Spitzwegs Poet

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Rudolfus

Mitglied
Ach, da liegt er in der Kammer.
Dieser Anblick, welch ein Jammer!
Regen rinnt vom Dach herein,
Kälte beißt sich ins Gebein.
Feucht hängt Wäsche auf der Leine.
Ist das Handtuch wohl das Seine?
Schräg das Dach und nur das Rohr
Seines Ofens ragt empor
In den Raum und spendet Wärme
Für das Herz und fürs Gedärme.
Schöner Traum! Der Herd ist kalt
Und das Holz steht noch im Wald!
Schief des Bettes alte Lade,
Taub die Füße bis zur Wade.
Nur die Mütze auf dem Kopf
Wärmt den Kerl, den alten Zopf.
Bücher liegen auf dem Grunde.
Helfen sie zu dieser Stunde?
Über sich den Schirm gespannt
Und die Kissen an der Wand.
Quer die Feder in dem Maule.
Pegasus, dem Dichtergaule,
Wirft er trübe Blicke zu.
Komm doch nur, hilf mir im Nu,
Dass die Worte Flügel kriegen
Und sich in den Wolken wiegen,
Wünscht er - und die Fantasie
Geht ihm auf, verlässt ihn nie.
 

Schakim

Mitglied
Hallo, Rudolfus!


Meister, Du bist wunderbar,
zeichnest diesen Künstler klar!
Mit sehr wohlgewählten Worten
öffnest Du der Seele Pforten,
um sie dann in aller Stille
hinzuführen zur Idylle ...
Meister, ja, du bist der Hammer!
Dieser Dichter in der Kammer
scheint der Krankheit zu erliegen,
weil die Worte ihn besiegen ...
Denn er schreibt auf seine Blätter
von dem Maler, seinem Retter,
der ihn formt und ihn gestaltet,
der sein ganzes Glück entfaltet!
Plötzlich kennt das Bild die Welt,
das sie gross in Atem hält ...
Und in Büchern und auf Karten
kann man bald die Suche starten,
und man wird ihn prompt auch finden,
während die Ideen zünden ...

LG
Schakim
 

Herr Müller

Mitglied
Lieber Rudolfus

gefällt mir sehr gut Dein Gedicht. Darf man Dir noch ein herzliches Willkommen in dieser Runde zuwerfen? :)
Herr Müller
 

LuMen

Mitglied
neuer Einfall?

Hallo Rudolfus,

das Bild ist in allen Einzelheiten schön gereimt beschrieben - nur am Schluß macht Pegasus schlapp. Da läßt er die Zeile mit "zu" in der Luft hängen. Zur Anregung, damit Du Dir vielleicht noch anderes einfallen läßt, ergänze ich das mal so:
..hofft er, Feder quer im Maul,
Pegasus, der Dichtergaul,
spiele ihm, dieweil er ruh´,
einen neuen Einfall zu..

Beste Grüße
LuMen
 

Rudolfus

Mitglied
Lieber Schakim, guter Meister,
Deine Worte sind wie Kleister,
Lindern meiner Nase Qualen,
In die sich die Viren stahlen!
Ja, der Spitzweg ist der Retter,
Pegasus den Pinsel führte
Und die Farben ihm verrührte.
Lass uns sein Poeten-Vetter
Dieses Tropfs im Bettgestelle!
Dank dir, Poesie-Geselle!


Lieber LuMen, die Kritik
Trifft den Nagel auf den Kopf.
Hatt' ich doch dem alten Zopf
Eine Zeile ganz vergessen,
Die im Or'ginal gesessen.
Vielleicht findest du sie schick:

"Pegasus, dem Dichtergaule,
Wirft er trübe Blicke zu.
Komm doch nur, hilf mir im Nu,
dass..."
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Rudolfus:)
mir gefällt Dein Gedicht ausgezeichnet und wenn Du die eine
von Dir erdachte Zeile hinzufügst, dann stimmt alles.
Du kannst es übrigens auch in Dein Gedicht einfügen.
Wenn Du - unter dem Gedicht - auf "edit" klickst, erscheint
dieses, wie Du es geschrieben hast und dann kannst Du diese Zeile einfügen und nochmals abschicken.

Dir einen schönen Sonntag
und liebe Grüße
von Klopfstock ;)
 



 
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