Stationär

Inge Anna

Mitglied
Stationär

Mitpatientin,
erzähltest mir dein Leben
mir - einer Fremden.
Und nun schläfst du
tief und fest.
Ist Friede dort,
wo du jetzt bist?

Mitpatientin,
vor einer Stunde noch
auf Späherfährte -
sieben Druckfehler in der Tageszeitung -
ich fiel in dein Lachen ein
freute mich,
dass es dir besser ging.

Mitpatientin,
man hat es eilig
dich fortzubringen -
die nächste Kranke
schon unterwegs.
Zwei Pflegern entfährt
wie aus einem Mund:
"Der Nachschub rollt".
Mich fröstelt
unter Federn und Schurwolle.

Liebe Mitpatientin,
du Erlöste -
fast beneide ich dich.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Inge-Anna,

ein starkes Gedicht!

Aber ich würde noch einmal über die Wiederholungen der "Mitpatientin" nachdenken (ein ähnliches Problem gab es ja neulich bei lap in dessen Text ...)


Stationär


Mitpatientin,
erzähltest mir dein Leben,
mir - einer Fremden.
Und nun schläfst du
tief und fest.
Ist Friede dort,
wo du jetzt bist?

Vor einer Stunde noch
auf Späherfährte -
sieben Druckfehler in der Tageszeitung -
ich fiel in dein Lachen ein,
freute mich,
dass es dir besser ging.


Man hatte es eilig
dich fortzubringen -
die nächste Kranke
schon unterwegs.
Zwei Pflegern entfuhr es
wie aus einem Mund:
"Der Nachschub rollt."
Mich fröstelt
unter Federn und Schurwolle.

Erlöste,
fast beneide ich dich.
So finde ich es noch ausdrucksvoller ...

Zum Inhalt: Die Sache mit den Krankenhausaufenthalten bietet ein Phänomen, das auch mich fasziniert. - Oft musste ich gottlob noch nicht in diese Schreckenshäuser. - Doch dann überraschte es mich stets, wie schnell Vertrauen unter den Patienten entsteht und welche tiefe Solidarität.

Dies veranlasste mich darüber nachzudenken, ob der Mensch wohl nur in der Not edler, anständiger Regungen fähig ist. ;)

Dir einen lieben Gruß
Heidrun
 

Inu

Mitglied
Liebe Inge Anna

wenn es mein Gedicht wäre, würde ich das dreifache ' Mitpatientin' genau so stehen lassen. Warum, kann ich nicht einmal sagen. ich finde es einfach vom Gefühl her besser. Das letzte, das vierte Mal 'Mitpatientin' würde ich jedoch weglassen. Sonst wird es zu viel.

Gruß
inu
 

Inge Anna

Mitglied
Stationär

Mitpatientin,
erzähltest mir dein Leben
mir - einer Fremden.
Und nun schläfst du
tief und fest.
Ist Friede dort,
wo du jetzt bist?

Vor einer Stunde noch
auf Späherfährte -
sieben Druckfehler in der Tageszeitung -
ich fiel in dein Lachen ein
freute mich,
dass es dir besser ging.

Man hatte es eilig
dich fortzubringen -
die nächste Kranke
schon unterwegs.
Zwei Pflegern entfährt es
wie aus einem Mund:
"Der Nachschub rollt!"
Mich fröstelt
unter Federn und Schurwolle.

Erlöste -
fast beneide ich dich.
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo Heidrun,

vielen Dank für Mühe und Zeitaufwand.
Ich musste zwingend stationär und das 2-mal innerhalb des letzten Jahres. Da erlebt man Dinge...

Hallo Inu,
Dir gleichfalls besten Dank fürs Lesen und Rückmelden.

Euch beiden liebe Grüße von
Inge Anna
 
H

Heidrun D.

Gast
So ist es wirklich besser, Inge-Anna. -

Ja, man erlebt Ergreifendes und auch Furchtbares ... an eine Szene erinnere ich mich besonders deutlich: einer Schlaganfallpatientin, die zu diesem Zeitpunkt nicht sprechen konnte, wurde von ihren Anverwandten am Krankenbett der Nachlass verteilt, als sei sie selbst gar anicht mehr vorhanden ... -

In deinem Gedicht gefällt mir besonders der Kontrast zwischen der "Späherfährte" und der ewigen Ruhe. Das ist ganz toll!

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo Heidrun,

das ist ja die totale Härte.
Meiner Bettnachbarin ging es schlecht, sehr schlecht. Da sie an mehrere Geräte angeschlossen war, bat sie mich, eine Krankenschwester zu rufen. Ich klingelte Sturm. Die Schwester kam - nach etwa zehn Minuten - schrie in den Raum: "Sauladen! Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man."

Da kann man sich nur wünschen, dass - - -

Liebe Grüße
Inge Anna
 



 
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