausrufezeichen als auch die Übertreibung mit „traut ihren Augen kaum“. Idee: Am nächsten Morgen brennt gegenüber kein Licht, obwohl der Pfarrer eigentlich ein Frühaufsteher ist. Elfriede mustert das Haus, als könnte es eine Erklärung liefern. Da entdeckt sie hinter dem Gartenzaun …

Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.
Der Absatz hier ist für mich nicht nachvollziehbar.
Komma nach Gespenster

Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
Bild-Zeitung
Kein Absatz zum Zitat

„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert [red]sie [/red]den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS[red]-[/red]Nachrichten.“
Bild spart Platz, die würden wahrscheinlich nur "SMS" schreiben.
Kein Absatz zum Fortgang (wir sind immer noch bei der Kassen-Schlange)

Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Wieso "allerdings"?
Das übliche Wort heißt "tiefergelegt".
Absatz vor "Als Elfriede", dafür keine nach nach "Einkauf".

Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Lieber kein Absatz nach "Luft weg"
Nach "aber Blut" muss ein Fragezeichen stehen.

Elfriede stoppt den Gedanken[red]KOMMA[/red] bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt.
Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.

Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Wie ist das Unterstrichene gemeint? Als Ansage an sich selbst? Oder als Was soll sie sagen? „Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht“ etwa?
Warum baust du hier einen Abstand durch Leerzeile ein? Dadurch geht der Kontakt zu "Wie reden Sie denn vom Pfarrer?!" verloren.
Idee: Was soll sie sagen? „Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht“ etwa?
Es klingelt an ihrer Tür. Sie öffnet …



„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
Sie

„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
Da der Polizist sicher über "Windhund = Pfarrer" sehr irritiert ist, würde ich hier erwarten, dass er nochmal klarstellt. Also: „Ja, der Windhund von Wally Gruber. Er wurde gestern …
Logik-Bruch: Wenn der Hund gestern entführt wurde, wieso ist Wally dann heute früh so gut drauf, dass sie grinst?

Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
Nein. Nichts.“
Richtig: Sie sieht dem Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt:
„Nein. Nichts.“


Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.

Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Auch die Leerzeile verstehe ich nicht.

Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte.
Wie kommt sie denn darauf? Meinst du: … zusammenlegen. Womöglich hatte der Pfarrer den Hund entführt, wundern würde sie das nicht. ?
Statt "Windhund" kannst du auch öfter mal einfach "Hund" schreiben, die Rasse ist ja irrelevant.

Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.
Teppich … Elfriede


Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Kein Absatz
Sie
Sie ist hysterisch, sie schreit wohl eher "Rücken Sie sofort meinen Hund raus!"

Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker
, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft.
Kein Absatz und kein Semikolon
Ausrufezeichen nach "Mama" und kein Komma nach der Rede

„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
Sie

„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Leerzeichen vor „Nein" zu viel
Jetzt erst ist die verdutzt? Und: Der Entschluss mitzugehen passt nicht zu verdutzt.


„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Das Ausführungszeichen steht an der falschen Stelle

Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
Punkt statt Semikolon ((Wie kommst du überhaupt immer auf das Semikolon im Zusammenhang mit wörtlicher Rede?))

„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.
MOOMENT! Woher weiß Elfriede so schnell so sicher, dass da der Hund liegt? (Dass sie weder über Wallys Tod noch des Pfarrers Selbstmordabsicht erstaunt ist, mal ganz außen vor gelassen.)
 

MIO

Mitglied
Hallo Jon

Vielen Dank für die ausführliche Überarbeitung des Textes.
Ich werde mir das nochmal anschauen und vor allem das Absatzproblem näher beleuchten. Ich setzte sie eher spontan, so aus dem Bauch heraus.
Liebe Grüße MIO
 

MIO

Mitglied
Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen. Aus dem Pfarrhaus, das direkt neben ihrem schmucken Eigenheim steht, glotzen die dunklen Scheiben gespenstisch zu ihr herüber. Sie schaut auf die Wanduhr. "Merkwürdig. Gleich sieben. Sonst bereitet der Pfarrer um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zu."

Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum! Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach dem Frühstück geht Elfriede zum Supermarkt. An der Kasse steht vor ihr die verrückte Wally. Sechsundsiebzig ist sie und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Sie stellt ihm nach wie ein Schulmädchen. Der arme Teufel hat sie angezeigt, aber kein Recht bekommen. Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“

Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Sie wird doch nicht den Pfarrer … Elfriede stoppt den Gedanken bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt. Nun dreht sich Wally zu ihr um und grinst sie breit an.
Elfriede fühlt, wie ihr Gesicht rot anläuft. Sie nickt so unauffällig wie möglich, während sie eine Flasche Milch und eine Packung Eier auf das Band legt.
Die Verkäuferin zieht mit einem gleichmäßig piependen Geräusch die drei Flaschen Fleckenentferner über den Scanner. „Macht dreizehn Euro vierzig“, sagt sie ahnungslos.

Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.

Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Sie öffnet und staunt. Ein Polizist in Uniform steht ihr gegenüber und fragt: „Frau Meyer?“
„Ja“, antwortet Elfriede. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir haben ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Windhund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sie sollte dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen.
Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
„Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.

Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.

Vielleicht sollte sie einmal beim Pfarrer nachschauen, so ganz unauffällig, denkt sie, als es wieder klingelt. Diesmal kommt ihr die Tür entgegen geflogen, als sie die Klinke herunterdrückt.
Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft.
„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.

Ihr klopft das Herz bis zum Hals, als sie mit Wally vor der Tür des Pfarrers steht.
Da sich nach dreimaligem Klingeln niemand meldet, eilen sie durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein und will gerade das Glas erheben. Wally stürmt auf ihn zu und nimmt ihm das Glas aus der Hand.
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
„Rattengift“, antwortet der Pfarrer gedankenverloren.
„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

„Endlich ist es vorbei“, seufzt er, als beide wieder in seiner Küche sitzen. Er erzählt ihr die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat, um die verrückte Wally zu erpressen.
Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Der Pfarrer hat die halbe Nacht nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden.
Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. Sie ist zuerst mit ihren Krallen auf ihn los, dann mit dem ganzen Körper, noch ehe er dazu kam ihr zu sagen, dass der Hund tot sei.
Um ihr zu entkommen, hat er ihr gesagt der Hund lebe und sei bei Elfriede.
„Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, fügt er zerknirscht hinzu.
„Ich kann schweigen“, sagt Elfriede und knöpft bedächtig ihre Bluse auf.
 

domino

Mitglied
Ein unterhaltsamer Text mit viel Witz. Manchmal blieb etwas unklar. Jons Vorschäge kann ich unterstreichen.
 

MIO

Mitglied
Ungläubig starrt Elfriede aus dem Fenster. Der Wind wirbelt die ersten Schneeflocken durch die kühle Herbstluft. Aber das Wetter ist es heute nicht, welches Elfriedes Blutdruck in die Höhe treibt. Es sind die Scheiben im Pfarrhaus, die gespenstisch leer zu ihr herüber glotzen. Besorgt schaut sie auf die Wanduhr. "Fünf nach sieben. Da muss etwas passiert sein. Sonst kann sie nach dem Pfarrer die Uhr stellen, der jeden Abend um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zubereitet. Vielleicht ist er krank. Ich könnte ihm schnell eine Hühnersuppe kochen“, murmelt sie vor sich hin. Aber in zehn Minuten beginnt ihre Lieblingsserie, „Stürmische Liebe“, die will sie auf keinen Fall verpassen. Sie schaltet den Fernseher ein und beschließt, sich gleich morgen früh um den Pfarrer zu kümmern.

Trotz ihrer Schlaftablette wälzt sich Elfriede unruhig im Bett hin und her. Seltsame Geräusche wecken sie auf. Es klingt, als hacke jemand schnaufend und stöhnend in der Erde. Das ist sicher wieder die Wally, denkt Elfriede.

Gähnend öffnet sie am nächsten Morgen das Fenster und reibt sich verwundert die Augen. Hinter dem Gartenzaun, im Pfarrgarten hat doch einer ein frisches Beet angelegt.
Elfriede kramt in der alten Kommode ihr Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an? Der Pfarrer ganz bestimmt nicht.
Du siehst mal wieder Gespenster meine liebe Elfriede, denkt sie kopfschüttelnd und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht sie zum Supermarkt. An der Kasse vor ihr steht sie, die verrückte Wally. Sechsundsiebzig Jahre und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Wie ein Schulmädchen stellt sie ihm nach. Der arme Teufel hat sie angezeigt, es gab sogar eine Gerichtsverhandlung. Er hat aber kein Recht bekommen. Letzte Woche hat Elfriede es in der Bild Zeitung gelesen.
„Wally W. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Am laufenden Band terrorisiert sie den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Wie kommt sie nur dazu, den ausgestopften Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys dunkelrote, krallenartige Fingernägel und ihren Einkauf.
Zwei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest sie. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken.
Wozu braucht die Wally zwei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Elfriede kommt ein schrecklicher Verdacht. Sie wird doch nicht den Pfarrer… Sie stoppt den Gedanken bevor er sich allzu sehr im Kopf ausdehnt.
Ahnungslos zieht die Verkäuferin den Fleckenentferner über den Scanner. „Macht sieben Euro vierzig.“

Die Fenster des Pfarrers bleiben auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneeschicht gelegt. Elfriede läuft wie ein gefangener Tiger in ihrer Wohnung auf und ab. Schließlich geht sie zum Telefon. Ihre Finger zittern, als sie die Nummer der Polizei wählt. Doch ehe sich jemand meldet, drückt sie schnell auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer. Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht. Am Ende wird man sie für verrückt halten.
Sie muss sich dringend ablenken und holt sich einen Krimi aus dem Regal. Mord im Schwimmbad von „Basti Pfütze.“
Seufzend legt sie sich auf die Couch. Wo war sie gleich nochmal, ach ja der Mörder der Melanie schon seit Tagen beschattet, war ihr ins Schwimmbad gefolgt.
Nach wenigen Zeilen schläft Elfriede ein und schrickt zusammen, als es klingelt. Ächzend erhebt sie sich, humpelt schlaftrunken zur Tür und öffnet.
Ein Polizist steht vor ihr und fragt: „Frau Gruber?“
„Ja, wie…, wie… kann ich helfen“, stottert Elfriede.
„Ich habe ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Wegner wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Hund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sollte sie dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen. Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel, die Geräusche in der Nacht und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie versucht so unschuldig wie möglich durch ihre Goldrandbrille zu blicken und sagt: „Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch. Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen. Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Hund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich… Elfriede bekommt eine Gänsehaut und unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer, beruhigt sie sich.
Sie sollte weniger Krimis lesen …

Dann entschließt sie sich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Zuerst wird sie beim Pfarrer klingeln.
Sie zieht sich den Mantel über, drückt die Klinke und im selben Moment kommt ihr die Tür entgegen geflogen. Ungestüm stürzt eine wutentbrannte Wally Wegner herein.
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“, kreischt sie hysterisch durch die Wohnung rennend.
„Cleopatra, mein Liebling, komm zu Mama.“
„Die Polizei war schon hier. Wie kommen Sie darauf, dass ich ihren Hund habe?“, fragt Elfriede.
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„Nein, der ist wieder da. Der Schuft hat mich belogen. Dem werde ich jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.

Wally klingelt kurz und wartet nicht bis der Pfarrer erscheint, sondern stürmt durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein. Gerade will er das Glas erheben, da reißt Wally es ihm aus der Hand. Der Pfarrer öffnet den Mund…
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“, schreit Wally.
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer. Doch Wally hat das Glas in einem Zug hinunterstürzt. Sie schüttelt sich angewidert. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen, krümmt sich vor Schmerz, sackt zusammen und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas: „Was war da drin?“
„Jede Menge Rattengift“, antwortet der Pfarrer abwesend.
„Wir sollten sie neben ihrem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

Erschöpft sitzen die Beiden später in der Küche. Der Pfarrer wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Endlich ist es vorbei.“ Er erzählt Elfriede die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat. Die Idee kam ihm ganz spontan und er dachte, so könne er die Wally erpressen. Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Die halbe Nacht hat er nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden. Das Tier hatte ein schwaches Herz.
Über der Schulter hat er ihn nach Hause getragen und begraben. Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. In ihrer Wohnung sei er dann schwach geworden…
„Ersparen Sie mir die Details, unterbricht ihn Elfriede mit Blick auf die zerkratzten Unterarme des Pfarrers.
„Wally ahnte natürlich, dass ich hinter dem entführten Hund stecke“, fuhr der Pfarrer fort. Ich konnte ihr nicht sagen, was tatsächlich passiert ist. Sie hätte mich umgebracht. Um ihr zu entkommen, habe ich die Entführung zugegeben und gesagt, der Hund lebe und sei bei Ihnen. Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, endet er zerknirscht.
„Ich kann schweigen“, antwortet Elfriede und knöpft langsam und bedächtig ihre Bluse auf.
 

MIO

Mitglied
Ungläubig starrt Elfriede aus dem Fenster. Der Wind wirbelt die ersten Schneeflocken durch die kühle Herbstluft. Aber das Wetter ist es heute nicht, welches Elfriedes Blutdruck in die Höhe treibt. Es sind die Scheiben im Pfarrhaus, die gespenstisch leer zu ihr herüber glotzen. Besorgt schaut sie auf die Wanduhr. "Fünf nach sieben. Da muss etwas passiert sein. Sonst kann sie nach dem Pfarrer die Uhr stellen, der jeden Abend um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zubereitet. Vielleicht ist er krank. Ich könnte ihm schnell eine Hühnersuppe kochen“, murmelt sie vor sich hin. Aber in zehn Minuten beginnt ihre Lieblingsserie, „Stürmische Liebe“, die will sie auf keinen Fall verpassen. Sie schaltet den Fernseher ein und beschließt, sich gleich morgen früh um den Pfarrer zu kümmern.
Trotz ihrer Schlaftablette wälzt sich Elfriede unruhig im Bett hin und her. Seltsame Geräusche wecken sie auf. Es klingt, als hacke jemand schnaufend und stöhnend in der Erde. Das ist sicher wieder die Wally, denkt Elfriede.
Gähnend öffnet sie am nächsten Morgen das Fenster und reibt sich verwundert die Augen. Hinter dem Gartenzaun, im Pfarrgarten hat doch einer ein frisches Beet angelegt.
Elfriede kramt in der alten Kommode ihr Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an? Der Pfarrer ganz bestimmt nicht.
Du siehst mal wieder Gespenster meine liebe Elfriede, denkt sie kopfschüttelnd und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht sie zum Supermarkt. An der Kasse vor ihr steht sie, die verrückte Wally. Sechsundsiebzig Jahre und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Wie ein Schulmädchen stellt sie ihm nach. Der arme Teufel hat sie angezeigt, es gab sogar eine Gerichtsverhandlung. Er hat aber kein Recht bekommen. Letzte Woche hat Elfriede es in der Bild Zeitung gelesen.
„Wally W. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Am laufenden Band terrorisiert sie den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Wie kommt sie nur dazu, den ausgestopften Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys dunkelrote, krallenartige Fingernägel und ihren Einkauf.
Zwei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest sie. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken.
Wozu braucht die Wally zwei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Elfriede kommt ein schrecklicher Verdacht. Sie wird doch nicht den Pfarrer… Sie stoppt den Gedanken bevor er sich allzu sehr im Kopf ausdehnt.
Ahnungslos zieht die Verkäuferin den Fleckenentferner über den Scanner. „Macht sieben Euro vierzig.“

Die Fenster des Pfarrers bleiben auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneeschicht gelegt. Elfriede läuft wie ein gefangener Tiger in ihrer Wohnung auf und ab. Schließlich geht sie zum Telefon. Ihre Finger zittern, als sie die Nummer der Polizei wählt. Doch ehe sich jemand meldet, drückt sie schnell auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer. Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht. Am Ende wird man sie für verrückt halten.
Sie muss sich dringend ablenken und holt sich einen Krimi aus dem Regal. Mord im Schwimmbad von „Basti Pfütze.“
Seufzend legt sie sich auf die Couch. Wo war sie gleich nochmal, ach ja der Mörder der Melanie schon seit Tagen beschattet, war ihr ins Schwimmbad gefolgt.
Nach wenigen Zeilen schläft Elfriede ein und schrickt zusammen, als es klingelt. Ächzend erhebt sie sich, humpelt schlaftrunken zur Tür und öffnet.
Ein Polizist steht vor ihr und fragt: „Frau Gruber?“
„Ja, wie…, wie… kann ich helfen“, stottert Elfriede.
„Ich habe ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Wegner wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Hund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sollte sie dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen. Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel, die Geräusche in der Nacht und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie versucht so unschuldig wie möglich durch ihre Goldrandbrille zu blicken und sagt: „Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch. Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen. Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Hund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich… Elfriede bekommt eine Gänsehaut und unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer, beruhigt sie sich.
Sie sollte weniger Krimis lesen …
Dann entschließt sie sich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Zuerst wird sie beim Pfarrer klingeln.
Sie zieht sich den Mantel über, drückt die Klinke und im selben Moment kommt ihr die Tür entgegen geflogen. Ungestüm stürzt eine wutentbrannte Wally Wegner herein.
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“, kreischt sie hysterisch durch die Wohnung rennend.
„Cleopatra, mein Liebling, komm zu Mama.“
„Die Polizei war schon hier. Wie kommen Sie darauf, dass ich ihren Hund habe?“, fragt Elfriede.
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„Nein, der ist wieder da. Der Schuft hat mich belogen. Dem werde ich jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Wally klingelt kurz und wartet nicht bis der Pfarrer erscheint, sondern stürmt durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein. Gerade will er das Glas erheben, da reißt Wally es ihm aus der Hand. Der Pfarrer öffnet den Mund…
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“, schreit Wally.
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer. Doch Wally hat das Glas in einem Zug hinunterstürzt. Sie schüttelt sich angewidert. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen, krümmt sich vor Schmerz, sackt zusammen und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas: „Was war da drin?“
„Jede Menge Rattengift“, antwortet der Pfarrer abwesend.
„Wir sollten sie neben ihrem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

Erschöpft sitzen die Beiden später in der Küche. Der Pfarrer wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Endlich ist es vorbei.“ Er erzählt Elfriede die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat. Die Idee kam ihm ganz spontan und er dachte, so könne er die Wally erpressen. Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Die halbe Nacht hat er nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden. Das Tier hatte ein schwaches Herz.
Über der Schulter hat er ihn nach Hause getragen und begraben. Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. In ihrer Wohnung sei er dann schwach geworden…
„Ersparen Sie mir die Details, unterbricht ihn Elfriede mit Blick auf die zerkratzten Unterarme des Pfarrers.
„Wally ahnte natürlich, dass ich hinter dem entführten Hund stecke“, fuhr der Pfarrer fort. Ich konnte ihr nicht sagen, was tatsächlich passiert ist. Sie hätte mich umgebracht. Um ihr zu entkommen, habe ich die Entführung zugegeben und gesagt, der Hund lebe und sei bei Ihnen. Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, endet er zerknirscht.
„Ich kann schweigen“, antwortet Elfriede und knöpft langsam und bedächtig ihre Bluse auf.
 

MIO

Mitglied
Ungläubig starrt Elfriede aus dem Fenster. Der Wind wirbelt die ersten Schneeflocken durch die kühle Herbstluft. Aber das Wetter ist es heute nicht, welches Elfriedes Blutdruck in die Höhe treibt. Es sind die Scheiben im Pfarrhaus, die gespenstisch leer zu ihr herüber glotzen. Besorgt schaut sie auf die Wanduhr. "Fünf nach sieben. Da muss etwas passiert sein. Sonst kann sie nach dem Pfarrer die Uhr stellen, der jeden Abend um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zubereitet. Vielleicht ist er krank. Ich könnte ihm schnell eine Hühnersuppe kochen“, murmelt sie vor sich hin. Aber in zehn Minuten beginnt ihre Lieblingsserie, „Stürmische Liebe“, die will sie auf keinen Fall verpassen. Sie schaltet den Fernseher ein und beschließt, sich gleich morgen früh um den Pfarrer zu kümmern.
Trotz ihrer Schlaftablette wälzt sich Elfriede unruhig im Bett hin und her. Seltsame Geräusche wecken sie auf. Es klingt, als hacke jemand schnaufend und stöhnend in der Erde. Das ist sicher wieder die Wally, denkt Elfriede.
Gähnend öffnet sie am nächsten Morgen das Fenster und reibt sich verwundert die Augen. Hinter dem Gartenzaun, im Pfarrgarten hat doch einer ein frisches Beet angelegt.
Elfriede kramt in der alten Kommode ihr Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an? Der Pfarrer ganz bestimmt nicht.
Du siehst mal wieder Gespenster meine liebe Elfriede, denkt sie kopfschüttelnd und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht sie zum Supermarkt. An der Kasse vor ihr steht sie, die verrückte Wally. Sechsundsiebzig Jahre und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Wie ein Schulmädchen stellt sie ihm nach. Der arme Teufel hat sie angezeigt, es gab sogar eine Gerichtsverhandlung. Er hat aber kein Recht bekommen. Letzte Woche hat Elfriede es in der Bild Zeitung gelesen.
„Wally W. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Am laufenden Band terrorisiert sie den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Wie kommt sie nur dazu, den ausgestopften Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das geht eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys dunkelrote, krallenartige Fingernägel und ihren Einkauf.
Zwei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest sie. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken.
Wozu braucht die Wally zwei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Elfriede kommt ein schrecklicher Verdacht. Sie wird doch nicht den Pfarrer… Sie stoppt den Gedanken bevor er sich allzu sehr im Kopf ausdehnt.
Ahnungslos zieht die Verkäuferin den Fleckenentferner über den Scanner. „Macht sieben Euro vierzig.“

Die Fenster des Pfarrers bleiben auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneeschicht gelegt. Elfriede läuft wie ein gefangener Tiger in ihrer Wohnung auf und ab. Schließlich geht sie zum Telefon. Ihre Finger zittern, als sie die Nummer der Polizei wählt. Doch ehe sich jemand meldet, drückt sie schnell auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer. Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht. Am Ende wird man sie für verrückt halten.
Sie muss sich dringend ablenken und holt sich einen Krimi aus dem Regal. Mord im Schwimmbad von „Basti Pfütze.“
Seufzend legt sie sich auf die Couch. Wo war sie gleich nochmal, ach ja der Mörder der Melanie schon seit Tagen beschattet, war ihr ins Schwimmbad gefolgt.
Nach wenigen Zeilen schläft Elfriede ein und schrickt zusammen, als es klingelt. Ächzend erhebt sie sich, humpelt schlaftrunken zur Tür und öffnet.
Ein Polizist steht vor ihr und fragt: „Frau Gruber?“
„Ja, wie…, wie… kann ich helfen“, stottert Elfriede.
„Ich habe ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Wegner wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Hund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sollte sie dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen. Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel, die Geräusche in der Nacht und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie versucht so unschuldig wie möglich durch ihre Goldrandbrille zu blicken und sagt: „Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch. Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen. Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Hund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich… Elfriede bekommt eine Gänsehaut und unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer, beruhigt sie sich.
Sie sollte weniger Krimis lesen …
Dann entschließt sie sich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Zuerst wird sie beim Pfarrer klingeln.
Sie zieht sich den Mantel über, drückt die Klinke und im selben Moment kommt ihr die Tür entgegen geflogen. Ungestüm stürzt eine wutentbrannte Wally Wegner herein.
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“, kreischt sie hysterisch durch die Wohnung rennend.
„Cleopatra, mein Liebling, komm zu Mama.“
„Die Polizei war schon hier. Wie kommen Sie darauf, dass ich ihren Hund habe?“, fragt Elfriede.
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„Nein, der ist wieder da. Der Schuft hat mich belogen. Dem werde ich jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Wally klingelt kurz und wartet nicht bis der Pfarrer erscheint, sondern stürmt durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein. Gerade will er das Glas erheben, da reißt Wally es ihm aus der Hand. Der Pfarrer öffnet den Mund…
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“, schreit Wally.
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer. Doch Wally hat das Glas in einem Zug hinunterstürzt. Sie schüttelt sich angewidert. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen, krümmt sich vor Schmerz, sackt zusammen und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas: „Was war da drin?“
„Jede Menge Rattengift“, antwortet der Pfarrer abwesend.
„Wir sollten sie neben ihrem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

Erschöpft sitzen die Beiden später in der Küche. Der Pfarrer wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Endlich ist es vorbei.“ Er erzählt Elfriede die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat. Die Idee kam ihm ganz spontan und er dachte, so könne er die Wally erpressen. Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Die halbe Nacht hat er nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden. Das Tier hatte ein schwaches Herz.
Über der Schulter hat er ihn nach Hause getragen und begraben. Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. In ihrer Wohnung sei er dann schwach geworden…
„Ersparen Sie mir die Details, unterbricht ihn Elfriede mit Blick auf seine zerkratzten Unterarme.
„Wally ahnte natürlich, dass ich hinter dem entführten Hund stecke“, fuhr der Pfarrer fort. Ich konnte ihr nicht sagen, was tatsächlich passiert ist. Sie hätte mich umgebracht. Um ihr zu entkommen, habe ich die Entführung zugegeben und gesagt, der Hund lebe und sei bei Ihnen. Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, endet er zerknirscht.
„Ich kann schweigen“, antwortet Elfriede und knöpft langsam und bedächtig ihre Bluse auf.
 

MIO

Mitglied
Ungläubig starrt Elfriede aus dem Fenster. Der Wind wirbelt die ersten Schneeflocken durch die kühle Herbstluft. Aber das Wetter ist es heute nicht, welches Elfriedes Blutdruck in die Höhe treibt. Es sind die Scheiben im Pfarrhaus, die gespenstisch leer zu ihr herüber glotzen. Besorgt schaut sie auf die Wanduhr. "Fünf nach sieben. Da muss etwas passiert sein. Sonst kann sie nach dem Pfarrer die Uhr stellen, der jeden Abend um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zubereitet. Vielleicht ist er krank. Ich könnte ihm schnell eine Hühnersuppe kochen“, murmelt sie vor sich hin. Aber in zehn Minuten beginnt ihre Lieblingsserie, „Stürmische Liebe“, die will sie auf keinen Fall verpassen. Sie schaltet den Fernseher ein und beschließt, sich gleich morgen früh um den Pfarrer zu kümmern.
Trotz ihrer Schlaftablette wälzt sich Elfriede unruhig im Bett hin und her. Seltsame Geräusche wecken sie auf. Es klingt, als hacke jemand schnaufend und stöhnend in der Erde. Das ist sicher wieder die Wally, denkt Elfriede.
Gähnend öffnet sie am nächsten Morgen das Fenster und reibt sich verwundert die Augen. Hinter dem Gartenzaun, im Pfarrgarten hat doch einer ein frisches Beet angelegt.
Elfriede kramt in der alten Kommode ihr Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an? Der Pfarrer ganz bestimmt nicht.
Du siehst mal wieder Gespenster meine liebe Elfriede, denkt sie kopfschüttelnd und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht sie zum Supermarkt. An der Kasse vor ihr steht sie, die verrückte Wally. Sechsundsiebzig Jahre und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Wie ein Schulmädchen stellt sie ihm nach. Der arme Teufel hat sie angezeigt, es gab sogar eine Gerichtsverhandlung. Er hat aber kein Recht bekommen. Letzte Woche hat Elfriede es in der Bild Zeitung gelesen.
„Wally W. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Am laufenden Band terrorisiert sie den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Wie kommt sie nur dazu, den ausgestopften Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das geht eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys dunkelrote, krallenartige Fingernägel und ihren Einkauf.
Zwei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest sie. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken.
Wozu braucht die Wally zwei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Elfriede kommt ein schrecklicher Verdacht. Sie wird doch nicht den Pfarrer… Sie stoppt den Gedanken bevor er sich allzu sehr im Kopf ausdehnt.
Ahnungslos zieht die Verkäuferin den Fleckenentferner über den Scanner. „Macht sieben Euro vierzig.“

Die Fenster des Pfarrers bleiben auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneeschicht gelegt. Elfriede läuft wie ein gefangener Tiger in ihrer Wohnung auf und ab. Schließlich geht sie zum Telefon. Ihre Finger zittern, als sie die Nummer der Polizei wählt. Doch ehe sich jemand meldet, drückt sie schnell auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer. Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht. Am Ende wird man sie für verrückt halten.
Sie muss sich dringend ablenken und holt sich einen Krimi aus dem Regal. Mord im Schwimmbad von „Basti Pfütze.“
Seufzend legt sie sich auf die Couch. Wo war sie gleich nochmal, ach ja der Mörder der Melanie schon seit Tagen beschattet, war ihr ins Schwimmbad gefolgt.
Nach wenigen Zeilen schläft Elfriede ein und schrickt zusammen, als es klingelt. Ächzend erhebt sie sich, humpelt schlaftrunken zur Tür und öffnet.
Ein Polizist steht vor ihr und fragt: „Frau Gruber?“
„Ja, wie…, wie… kann ich helfen“, stottert Elfriede.
„Ich habe ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden Sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, Sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Wegner wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Hund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sollte sie dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen. Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel, die Geräusche in der Nacht und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie versucht so unschuldig wie möglich durch ihre Goldrandbrille zu blicken und sagt: „Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch. Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen. Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Hund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich… Elfriede bekommt eine Gänsehaut und unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer, beruhigt sie sich.
Sie sollte weniger Krimis lesen …
Dann entschließt sie sich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Zuerst wird sie beim Pfarrer klingeln.
Sie zieht sich den Mantel über, drückt die Klinke und im selben Moment kommt ihr die Tür entgegen geflogen. Ungestüm stürzt eine wutentbrannte Wally Wegner herein.
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“, kreischt sie hysterisch durch die Wohnung rennend.
„Cleopatra, mein Liebling, komm zu Mama.“
„Die Polizei war schon hier. Wie kommen Sie darauf, dass ich ihren Hund habe?“, fragt Elfriede.
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„Nein, der ist wieder da. Der Schuft hat mich belogen. Dem werde ich jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Wally klingelt kurz und wartet nicht bis der Pfarrer erscheint, sondern stürmt durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein. Gerade will er das Glas erheben, da reißt Wally es ihm aus der Hand. Der Pfarrer öffnet den Mund…
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“, schreit Wally.
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer. Doch Wally hat das Glas in einem Zug hinunterstürzt. Sie schüttelt sich angewidert. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen, krümmt sich vor Schmerz, sackt zusammen und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas: „Was war da drin?“
„Jede Menge Rattengift“, antwortet der Pfarrer abwesend.
„Wir sollten sie neben ihrem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.

Erschöpft sitzen die Beiden später in der Küche. Der Pfarrer wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Endlich ist es vorbei.“ Er erzählt Elfriede die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat. Die Idee kam ihm ganz spontan und er dachte, so könne er die Wally erpressen. Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Die halbe Nacht hat er nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden. Das Tier hatte ein schwaches Herz.
Über der Schulter hat er ihn nach Hause getragen und begraben. Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. In ihrer Wohnung sei er dann schwach geworden…
„Ersparen Sie mir die Details, unterbricht ihn Elfriede mit Blick auf seine zerkratzten Unterarme.
„Wally ahnte natürlich, dass ich hinter dem entführten Hund stecke“, fuhr der Pfarrer fort. Ich konnte ihr nicht sagen, was tatsächlich passiert ist. Sie hätte mich umgebracht. Um ihr zu entkommen, habe ich die Entführung zugegeben und gesagt, der Hund lebe und sei bei Ihnen. Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, endet er zerknirscht.
„Ich kann schweigen“, antwortet Elfriede und knöpft langsam und bedächtig ihre Bluse auf.
 



 
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