Stehen. Einfach so stehen.

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solastyear

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STEHEN. EINFACH SO STEHEN.

Ich stehe hier. Einfach so stehe ich da. In einer vom Mond beleuchteten Straße Ostberlins und das einzige, was ich besitze, ist die Möglichkeit der zeit- und teilweisen Beeinflussung des Menschen.

Plötzlich ein lautes Hupen, gefolgt von einem Kreischen aus dem Wagen und genervten Gesten der in der Umgebung stehenden Menschen. Genaueres kann ich nicht erkennen, vermute aber, dass Unwichtiges die Ursache der Erregung war.
Was soll\'s. Ist ja nicht das erste Mal, dass hier so etwas passiert.

Zurück zu mir:
Ich kann, was ich können will und soll und das genügt mir. Muss es ja.
Selbst wenn ich von Zeit zu Zeit die Lust an der mir zugeteilten Aufgabe verliere und mir mein Aussehen in letzter Zeit nicht mehr zusagt. Aber ich bin ja schließlich auch nicht mehr die Jüngste. So muss man das ja auch mal sehen.
Noch bin ich übrigens auch nicht wirklich wach, doch lassen Sie mich ein wenig davon plaudern, wie das dann wäre:
Klick. Stimmungs- und somit Farbwechsel meinerseits. Der Mensch setzt sich mit einer kurzen Verzögerungszeit in Bewegung, setzt sich mit einem kurzen Blick nach links, rechts und ein weiteres Mal links fort. Habe ich ja eigentlich nie verstanden dieses Ritual, aber man muss ja wohl nicht allwissend sein, stimmt\'s?

Nunja. Einen winzigen Augenblick später hinterlässt der Unbekannte eine Leere und ist auch schon in weite Ferne gerückt. Seine Existenz hier scheint nicht von Dauer zu sein und den Platz, den er hinterlässt, füllen bereits wenig später andere.
Was relevant daran ist, ist das ständige Gehen und Verschwinden. Das Stehen und Fortbewegen. Das Ersetzen und Ersetztwerden. Der Zwiespalt zwischen Stoppenmüssen und Weiterwollen. Weshalb letzteres so ist, wie es ist? Einfach nur, weil ich hier bin. Weil ich existiere und beeinflusse.
Ja, so ist das. Irgendwie durchaus paradox. Paradox im Sinne von seltsam. Seltsam, dass etwas, das sich niemals bewegen wird, die Bewegung anderer steuert.

Doch vielleicht soll es auch so sein, vielleicht braucht dieser sich ständig fortbewegende Mensch einfach eine Institution. Etwas, das ihn durch eine Regel beeinflusst, damit er mal zur Ruhe kommt und sich auf sein Handeln und nicht nur die Folge besinnt. Dieses Geld, so heißt es, sei für die Menschen ein wichtiger Bestandteil.
Achherje, bin ich froh, dass wir uns unter meinesgleichen nicht damit beschäftigen müssen. Alles, was wir brauchen, ist bereits da. Alles, was der Mensch braucht, ist bereits da.

Nur hat er es scheinbar für sich entdeckt, wirtschaftlich zu handeln. Auch wenn er, so erklärte zuletzt ein Mann derart wild gestikulierend, dass ihm fast das \"Handelsblatt\" zu Boden fiel, meist die \"Ausbeutung\", die ihn zu einem \"Spielball\" mache, nicht erkenne. Nein, nein, es erscheint mir nicht gerade allzu positiv zu sein dieses Geld. Geradezu bedrückend wirke es auf die Menschen ein, erklärte der Mann weiter, ehe er nach einem \"Klick\" blitzschnell in einen riesigen Mercedes auf der gegenüberliegenden Straßenseite stieg.
Irgendwie durchaus .. Ach, lassen wir das! Bilde dir selbst eine Meinung, lieber Mensch.

Die aufgehende Sonne steht blutrot am Himmel. Mein Kreislauf kommt langsam in Bewegung und ich spüre, wie mich dieses altgewohnte, seltsame Gefühl überkommt, das ich jeden Morgen habe. Das musste dieser – ähm – wie sagten die Menschen noch gleich dazu? Genau. Strom musste das sein, was in mir brodelt. Mein Arbeitstag beginnt und nun werde ich leider die Kommunikation einstellen müssen.
Klick – grün. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das erfordere die Industrialisierung, heißt es. Was auch immer das ist. Klick – rot. Wenn\'s die Leute sagen, wird’s wohl so sein ..


\"Es könnte doch sein, dass es den Kapitalismus ab morgen nicht mehr gibt.
Dass die Menschen sich rausstellen und einmal das System betrachten - anstatt zur Arbeit zu gehen.\"
- Peter Licht: Aus einem Interview der TAZ
 

solastyear

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STEHEN. EINFACH SO STEHEN.

Ich stehe hier. Einfach so stehe ich da. In einer vom Mond beleuchteten Straße Ostberlins und das einzige, was ich besitze, ist die Möglichkeit der zeit- und teilweisen Beeinflussung des Menschen.

Plötzlich ein lautes Hupen, gefolgt von einem Kreischen aus dem Wagen und genervten Gesten der in der Umgebung stehenden Menschen. Genaueres kann ich nicht erkennen, vermute aber, dass Unwichtiges die Ursache der Erregung war.
Was soll's. Ist ja nicht das erste Mal, dass hier so etwas passiert.

Zurück zu mir:
Ich kann, was ich können will und soll und das genügt mir. Muss es ja.
Selbst wenn ich von Zeit zu Zeit die Lust an der mir zugeteilten Aufgabe verliere und mir mein Aussehen in letzter Zeit nicht mehr zusagt. Aber ich bin ja schließlich auch nicht mehr die Jüngste. So muss man das ja auch mal sehen.
Noch bin ich übrigens auch nicht wirklich wach, doch lassen Sie mich ein wenig davon plaudern, wie das dann wäre:
Klick. Stimmungs- und somit Farbwechsel meinerseits. Der Mensch setzt sich mit einer kurzen Verzögerungszeit in Bewegung, setzt sich mit einem kurzen Blick nach links, rechts und ein weiteres Mal links fort. Habe ich ja eigentlich nie verstanden dieses Ritual, aber man muss ja wohl nicht allwissend sein, stimmt's?

Nunja. Einen winzigen Augenblick später hinterlässt der Unbekannte eine Leere und ist auch schon in weite Ferne gerückt. Seine Existenz hier scheint nicht von Dauer zu sein und den Platz, den er hinterlässt, füllen bereits wenig später andere.
Was relevant daran ist, ist das ständige Gehen und Verschwinden. Das Stehen und Fortbewegen. Das Ersetzen und Ersetztwerden. Der Zwiespalt zwischen Stoppenmüssen und Weiterwollen. Weshalb letzteres so ist, wie es ist? Einfach nur, weil ich hier bin. Weil ich existiere und beeinflusse.
Ja, so ist das. Irgendwie durchaus paradox. Paradox im Sinne von seltsam. Seltsam, dass etwas, das sich niemals bewegen wird, die Bewegung anderer steuert.

Doch vielleicht soll es auch so sein, vielleicht braucht dieser sich ständig fortbewegende Mensch einfach eine Institution. Etwas, das ihn durch eine Regel beeinflusst, damit er mal zur Ruhe kommt und sich auf sein Handeln und nicht nur die Folge besinnt. Dieses Geld, so heißt es, sei für die Menschen ein wichtiger Bestandteil.
Achherje, bin ich froh, dass wir uns unter meinesgleichen nicht damit beschäftigen müssen. Alles, was wir brauchen, ist bereits da. Alles, was der Mensch braucht, ist bereits da.

Nur hat er es scheinbar für sich entdeckt, wirtschaftlich zu handeln. Auch wenn er, so erklärte zuletzt ein Mann derart wild gestikulierend, dass ihm fast das "Handelsblatt" zu Boden fiel, meist die "Ausbeutung", die ihn zu einem "Spielball" mache, nicht erkenne. Nein, nein, es erscheint mir nicht gerade allzu positiv zu sein dieses Geld. Geradezu bedrückend wirke es auf die Menschen ein, erklärte der Mann weiter, ehe er nach einem Klick blitzschnell in einen riesigen Mercedes auf der gegenüberliegenden Straßenseite stieg.
Irgendwie durchaus .. Ach, lassen wir das! Bilde dir selbst eine Meinung, lieber Mensch.

Die aufgehende Sonne steht blutrot am Himmel. Mein Kreislauf kommt langsam in Bewegung und ich spüre, wie mich dieses altgewohnte, seltsame Gefühl überkommt, das ich jeden Morgen habe. Das musste dieser – ähm – wie sagten die Menschen noch gleich dazu? Genau. Strom musste das sein, was in mir brodelt. Mein Arbeitstag beginnt und nun werde ich leider die Kommunikation einstellen müssen.
Klick – grün. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das erfordere die Industrialisierung, heißt es. Was auch immer das ist. Klick – rot. Wenn's die Leute sagen, wird’s wohl so sein ..


"Es könnte doch sein, dass es den Kapitalismus ab morgen nicht mehr gibt.
Dass die Menschen sich rausstellen und einmal das System betrachten - anstatt zur Arbeit zu gehen."
- Peter Licht: Aus einem Interview der TAZ



PS: Ich wollte nur noch hinzufügen, dass ich sehr hoffe, dass ich meinen Text selbst in die richtige Kategorie eingeordnet habe, da ich mir dabei sehr unsicher war. Und nun:
Viel Spaß beim Bewerten und schonmal vielen Dank dafür!

Grüße!
 

solastyear

Mitglied
STEHEN. EINFACH SO STEHEN.

Ich stehe hier. Einfach so stehe ich da. In einer vom Mond beleuchteten Straße Ostberlins und das einzige, was ich besitze, ist die Möglichkeit der zeit- und teilweisen Beeinflussung des Menschen.

Plötzlich ein lautes Hupen, gefolgt von einem Kreischen aus dem Wagen und genervten Gesten der in der Umgebung stehenden Menschen. Genaueres kann ich nicht erkennen, vermute aber, dass Unwichtiges die Ursache der Erregung war.
Was soll's. Ist ja nicht das erste Mal, dass hier so etwas passiert.

Zurück zu mir:
Ich kann, was ich können will und soll und das genügt mir. Muss es ja.
Selbst wenn ich von Zeit zu Zeit die Lust an der mir zugeteilten Aufgabe verliere und mir mein Aussehen in letzter Zeit nicht mehr zusagt. Aber ich bin schließlich auch nicht mehr die Jüngste. So muss man das ja auch mal sehen.
Noch bin ich übrigens auch nicht wirklich wach, doch lassen Sie mich ein wenig davon plaudern, wie das dann wäre:
Klick. Farbwechsel meinerseits und Stimmungswechsel der vor mir stehenden Person. Der Mensch setzt sich mit einer kurzen Verzögerungszeit in Bewegung, setzt sich mit einem kurzen Blick nach links, rechts und ein weiteres Mal links fort. Habe ich ja eigentlich nie verstanden dieses Ritual, aber man muss ja wohl nicht allwissend sein, stimmt's?

Nunja. Einen winzigen Augenblick später hinterlässt der Unbekannte eine Leere und ist auch schon in weite Ferne gerückt. Seine Existenz hier scheint nicht von Dauer zu sein und den Platz, den er hinterlässt, füllen bereits wenig später andere.
Was relevant daran ist, ist das ständige Gehen und Verschwinden. Das Stehen und Fortbewegen. Das Ersetzen und Ersetztwerden. Der Zwiespalt zwischen Stoppenmüssen und Weiterwollen. Weshalb letzteres so ist, wie es ist? Einfach nur, weil ich hier bin. Weil ich existiere und beeinflusse.
Ja, so ist das. Irgendwie durchaus paradox. Paradox im Sinne von seltsam. Seltsam, dass etwas, das sich niemals bewegen wird, die Bewegung anderer steuert.

Doch vielleicht soll es auch so sein, vielleicht braucht dieses sich ständig fortbewegende Wesen einfach eine Institution. Etwas, das es durch eine Regel beeinflusst, damit es zur Ruhe kommt und sich auf sein Handeln und nicht nur die Folge besinnt.
Soll heißen: Einlegen einer kurzen Denkpause abseits aller lebensnotwendigen Maßnahmen und Mittel. Dieses Geld oder Mittel, so sagt man, sei ein wichtiger Bestandteil des Menschenlebens.
Achherje, bin ich froh, dass wir uns unter meinesgleichen nicht damit beschäftigen müssen. Alles, was wir brauchen, ist bereits da. Alles, was die Menschheit braucht, ist bereits da.

Nur hat er es scheinbar für sich entdeckt, wirtschaftlich zu handeln. Auch wenn er, so erklärte zuletzt ein Mann derart wild gestikulierend, dass ihm fast das "Handelsblatt" zu Boden fiel, meist die "Ausbeutung", die ihn zu einem "Spielball" mache, nicht erkenne.
Nein, nein, es erscheint mir nicht gerade allzu positiv zu sein dieses Geld.
Geradezu bedrückend wirke es auf ihn ein, erklärte der Mann weiter, ehe er nach einem "Klick" blitzschnell in einen riesigen Mercedes auf der gegenüberliegenden Straßenseite stieg.
Irgendwie durchaus .. Ach, lassen wir das! Bilde dir selbst eine Meinung, lieber Leser.

Die aufgehende Sonne steht blutrot am Himmel. Mein Kreislauf kommt langsam in Bewegung und ich spüre, wie mich dieses altgewohnte, seltsame Gefühl überkommt, das ich jeden Morgen habe. Das musste dieser – ähm – wie sagt man noch gleich dazu? Genau. Strom musste das sein, was in mir brodelt. Mein Arbeitstag beginnt und nun werde ich leider die Kommunikation einstellen müssen.
Klick – grün. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das erfordere die Industrialisierung, heißt es. Was auch immer das ist. Klick – rot. Wenn's die Leute sagen, wird’s wohl so sein ..



"Es könnte doch sein, dass es den Kapitalismus ab morgen nicht mehr gibt.
Dass die Menschen sich rausstellen und einmal das System betrachten - anstatt zur Arbeit zu gehen."
- Peter Licht: Aus einem Interview der TAZ



PS: Ich wollte nur noch hinzufügen, dass ich sehr hoffe, dass ich meinen Text selbst in die richtige Kategorie eingeordnet habe, da ich mir dabei sehr unsicher war. Und nun:
Viel Spaß beim Bewerten und schonmal vielen Dank dafür!

Grüße!
 

Joh

Mitglied
Hallo Solastyear,

hier meine Revanche;)
Deine philosophierende Ampel gefällt mir, hat Spaß gemacht die Story zu lesen. Vielleicht wäre ein anderer Titel günstiger, er lockt nicht zum hineinschauen, was schade ist.

ein Gruß an Dich, Johanna
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo, solastyear,

Deine Gedanken über den Kapitalismus in eine Ampel zu verlegen, finde ich originell. Auf diese Weise kommt Deine Aufforderung, dass der Mensch doch einmal innehalten sollte und sich Gedanken machen sollte über sein Leben, angenehm unaufdringlich rüber. Dass Du den Leser ansprichst, so wie das vor anderthalb Jahrhunderten noch üblich war, oder wie das auch noch Williams(glaube ich?) in "Die Brautprinzessin" gemacht hat ("Vorsicht Leute, vielleicht sterben jetzt die Falschen"), finde ich hier nicht so gut,denn der Leser macht sich bei einem so kurzen Text ohnehin sein eigenes Bild.

Der Titel ist gut, denn das ist es, was uns fehlt. Einfach mal stehen zu bleiben und die Dinge betrachten mit denen wir leben und die uns etwas angehen. Auch wir können unser Ampellicht auf grün oder rot schalten und so lange wir unsere "Seele nicht verkaufen", brauchen wir uns auch nicht als Spielball zu fühlen, selbst wenn die Lebensumstände noch so schwierig sind.

Es ist immer noch das Festhalten an unserer inneren Würde, das uns auch in schwierigen Situationen ausharren lässt und uns Hoffnung schenkt.

Von Prosa verstehe ich nicht so viel, aber ich denke, wenn der Text so viele Gedanken auf Anhieb bei mir ausgelöst hat, kann er nicht schlecht sein. Ob man formal noch etwas ändern könnte, werden Dir hoffentlich die Prosa-Experten mitteilen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
H

Hakan Tezkan

Gast
Hallo solastyear,

zunächst einmal heiße ich dich herzlich auf der Leselupe Willkommen!

Dein Werk, das du richtigerweise hier eingestellt hast, enthält einige interessante, philosophische Grundgedanken, auf die ich jetzt erst einmal eingehen möchte. Anschließend werde ich zum Text an sich ein paar Kritikpunkte äußern. Hier meine Gedanken zu deinen Gedanken:

Zuallererst beschreibst du die Grundsituation. So berichtet dein Ich-Erzähler von einem Passanten, der die Straße überqueren möchte und zuvor, wie es üblich ist, erst nach links, dann rechts und zu guter letzt noch einmal nach links schaut.
Wenig später verschwindet dieser Passant in der Ferne und die Lücke, die er hinterlässt, wird von einer anderen unbekannten Person ausgefüllt.
Nun widmest du dich den philosophischen Gedanken, zu denen diese Ausgangslage führen sollte.
Es erscheint dem Ich-Erzähler so, als wäre jeder Mensch beliebig austauschbar, was dadurch verstärkt wird, dass die Menschen, denen er begegnet, nicht beschrieben werden, sondern als Schatten agieren.
Es erscheint vollkommen gleichgültig, wer da an der Straße steht und ersetzt wird, wichtig ist nur das "Stehen und Fortbewegen", das "Ersetzen und Ersetztwerden". Hierbei tritt der Mensch als Individuum in den Hintergrund.
Von deinem letzten Punkt des "Stoppenmüssen und "Weiterwollen" hievst du dich zum nächsten Gedanken.
So erscheint es dem Ich-Erzähler seltsam, dass eine unbewegliche Regel(die des zuerst nach links, dann nach rechts, und zum Schluss nach links Schauens, bevor man die Straße überquert) die Bewegung eines Menschen derart beinflussen kann und auch tatsächlich beeinflusst.
Der Ich-Erzähler fragt sich, ob es nicht vielleicht wirklich so sein sollte. Denn auf diese Weise könnte der stets eilende Mensch zur Ruhe kommen und eine "Denkpause" einlegen, frei von lebensnotwendigen Mitteln wie Geld.
Damit ist auch das Stichwort für den letzten Gedankengang gegeben und es geht weiter.
Schließlich folgt eine Kritik am Kapitalismus und darüberhinaus wird der Typus Mensch angeprangert, der sich scheinheilig gegen die "Ausbeutung" in der Marktwirtschaft einsetzt, und selber mit viel Geld versehen ist.
Am Ende wird die Kommunikation eingestellt, heißt: zwischenmenschliche Beziehung werden fortan nicht mehr möglich sein, da der Ich-Erzähler zur Arbeit geht, oder vielmehr: gehen muss und aus nicht genannten Gründen eine Kommunikation nicht mehr tragbar ist.
Die Verbindung zum Zitat ist damit gegeben, dass das Innehalten bevor man eine Straße überquert, der Betrachtung des System von außen, gleichzukommen scheint.

Ich hoffe, hiermit habe ich deine Punkte alle erwischt.
Ich finde die Idee, philosophisches Gedankengut in eine alltägliche Situation zu verpacken, sehr ansprechend, muss aber gestehen, dass ich den Spielraum, auf dem du dich bewegst, noch zu oberflächlich finde.
So könnte man aus dieser Bedeutungslosigkeit, aus der Austauschbarkeit des Menschen eine viel längere Kette an Gedankengängen machen.
Oder die Kritk am Geld könnte viel tiefgehender ausfallen, als sie es derzeit ist. Und zu guter letzt ist die Figur, die später in einem Mercedes verschwindet, sehr stereotypisch.

Nun zum Text an sich:

Die Einleitung ist deutlich zu lang ausgefallen. Ich meine erkannt zu haben, dass es dir vor allem um die phil. Gedanken geht, da stört solch eine nichtssagende Einleitung nur. Wen interessiert es, ob der Mond scheint, wo der Ich-Erzähler steht(lass doch auch den Ort beliebig werden), und was "Unwichtiges" passiert. Wenn es doch unwichtig ist, warum erwähnst du es dann? Willst du damit zeigen, dass alles ohne Belang ist? Das ist ein weiteres Themengebiet, das für diesen Fall auch viel zu oberflächlich behandelt wird.
M.E.n. könntest du fast die ganzen ersten beiden Abschnitte streichen und nur kurz erwähnen, dass dein Ich-Erzähler an einer Straße steht.

Dann sind mir noch viele sprachliche Mängel aufgefallen, die ich, insofern du dies möchtest, gerne auch noch anspreche.

Ich hoffe, ich erschlage dich nicht mit diesem Kommentar.
Bedenke, dass ich mich kaum derart intensiv mit deinem Text beschäftigt hätte, wenn ich nicht Potential entdeckt hätte.
Ich finde, du verfällst zu sehr in Plauderei und in krampfhaften Versuchen sprachlich schön etwas zu gestalten und vergisst dabei deine eigene Stärke: den Gedanken hinter den Worten.

Vielleicht konnte ich dir ja ein paar Anregungen liefern und bei Bedarf geh ich auch noch mal das Sprachliche durch...

Liebe Grüße,
Hakan
 

solastyear

Mitglied
Vielen Dank für deine Kritik, werde mal schauen, was ich damit noch anfangen kann und eine verbesserte Version online stellen.

Gerne nehme ich auch Kritik zu der sprachlichen Seite des Textes an, sollte ja schließlich alles korrekt sein!
 



 
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