Speisende Philosophen

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Speisende Philosophen

Fünf Philosophen saßen und dachten ruhig nach,
bis sie im tiefen Denken der Hunger unterbrach.

Vor ihnen stand die Schüssel gefüllt mit leckrem Reis,
vor jedem lag ein Stäbchen, vor jedem da im Kreis.

Der erste griff zum Stäbchen, das hielt kein Reiskorn fest,
er brauchte noch ein andres und dass ihm's einer lässt.

Der zweite hielt sein Stäbchen geschickt in seiner Hand,
ihm raubte schon der Hunger ein wenig den Verstand.

Der dritte hielt sein Stäbchen und zitterte schon sehr,
der vierte sprach, er gebe auf keinen Fall eins her.

Der fünfte rührte gleichfalls nur dumm im Reis herum,
am übernächsten Morgen, da fielen alle um.

So hatten sie sehr wenig von all dem Überfluss,
fünf kluge Philosophen verhungerten zum Schluss.
 

Schakim

Mitglied
Ach Bernd!

Zehn kleine Negerlein ...
Aber es können natürlich auch fünf Philosophen sein!
Und ein weisses, kleines Korn -
So beginnt die Geschichte dann von vorn!


Nächtliche Grüsse!
Schakim
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Schakim,

allerdings hat es mit dem besagten Lied nichts zu tun. Es ist eher ein mathematisches Problem zur Ressourcenverteilung und Kooperation. In Englisch nennt es sich das "dining philosophers problem", in deutsch findest du es als "Philosophenproblem".
Das Gedicht beinhaltet die Blockade, keiner ist kooperativ.

In gewisser Hinsicht ähnelt es dem Gefangenendilemma. Wer sich kooperativ verhält, muss darauf vertrauen, dass es ein anderer auch tut.

Im deutschen Bereich wird dabei oft von Gabeln und Spaghetti ausgegangen, das leuchtet aber nicht ein, das man auch mit nur einer Gabel Spaghetti essen kann - vielleicht nicht als hungriger Philosoph?

Eine Verallgemeinerung ist das Problem der trinkenden Philosophen.

Viele Grüße und ein Gesundes Neues Jahr.

Bernd
 

Vera-Lena

Mitglied
Mit dem Herzen

Hallo Bernd,

man muss auch mit dem Herzen denken, der Kopf allein bringt noch nichts zuwege. Die fünf müssen ja schon sehr verhärtet gewesen sein, wenn sie lieber sterben als teilen und warten wollten. Deine Überspitzung gefällt mir und auch die nüchterne Ausfürung passt gut dazu.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Schakim,

ich habe es ja auch aus dem mathematischen Bereich ins Absurde überführt.
In gewisser Hinsicht spiegelt so aber auch Sturheit.

Liebe Grüße von bernd
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo Bernd

kommen wir doch endlich zur eigentlichen Lösung des Problems.
Ich fange mal an: Der praktische Ossi hätte sich das eine Stäbchen in zwei Teile zerbrochen. Mehr Vorschläge bitte.

Herr Müller
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Das Gedicht erinnert

an Buridans Esel: Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen, kann sich nicht entscheiden und verhungert... War das auch ein Philosoph?

Schöner Text!

LG

Pen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Buridan war ein Philosoph. Sein Esel aber musste verhungern, wie mir mein Freund Erik vor ein paar Jahren bewies.
In welchem Fall sind zwei real existierende Heuhaufen genau gleich groß? Nur in einem: Wenn beide die Masse Null haben. Der Esel, wie gesagt, musste einfach verhungern.

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Interessant ist in diesem Fall, dass sich beide Heuhaufen überall und zu jeder Zeit befinden, also tatsächlich und überhaupt in jeder Hinsicht den gleichen Abstand haben.

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Für die Philosophen aber gäbe es viele Möglichkeiten.


1. Mit den Fingern essen.

2. Eine Bemme aus der Tasche holen.

3. Dem Nachbarn ein Stäbchen stehlen. (Das allerdings ginge schief ...)

4. Ins nächstgelegene Pub gehen.

5. Sich mit Nachbarn einigen.

6. Mich um einen Löffel bitten.

7. Verhungern.
 



 
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