Spätzchen Baba entdeckt die Welt

claudianne

Mitglied
Spätzchen Baba macht wie immer am späten Nachmittag ein gemütliches Päuschen im Vogelbad in Oma Nonnas Garten.
Die Sonne wärmt sein Bäuchlein und er ist rundum zufrieden.
„Hört, hört!“, keucht Knacki das Eichhörnchen in die Stille, „im Wald fällen sie wieder Bäume! Diesmal sind es besonders viele Männer und sie haben laute Motorsägen dabei! Sagt es allen weiter. Hört, hört!“
Spätzchen Baba ist erschrocken. „Oh je! Ich muss die weise Eule Olga warnen! Um die Zeit schläft sie doch immer in ihrem gemütlichen Nest in der großen Buche. Sie bekommt bestimmt nichts mit.“

Schnell hüpft Baba über den Gartenzaun Richtung Wäldchen. Von allen Seiten hört er aufgeregtes Piepsen, Zwitschern und Getrampel.
Baba hüpft so schnell er kann. Er nimmt sogar die Abkürzung über Bauer Brunos Weide, obwohl er Angst vor den großen Kühen hat.
Fast schon ist er durch, da passiert es: Er steckt fest. Mit beiden Beinchen ist er tief in einen Kuhfladen versunken.
Vom Wäldchen her hört er den Lärm der Motorsägen und ist verzweifelt: „Hilfe, Hilfe, ich muss hier raus bevor sie Eule Olgas Baum fällen! Hiiiiiiilfe!“
Durch sein aufgeregtes Piepen macht er Bauer Brunos Kühe auf sich aufmerksam. Ganz langsam kommt eine besonders große Kuh auf ihn zu. Ihr Schwanz peitscht im Rhythmus ihrer stampfenden Schritte.
„Jetzt ist alles aus“, jammert Baba, „die Kuh steigt einfach auf mich drauf, dann bin ich platt wie eine Flunder. Und ich hab doch keine Zeit!“
Schon steht sie ganz dicht vor ihm.
„Muh“, muht die Kuh mit einem angenehm warmen Atem.
„Du brauchst Hilfe?“
„Ja, ich will hier raus! Ich muss ins Wäldchen, Olga warnen!“
„Kein Problem“, santwortet die Kuh, „Ich zieh dich raus. Halt dich einfach an meinem Schwanz fest.“
Und schwupps ist Baba raus aus dem Kuhfladen. Und unterwegs.
In seiner Eile hat er ganz vergessen, sich bei der netten Kuh zu bedanken.

Olgas Buche steht noch, aber das Geräusch der Sägen ist schon ganz nah.
„Olga, Olga“, piept Baba aufgeregt vor ihrer Höhle, „Du musst aufwachen! Die fällen deinen Baum!“
Ganz aufgeregt hüpft Baba vor der Höhle auf und ab.
Von innen hört er nur leises Schnarchen.
„Olga, Olga aufwachen!“
Nichts passiert.
Dann plötzlich ein Grunzen: „Puh, was stinkt denn da so“, schnieft Olga und schaut aus ihrer Höhle.
Wrumm, wrumm, wrumm. Schon fängt der Baum an zu zittern, weil unten einer der Waldarbeiter die Säge ansetzt.
Baba und Olga zittern mit.

Plötzlich wird es ganz still und dann hören sie den Waldarbeiter schimpfen: „Lästiges Ungeziefer, Mistviecher, Schädlingsplage! Raus aus meinem Hosenbein, runter von meiner Nase! Das brennt ja wie Katzendreck. Zum holprigen Hotzenplotz nochmal.“

Baba und Olga stecken neugierig ihre Köpfe aus Olgas Nest. Baba hüpft mutig ein paar Äste weiter nach unten und wirft dann einen schnellen Blick auf den tobenden Waldarbeiter. Man kann ihn kaum noch erkennen. Da ist nur noch ein grüner Filzhut mit einer großen Feder daran.
Vom Hut abwärts sieht Baba nur braunes Gewusel und Gekrabbel.
Der Waldarbeiter springt von einem Bein aufs andere, schlägt wild um sich und flucht fürchterlich.

„Das muss ich mir aus der Nähe ansehen“, denkt sich Baba, noch ein bisschen mutiger.
Er schlüpft ins Gebüsch neben dem Baum und da sieht er es: Das braune Gewusel sind so viele Ameisen, dass er bestimmt bis zum nächsten Abend gebraucht hätte, sie alle zu zählen. Und sie singen.

„Wer will fleißige Arbeiter sehen, der muss zu uns Ameisen gehen.
Spucke hier, Spucke dort, bald schon ist der Waldschrat fort!“

Und sie haben recht: Der Waldarbeiter sucht wild tanzend das Weite. Seine Motorsäge lässt er liegen.

„Puh, das ist ja noch mal gut gegangen“, seufzt Baba erleichtert, der jetzt, wo alles vorbei ist, doch noch ein bisschen zittert.
Und dann sieht er es: An der Stelle, wo der Waldarbeiter die Motorsäge angesetzt hatte, ist ein Schnitt in der Baumrinde und daraus tropft klebriger Saft.
„Oh nein!“, keucht Baba, „der Baum verblutet! Olga, Olga wir müssen dem Baum helfen. Können wir einfach ein großes Pflaster draufkleben? Das macht Oma Nonna so, wenn sie sich an ihren Rosen in die Finger sticht.“
„Beruhige Dich kleines Spätzchen“, besänftigt die weise Eule Olga den aufgeregten Spatzen, „der Baum braucht unsere Hilfe nicht. Er kann seine Wunde selbst wieder heilen. Das Harz, das da heraustropft, ist wie ein flüssiges Pflaster. Das klebt die Rinde wieder zusammen.
Zeit nach Hause zu gehen Baba, schau es wird schon langsam dunkel.“

„Na gut“, seufzt Baba und unterdrückt ein kleines Gähnen.
„Gute Nacht Spätzchen“, sagt Olga und blinzelt ihm zum Abschied mit ihren großen gelben Augen zu.

Baba hüpft zurück in Oma Nonnas Gärtchen und kann es gar nicht erwarten, all seinen Freunden von seinem Abenteuer zu erzählen. Vielleicht lässt er die Geschichte mit dem Kuhfladen weg, aber auf alle Fälle sollen alle wissen, dass es die winzig kleinen Ameisen geschafft haben den bösen Waldarbeiter zu vertreiben.
Wenn man auch noch so klein ist, zusammen kann man auch ganz große Dinge schaffen.



Eine Geschichte aus meiner Spätzchen Baba Reihe.
 

claudianne

Mitglied
Spätzchen Baba ist ein neugieriger kleiner Spatz mit großem Appetit und immer viel zu erzählen. Er wohnt in Oma Nonnas Häuschen. Im Garten und im angrenzenden Wäldchen hat er seine Freunde: Fridolin den Wetterfrosch, Greta die Gans, die weise Eule Olga und viele mehr.


Spätzchen Baba rettet Olga
Spätzchen Baba pfeift auf Fußball
Spätzchen Baba und der unsichtbare Kapitän
 



 
Oben Unten