Spitze

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ENachtigall

Mitglied
Spitze

dünn ist die Luft
hier und jetzt
bin ich endlich
so allein wie ich
mich lange schon fühl

Schwindelig macht
nur der Blick
zurück und hinab
auf den Sumpf
aus dem ich
gekrochen komme

Krötengeschmack
und Gift und Galle
in die Hände gespuckt
wie Sterntaler
mit dem kurzen Hemd
Alles gegeben

Schmeiß mir bloß
kein Gott die Sterne
vom Himmel
Ihr Funkeln
wiegt mehr als
lauter harte blanke Taler

Version mit geändertem Titel (23.06.2007)



Spitzenmäßig
dünn ist die Luft
hier und jetzt
bin ich endlich
so allein wie ich
mich lange schon fühl

Schwindelig macht
nur der Blick
zurück und hinab
auf den Sumpf
aus dem ich
gekrochen komme

Krötengeschmack
und Gift und Galle
in die Hände gespuckt
wie Sterntaler
mit dem kurzen Hemd
Alles gegeben

Schmeiß mir bloß
kein Gott die Sterne
vom Himmel
Ihr Funkeln
wiegt mehr als
lauter harte blanke Taler
 

Perry

Mitglied
Hallo ENachtigall,
ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig deine "Trash-Version" von den Sterntalern, aber ich habs trotzdem gern gelesen. Vor allem das Bild "mit dem kurzen Hemd / Alles gegeben" hat meine Fantasie angekurbelt (lächel). Und keine Sorge ich kenne keinen Gott der mit Talern schmeist, also kann das Lyrich ruhig das Funkeln der Sterne genießen.
LG
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Perry,

mir gefällt die Umschreibung:

zwar etwas gewöhnungsbedürftig deine [blue]"Trash-Version" von den Sterntalern[/blue], aber ich habs trotzdem gern gelesen
Zugegeben: es ist schon bewußt karikativ überzeichnet, arbeitet aber ordnungsgemäß mit Doppeldeutens im Team.

Die Kunstmärchenfigur reagiert untypisch. Wer beschwört schon die Götter, den Geldregen zu canceln? Jemand, der Pechmaries Geschichte kennt? Jemand, der sich reichlich glücklich schätzt? Jemand, der geschichtenhungrig ist?

Schön, dass Du Fantasie entfalten konntest ;-)

skurriles Grüßchen von

Elke
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

die letzte Strophe kapier ich null.

Ok, ich muss nicht alles verstehen. Auch nicht die Gefühlswelt einer Frau. Aber ich erwarte in einem Text ein wenig was, worin ich mich wiederfinde. Hier kommts mir vor im Ganzen,wie lauter Sternentaler, die mir vorgeworfen werden und ich soll daraus was machen.

Weiß nicht, alles in allem, mir einfach zu konstruiert.

Heute mehr drüber nachgedacht, verglichen, keine 7...ne 6.

lG
Sanne
 

Milko

Mitglied
ich finde

diese schrift bestimmt vom ersten bis zum letzten wort,
die Tonart , das fordernd klare ,
auch abgeklärte,

als "übersteigerte Interpretation dargestellt , empfinde ich die letzte strophe wie folgt:

" komm mir jetzt nicht mit dem Leben
nach dem Tod "
- wenn ichs nicht spür ......

( jetzt habe ich die letzte strophe nochmal im kontext gelesen , und man muss schon viel phantasie mit bringen , um da eine Zusammenhang zu sehen )
- habe auch keine lust das zu löschen , lass es einfach mal so stehen.

ich finde es sehr gut
"dein -"Spitzenmäßig"-

gm
 

ENachtigall

Mitglied
Sterntaler?

Hier kommts mir vor im Ganzen,wie lauter Sternentaler, die mir vorgeworfen werden und ich soll daraus was machen
Liebe Stoffel,

wenn man genau liest, entdeckt man im Titel eine gewisse Ironie.

"Spitzenmäßig dünn ist die Luft": Erleichterung, der "dicken Luft" (spannungsgeladene Atmosphäre, Streitzwang) entkommen zu sein. Auch szenarisch ist hier ein "aufwärts" angedeutet, in

der Blick
zurück und hinab
Dann folgt ein Eintauchen in Erinnerung und Empfinden des Kraftaufwandes, der nötig war, sich hinauszuarbeiten. - Verausgabung -

Erst hier, Mitte der dritten Strophe, kommt das Sterntalermotiv ins Gedicht.

Das trotzige Verweigern einer "himmlischen Belohnung" in Strophe vier hat Milko in seinem Kommentar sehr gut herausgelesen!

Letzendlich ist das beschriebene Alleinsein natürlich nur bedingt "spitzenmäßig". Das wollte ich mit dem Gedicht transportieren. Die Sterntalerthematik trägt nach meiner Interpretation ähnliche Inhalte.

Dir sei natürlich zugestanden, dass es trotzdem zuviel "Märchen" ist und Dich verwirrt.

Grüße von Elke
 
H

HFleiss

Gast
spitzenmäßig

Liebe Elke, wieder mal eines deiner Gedichte, die mich ansprechen. Einer unangenehmen Situation entkommen, endlich aufatmen können, in die Hände spucken, wenns noch so schwerfällt, beten darum, dass es so bleibt - ungefähr das ist es, was ich herauslese. Haltung eines Menschen, der sich nicht unterkriegen lässt. Schön die Metapher des Sterntaler, das Märchen, dass Glück vom Himmel fällt - wirklich gut geschrieben. Nur der Titel gefällt mir nicht so richtig wegen dieses bürokratischen Wortes, ja Ironie, ich könnts mir noch lakonischer vorstellen. Hanna
 

ENachtigall

Mitglied
Titel

Danke Hanna,

ich finde den konstruktiven Hinweis auf den verbesserungswürdigen Titel sehr gut (war auch nicht überzeugt davon) und verkürze ihn auf "Spitze". Dein Mitteilen des Eindrucks bestätigt, dass ich etwas vermitteln konnte. Das ist mir wichtig zu wissen.

Grüße von Elke
 
S

Stoffel

Gast
Grüß Dich,

ganz lieben Dank für Deine Erläuterung.
(mei, manchmal möcht man verstehen, drum fragt man(ich) nach. Und es hilft dann ja auch anderen, die "auf dem Schlauch stehen" weiter. Solch Erläuterung. Das man DANACH sagen kann...: Ich habe Dich verstanden. *smile*)
Das Bild vom Sterntaler mag ich.

Danke Dir. (gerade weil ich auch der Meinung eigenttlich bin, das ein Autor seine Werke nicht erklären muss/sollte):)

lG
Sanne
 

ENachtigall

Mitglied
Werke erklären

Hallo Sanne,

ich mach´s schon hin und wieder.

Seit Josef Beuys "Fettecke" weiß ich, wie interessant Hintergrundinformationen sein können http://www.deutsche-bank-art.com/art/2005/2/d/1/319.php und welch merkwürdige Zusammenhänge zwischen Erlebnissen und Kunstwerken bestehen. Das Wissen darum sensibilisiert auch meine Wahrnehmung für zukünftige Betrachtungen. Deshalb scheue ich mich nicht, sowohl Erklärungen anzunehmen, als auch welche zu geben.

Natürlich darf auch das jeder individuell handhaben.

Schönen Abend

Elke
 
S

Stoffel

Gast
Liebe Elke,
danke Dir.
Nun, Joseph Beuys habe ich in den 80ern in Berlin kennen gelernt (hatte ich mal 10 Jahre verbracht dort). Ein toler Künstler, wenn man ihn zu sich reden hört, mit ihm diskutiert, noch mehr. Da ging es um die "7000 Eichen" und später war ich in Kassel zur "Dokumenta". Vor dem Gebäude lagen 7000 Obelisken, auf die ich mich setzte. Und ich kaufte eine Kopie, handsigniert. Sein Markenzeichen das "Häschen" in seiner Unterschrift. Später mal, wir hatten wenig Geld, (wir waren junge Eltern, mein Mann ein Jungtonmeister) verkauften wir die (sie kostete schlappe 3Mark für einen guten Zweck halt) für 1500 Mark.
Heute beiss ich mir in den Hintern. Nicht wegen des Wertes. Sondern der Besonderheit wegen.

Was den Titel angeht so finde ich ihn gut. "Spitze" ruft andere Interpretationen hervor. "spitzenmässig" ist für mich zumindest das, was Du aussagen möchtest.

lG
Sanne
 

Milko

Mitglied
nein , also
spitze , so ganz allein , finde ich nicht gut.

anderen Vorschlag

SpitzenWert , natürlich kann man es auch "normal schreiben ,

nur so ein gedanke von
mir
gm
 



 
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