Spurenleser

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Ralf Langer

Mitglied
Spurenleser

Hast Eindruck hinterlassen,
nicht nur frisch gefallenen,
auch im Firn der Zeiten,
knie ich bei dieser Fährte.
Kann sie nicht lesen,
die Grammatik jener Schritte,
begreife nicht die Syntax dieser Spur.
Aus der Nähe seh’ ich nur,
ich müsste mich entfernen,
hoch und höher über mir,
enthüllte sich ein Weg,
der sich ganz langsam beugt,
mit jedem Schritt
um eine unsichtbare Mitte,
und sich im Kreis
zurück verläuft.
 

Dolphilyrik

Mitglied
he,
ja, Spuren Leser...im Firn der Zeit , das ist wunderschön und gibt der Zeit etwas manifestierendes...

mir eröffnen sich da spiralische Gedankenwege, die in mehreren Ebenen verlaufend von oben betrachtet nur Ring zu sein scheinen.
Für mich ein mehrdimensionales Werk, dessen Spuren ich gerne gedanklich verfolgte...

Es winkt Dolphilyrik ;)
 

Perry

Mitglied
Hallo Ralf,

ich sehe zwei unterschiedliche Blickwinkel in deinem Text. In den ersten sieben Zeilen geht es um eine konkrete Spur eines LD, die das LI zu lesen, deuten versucht.
Gut gelungen ist hier "im Firn der Zeiten," weniger die "Grammatik von Schritten", weil solche detaillierte Regeln und Vorgaben beim Spuren wohl kaum vorstellbar sind.
Der zweite Teil erhebt sich über die Spuren, wobei sich der dadurch gewonnene Überblick leider in einer "unsichtbare(n) Mitte" erschöpft. Da hätte ich etwas mehr erwartet.
LG
Manfred
 
H

Heidrun D.

Gast
Hier ist dir m. E. etwas ganz Außergewöhnliches gelungen, Ralf. - Durch deine feinsinnige Betrachtung der Spirale gelingt es dir, eines der ältesten Symbole menschlicher Spiritualität in wenigen Worten begreifbar zu machen - den Weg von klein zu groß, von innen nach außen - und zurück.

In einer anderen Bedeutung dient das Symbol übrigens als Schutz und Heilmittel bei Blockaden - womit sich der Kreis zur Dichtung locker herstellen lässt. :)

Mit deinen Arbeiten hebst du dich wohltuend von denjenigen ab, die ein paar Reizwörter aus dem Fachbereich Philosophie in gefällige Worte kleiden, versehen mit einem fäkalen Aufreißer, der das Interesse der andächtigen Leserschaft auslösen soll ...

Deine Gedichte sind gut und bis zum Ende durchdacht.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Heidrun,

ich bin sehr glücklich, das dir als Symbol die Spirale
eingefallen ist.
Ich habe befürchtet die meisten sähen einen Kreis,
den ich hier nicht haben wollte.

Das Ausgangsbild war ein Mensch in einer orientierungslosen Eiswüste. Dieser Mensch will gerade aus laufen.
Aber - ich glaube aufgrund von unterschiedlicher Muskulatur -
läuft er einen Bogen.
So nähert er sich der "unbekannten Mitte" auf dem längsten aller Wege.
Einem Kreis der sich nicht schließt.

Lg
Ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Perry,
schade das dir das Bild mir der Grammatik nicht gefällt.
Ich finde es nämlich sehr gelungen.

(Was soll ich auch sonst sagen)

Grammatik aus altgr. „ grammatike“ Sprachlehre
Dies wiederum aus „graphein“ „eingeritztes, eingedrücktes“

Ähnliches bei „Syntax“ entlehnt aus „syntaxis“ „ Die zusammengestellte Ordnung“
Ich find es passt 

Tief vergraben in meinen Gedanken sah ich jemanden der „hinkt“ und so zu einer Seit zieht.

Die unsichtbare Mitte?!
Dieses Bild hatte ich im Kopf. Ich warte mal ab ob noch andere sich melden.

Hab dank für deine Gedanken
Ralf
 

revilo

Mitglied
Hallo, Meister.......Du hast ein tolles Gedicht geschrieben......ich muß allerdings Perry Recht geben.......die Zeilen mit Grammatik und Syntax halte ich für überflüssig, weil klar ist, das die Spur unlesbar ist.....
mein Vorschlag:

kann sie nicht deuten... und die nächsten beiden Zeilen weglassen..LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Ich muss euch einfach sagen, Perry und Revilo,
in meinen Augen ist die "Grammatik" das Beste am Text.

Wenn ihr euch überlegt, was mit ihr bewirkt werden soll (nämlich eine Spur in vermeintlicher Sprachwirrnis zu legen), stellt sich für mich schnell ein Zusammenhang her.

Heidrun
 



 
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