Sternenfeuer

ReneDeVito

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Die Drachenchroniken
Das 1. Buch: Sternenfeuer
Eine Asgadon Fantasy Erzählung von Rene deVito

Viele Mythen erzählen die Geschichte der Geburt der Welt Asgadon. Viele Priester schreiben dem eigenen Volk eine wichtige Rolle bei der Erschaffung der Welt zu, doch nur wenige Völker haben existiert als die ersten Drachen das Land bevölkerten. Es war die Stunde des Sternenfeuers, das die Kobolde miterleben durften.
Die Drachenchroniken sind ihre Version der Geschichte, welche von Answin von Asgadon, den bedeutendsten Chronisten und Zauberer seiner Zeit, niedergeschrieben wurde und bis in die Gegenwart geführt wird.

Es begab sich einst im ersten Zeitalter…
Der Herbst war über die Inseln des Schelmen Archipels eingebrochen und die wenigen Bäume an den Feuerbergen wechselten die Farben ihrer Blätter, während andere Bäume ihre Blätter bereits verloren. Die Ankunft des Herbstes deutete an, dass sich in eiligen Schritten die Periode der kalten Tage näherte. Es war an der Zeit die Wintervorbereitungen abzuschließen. War der Schnee erst einmal gekommen. so war es den Halblingen unmöglich Nahrung in den Feldern und Wäldern zu finden.

Doch auch für dieses Problem hatte die kleine Gemeinschaft eine Lösung. Am Abend des 21. Herbsttages trat jährlich die Priesterschaft der Geoden zusammen um gemeinsam am Fuße des roten Feuerberges im Geoden Zirkel das Herbstgebet zu sprechen.

In jenen Tagen waren die Kobolde in Asgadon noch keine Schelme, so wie wir sie heute kennen. Es waren zivilisierte Halblinge mit einem geringen Wissen über Magie, eine Mischung aus grauhäutigen Goblins und kleinwüchsigen Menschen die selten größer als 70 cm wurden. Diese Kobolde bildeten eine eigene Gesellschaft, dessen Kernglaube in den Kräften der Natur lag. Und so verwunderte es nicht, dass die Priester als Ort ihrer Gebete den Fuß eines alten Vulkans auserwählt hatten an denen man Höhlen fand an dessen Wände die Prophezeiung eines unbekannten Urvolks stand.

An diesem Tag war alles anders als gewöhnlich denn am Himmel konnte man den ganzen Tag über die Bewegung der Sterne beobachten, was an sich schon sehr außergewöhnlich war. Die Himmelskörper, die man sehen konnte, waren nicht die üblichen Sterne die des Nachts am Himmel zu sehen waren sondern drei große Planeten, die wie die Sonne über den Bergen aufgingen, tagsüber am Himmel wanderten, um am Abend wieder zu verschwinden.

Diese Himmelskörper waren in etwa so groß wie der Mond und trugen einen roten, blauen und grauen Schleier. Ihre natürliche Oberfläche war mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Die Wissenschaftler beobachteten diese Erscheinung den ganzen Tag, bevor sie sich in den Abendstunden der aufgebrachten Bevölkerung stellten, die davon ausgingen dass der Weltuntergang unmittelbar bevor stünde.

Grotig, der älteste Wissenschaftler der Kobolde, stellte sich am Marktplatz auf und sprach zu den Anwesenden Kobolden: „ Brüder, Mitbewohner der Stadt Koboldstein bitte höret mich an!“

Der alte Kobold versuchte die Aufmerksamkeit der Bevölkerung zu erregen. Als diese ausblieb formte der Wissenschaftler, der ebenfalls Mitglied der Priesterschaft war, seine Faust und zündete einen lauten Donnerblitz. Die Magie verfehlte seine Wirkung nicht denn es wurde unverzüglich still auf dem Marktplatz und alle Leute lauschten, was der alte Grotig zu sagen hatte.

„Die Zeit der Ankunft ist gekommen. Ich habe heute Morgen einen Boten ausgesandt meinen alten Freund Answin, den Weisen, zu holen. Ich versichere euch, mein liebes Volk, dass diese Sterne am Himmel eine besondere Bedeutung haben. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass die Erscheinung der Sterne nicht den Untergang unserer Welt bedeutet. Nein, die Sterne sind eine Botschaft die uns erleuchten wird, wenn wir dazu bereit sind und uns als würdig erweisen. Wir sollten unsere Gebete am Fuße des Vulkans wie geplant ausführen und Mutter Natur um die Gaben bitten die wir benötigen um den Winter zu überstehen.“

Am Marktplatz brach getuschelt aus. Die Zuhörer waren sich nicht darüber einig ob man den Worten des Gelehrten Glauben schenken sollte oder nicht. Es wurde über die wildesten Theorien spekuliert von der Vernichtung aller Kobolde bis zum Ende der Welt. Doch eine Einigkeit darüber, was als nächstes zu tun sei, fand man nicht.

„Ja. Hört auf ihn! Hört auf ihn und er wird euch in den sicheren Untergang führe, denn der alte Narr dort erkennt das Zeichen der Zeit nicht und weiß es nicht zu deuten!“, rief eine Stimme am Rande der Versammlung.

Langsam legte sich das hektische Gerede der Kobolde. Die neugierigen Augen der Anwesenden suchten die Stimme die zu ihnen gesprochen hatte. Am Rande des Marktplatz stand ein alter Kobold mit tiefen Falten im Gesicht, kalten grauen Augen und einer schwarzen Kutte dir sich über den Kopf tief ins Gesicht gezogen hatte. Die Erscheinung wirkte düster und diabolisch.

„Grotig war schon immer ein schlechter Wissenschaftler und großer Lügner.“, stellte die dunkel gekleidete Person fest.
„Wer seid ihr?“, kam’s aus der Menge.
„Ich bin Thodys, der ausgestoßene. Der Seher, den ihr vor vielen Dekaden ausgestoßen habt, weil ihr meine Prophezeiungen nicht ertragen wolltet. Worte, die das nahende Unheil beschrieben um euch zu warnen. Ich bin zurückgekehrt um euch vor dem bevorstehenden Übel zu bewahren.“

„Hört nicht auf ihn!“, warnte Grotig, „Er will Euch nur mit seinen Worten täuschen um erneut seinen Anspruch auf die Stadt zu rechtfertigen. Es war schon immer sein Ziel über unsere Stadt als Regent zu herrschen. Wir dürfen uns nicht von seinen Worten blenden lassen. Du bist hier nicht willkommen, Thodys, also verlasse diesen Ort für immer!“
Die beiden Alten fixierten ihre Blicke und richteten die Augen aufeinander aus, als wollten sie jeden Moment versuchen sich gegenseitig Kraft ihrer Magie auszulöschen. Blitzte knisterten aus den Händen von Grotig und schlugen im Boden ein. Noch war er nicht bereit das Leben Thodys auszulöschen, da es den Geboten der Gesellschaft wiedersprach. Doch einschüchtern wollte er seinen Erzfeind schon, um ihn zum Rückzug zu drängen. Der Moment der Konfrontation schien unausweichlich, die Spannung unter den Zuschauern stieg an.

„Es ist nicht der richtige Augenblick sich im magischen Feuer zu töten!“, warnte Sytos der Hohepriester und hob warnend seinen Priesterstab in die Höhe. „Wir müssen eine Entscheidung treffen und das große Unglück abwenden! Darum geht es hier! Denn tun wir es nicht werden viele von uns den Winter nicht überstehen.“

Ein mulmiges Gefühl machte sich unter den Einwohnern bereit. Angst nährte das Gewissen bekämpfte alle Gedanken der Vernunft. Einige Kobolde begannen wild mit ihren Heugabeln auf dem Boden zu stampfen und schrien durcheinander, so dass keiner ihrer Forderungen und Aussagen verstanden werden konnte.

„Denke an die Gebote, Grotig.“, warnte der Hohepriester seinen Freund und flüsterte ihn ins Ohr, „Wir wissen um Thodys Gesinnung doch dies ist nicht der geeignete Augenblick der Vergeltung.“

„Er hat Recht.“, gestand Thodys ein, „Lasst uns aufbrechen zum Zirkel. Dort werde ich während der Stunde der Beratung von meinen Visionen berichten. Visionen, die den Untergang der Stadt bedeuten können. Sollen die Ältesten entscheiden, was wahr ist und was nicht. Soll der Zirkel entscheiden, was zu tun ist.“

Grotig gefiel dieser Vorschlag nicht wirklich. Er kannte Thodys und seinen Charakter schon seit vielen Dekaden. Seiner Ansicht nach war Thodys eine durchtrieben Person mit fragwürdiger Moral. Er würde alles tun um die Herrschaft über die Kobolde an sich zu reißen und dessen Magie dazu verwenden ein Imperium der Goblins zu erschaffen. Er hielt die Kobolde schon immer für eine höhere Rasse, als die Halblinge und Goblins die überall auf der Welt zu finden waren, vor allem deswegen weil man die Kobolde im Allgemeinen für intelligenter hielt. Um den Frieden der Gemeinschaft in dieser kritischen Stunde zu bewahren trifft Grotig eine folgenschwere Entscheidung.

„Ich bin einverstanden. Lasst uns zum Zirkel gehen und dort unsere Gebete sprechen. Beraten wir über Thodys Visionen und dessen Folgen.“

Die geschlossene Gesellschaft bestehend aus Grotig, Thodys, Sytos und drei weiteren Priestern machte sich auf den Weg zum Hang des feuerroten Berges Sytoin. Der Name Sytoin wurde nicht ohne Grund gewählt, da ein Vorfahre des Hohepriesters Sytos diesen Namen trug und an dieser Stelle den ersten Tempel der Kobolde tief in den feurigen Bergen bauen ließ.
Dieser Bau war seinerzeit ein bemerkenswertes Vorhaben, da kein Kobold verstand warum man einen Tempel in einem Werk unterbringen musste. Kein Kobold glaubte jemals an einer Art Gottheit, doch wusste man das in diesen Höhlen eins jemand wohnen musste der durch Höhlenmalerei eine Prophezeiung hinterließ die für Koboldstein von Bedeutung sein könnte. Sytoin jedoch erklärte seinem Volk glaubhaft, dass eines Tages mächtige Wesen aus den Sternen anreisen würden und sich über dieses Geschenk, das sie als Gasthaus verwenden würden, sehr freuen würden. Er glaubte die Bewohner der Sterne seien für die Höhlenmalerei verantwortlich.

Natürlich löst diese Begründung eine tiefe Spaltung der Weltsicht der Kobolde aus, da nur wenige verstanden wie man einen Tempel als Gasthaus bezeichnen konnte. Doch im Großen und Ganzen entsprach die Funktion eines Tempels, der für keinen Kobold gebaut wurde, eben den Dingen, die man in einem Gasthaus tun würde wenn man vorhatte im Gebäude zu übernachten oder eine Unterkunft brauchte in der man zeitweilig verbleiben würde.

Die Geschichte über Wesen, die von anderen Sternen abstammten, wurde schnell zu einem der ersten Märchen in der Geschichte der Kobolde. Was aber kein Märchen war, und nur die Priester wussten, war die Tatsache dass es eine konkrete Prophezeiung über die Ankunft dieser Wesen gab. Man fand sie in Form einer Rolle in der Höhle im Vulkan. Keiner wusste wer sie geschrieben hatte oder woher sie stammte doch das Rätsel beschäftigte die Gelehrten bis in die Gegenwart und die meisten Gelehrte glaubten die Rolle richtig übersetzt zu haben.

„Warum bist du zurückgekehrt, Thodys?“, wollte Grotig wissen noch während sie auf Wanderschaft waren.

„Ich weiß nicht, was dich das angeht da du mir keinen Glauben schenkst.“, antwortete Thodys verbittert, „Wir waren einmal Freunde auf der Akademie der Wissenschaften. Wir teilten unsere Kammer, unsere Bücher und all die Dinge an denen wir glaubten. Doch dann hast du mich verstoßen. Warum also sollte ich dir diese Geschichte erzählen?“

Schweigend liefen die ehemaligen Freunde weiter, Seite an Seite, bis sie den Geoden Zirkel erreichten. Am Fuße des Vulkans erstreckte sich ein kleines Tal mit zahlreichen roten Felsen. Der Zirkel bestand aus einem Kreis, dessen Steine etwa 3 Fuß hoch waren und wie gefärbter Marmor aussahen. Es waren zwölf Felsen an der Zahl, die in einem Kreis errichtet wurden. Die Spitzen der Felsen zeigten an diesem Tag auf große, helle Sterne die für den Glauben der Kobolde wichtig waren. Man vertrat allgemein der Ansicht, dass die Magie und die Kraft der Kobolde aus diesen Sternen entstammen würden.
Die Priester hatten ihre Position im Zirkel eingenommen und warteten darauf das Thodys sich im Zentrum zwischen ihnen aufstellte. Nachdem alle Beteiligten der Zeremonie den Zirkel betraten hob der Hohepriester seine Arme und wie durch Zauberhand zog sich eine Kuppel aus Energie über den heiligen Ort wie eine magische Schutzwand die undurchdringlich schien.
„Berichte, Thodys. Warum suchst du an diesen Tag unseren Zirkel auf?“

Mit einer Geste forderte Sytos seinen Gast auf zu sprechen. Die neugierigen Augen der Priesterschaft legten sich auf Thodys, der sich in einem Kreis aus gemalten Feuer begeben musste, von wo aus es ihm erlaubt war zu sprechen. Thodys verneigte ehrfürchtig seinen Körper, um der Priesterschaft vorzugaukeln ihren Stand und ihr Urteil anzuerkennen.
„Oh Sytos, allmächtiger Priestervater. Meine Augen waren Zeuge des großen Wunders der Prophezeiung. Mir war es erlaubt während einer Vision die Ankunft mächtiger Wesen aus dem Sternenbett zu verfolgen, wie es von der Prophezeiung in den Höhlen vorausgesagt wurde.“

Die Priester sahen sich gegenseitig an. Zweifel nagte an ihnen, sie waren skeptisch ob die Worte Thodys wahr seien. Die Priesterschaft wusste, dass Thodys Zeit seines Lebens seine Opfer in seiner Eigenschaft als Seher betrog um persönlichen Vorteil durch seine Geschichten zu erzielen. Meistens ergaunerte sich Thodys dadurch was er zum Leben brauchte, doch hin und wieder wurde auch ein reicher Kobold oder Wissenschaftler geschröpft. Man vermutete bis heute, dass das Verschwinden einiger der wichtigsten Relikte von Koboldstein auf Thodys Konto gingen. Alleine dafür schon hegten einige Köpfe der Stadt den Wunsch Thodys für immer in eine andere Welt verschwinden zu lassen. Nachweisen konnte man ihn die Tat jedoch nie.

„Warum sollten wir dir nach all den Jahren der Irreführung glauben?“, weil die Priester wissen, „Hast du uns nicht oft genug bestohlen und betrogen?“

„Weil ich dieses Mal die Wahrheit spreche. Als Betrüger konnte man mich nie enttarnen, das waren lediglich die Behauptungen der Männer die mir meinen Arbeitslohn nicht zahlen wollten, da ihnen meine Vorhersagen nicht passten. Doch deswegen habt ihr mich wohl kaum in den Zirkel bestellt. Es geht um die Sterne am Himmel.“

Die Priesterschaft konnte Thodys Worten nur widerwillig zustimmen. Leider hatte der Seher das Recht auf seiner Seite, denn er wurde wirklich zu keiner Zeit überführt was für seine Geschicklichkeit sprach. Also hörte man ihn an.

„Dort oben am Himmel formiert sich heute Nacht das Sternbild des Drachen. Seine Ankunft wird gezeichnet von einem Feuerschweif über den Bergen der den Himmel Verbrennt um den Sternenfeuer Platz zu machen. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Die Vision war sehr mächtig und ich konnte sie in allen Details erkennen. Es ist die Zeit der Drachen… “, schilderte Thodys.

„Das ist unmöglich! Noch niemals haben Drachen unserer Welt bewohnt. Diese Wesen und ihr Sternbild existieren nur in Büchern und Legenden, die der Weise Zauberer Answin zu und brachte. Auf unserer Welt gibt es nichts außer uns Kobolde. Und das schon seit vielen Jahrtausenden.“, stellte Sytos fest.
Und auch die anderen Priester teilten Sytos Meinung denn noch nie hatte sich eine fremde Lebensform auf Asgadon gezeigt, wenn man mal von der überraschenden Ankunft des menschlichen Magiers Answin einmal absah.

„Du versuchst nur unsere Herbstgebete zu verhindern, damit ein Winter der Plagen unser Volk ereilt und es dir leichter fällt uns in deine Knechtschaft zu führen. Für den Versuch die Kobolde zu versklaven steht der Bann in eine andere Dimension, aus der du niemals zurückkehren darfst! Stimmt jemand hier im Kreis für Nichtschuldig?“

Der Hohepriester deutete mit dem Zeigefinger auf Thodyy und sah sich im Zirkel um. Er konnte keinen Priester sehen, der Zweifel an seiner Darlegung hegte. Viel mehr glaubte man den Schuft erstmals bei einer Lästerung erwischt zu haben. Die Priester betrachteten den Ketzer ein letztes Mal und prüften ihr Gewissen. Würde es dieses Mal zum eindeutigen Schuldspruch reichen?

„Ich bin mir da nicht so sicher. Es besteht die Möglichkeit, dass er Recht hat.“, sprach eine Stimme plötzlich aus dem Inneren des Zirkels und erregte die Aufmerksamkeit der Priester.

„Answin! Wie konntet ihr unbemerkt in den Zirkel einbringen?“, fragte Grotig erschrocken als er das Gesicht eines alten Freundes erkannte.

„Nun, wie du dich erinnerst, bin ich Zauberer vom Stande her. Glaubt ihr wirklich für jemanden wie mich, der zwischen den Welten reist, sei diese Kuppel ein Hinderniss?“

„Das ist ein Frevel!“, protestierte der Hohepriester, „Noch nie war es jemanden gestattet sich in unserem Zirkel aufzuhalten der nicht geladen war.“
„Oh, ich bin eingeladen worden.“, erklärte Answin den Anwesenden, „Von meinem Freund Grotig. Wart ihr es nicht, die nach mir suchen ließen, um eine Antwort auf das Rätsel der Himmelskörper zu erlangen?“

Die Priester sahen sich gegenseitig an und stammelten unverständliche Worte. Sie waren sich nicht sicher, was sie mit dem Zauberer in ihrem Zirkel anstellen sollten der es wagte die magische Schutzmauer zu durchbrechen.
„Wir müssen ihn bestrafen!“, forderte einer der Priester offen.

„Seid still, garstige Schelme! Glaubt ihr etwa ich reise den langen Weg vom Orakel hierher nur um mir eure Widerworte anzuhören? Ihr könnt eure Augen vor dem verschließen, was heute Nacht geschehen wird. Doch aufhalten werdet ihr es nicht!“, donnerte der Magier zornig, „Und mit Worten werdet ihr diese kleine Stadt am Rande des Vulkans wohl kaum retten.“
Erschrocken der Worte wegen wurde die Ansammlung der Priester schlagartig still. Noch nie zuvor hatten sie einen Magier zornig gesehen und schon gar nicht Answin von Asgadon.
„Er hat recht!“, mischte sich Thodys heimtückisch ein, „Hört auf seine Worte! Er ist ein Zauberer!“

„Wenn wir es nicht aufhalten können, was immer auch passieren wird, warum bist du dann vor dem Zirkel erschienen, Answin?“, wollte Sytos wissen.

„Natürlich werde ich euch helfen, mein Freund.“, antwortete Answin in aller Ruhe, „Du weißt doch ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen.“

Mit diesen Worten zog Answin ein goldenes Drachenzepter unter seinen Umhang hervor und präsentiert es den staunenden Augen der Priester im Zirkel. Noch nie zuvor hatten die Kobolde so etwas Wertvolles gesehen, von dem gleichzeitig eine unheimliche Bedrohung ausging.

„Das Drachenzepter!“, tuschelte Thodys, „Der Magier hat es die ganze Zeit…“

„Was ist das? Wozu ist dieses Ding gut und was hat es hier verloren?“, wollten die Priester in Erfahrung bringen als plötzlich die Erde anfing zu beben und eine große Feuerwand über den Bergen am Himmel erschien, die alles zu verbrennen drohten. Die Temperatur stieg rasant an und die Luft roch nach Schwefel.

„Es soll euer Leben schützen, wenn die Drachen erwachen und ihren Platz im göttlichen Tempel einnehmen werden.“


Überall am Himmel waren Feuerbälle, die eilig auf die Oberfläche einschlugen. Die Feuerbälle hatten ihren Ursprung aus dem Sternenbild des Drachens und wirkten wie eine Bombardierung durch Außerirdische. Wo auch immer die Feuerbälle aufschlugen zerstörte dessen Energie die Umgebung. Die Landschaft wurde zu einem Kratertal, Häuser stürzten ein und fingen Feuer und sogar die Wälder nährten das Feuer.
„Wir müssen zum Rand des Vulkanes um die Kraft des Zepters zu entfalten!“, rief Answin den Priestern zu und lief los.
„Warum?“, wollte Grotig wissen, „Was ist dort?“

„Die Prophezeiung schildert die Ankunft der Drachen würde durch eine Feuerwand angekündigt. Sie sagt auch aus, die Magie des Drachenzepters würde alles schützen, das von seinem Zauberschild erfasst wird. Nur vom Vulkan aus können wir seine Wirkung entfalten! Lauft, Grotig, lauft!“

Den Worten des Magiers folgend rannten die Priester den Berg empor, als ein Feuerball unmittelbar in den Reihen der Priester einschlug und die drei namenlosen Geweihten tötete. Gortig, Answin und Sytos wurden zu Boden gerissen. Nur Thodys konnte sich auf den Beinen halten und erkannte die Gunst der Stunde.

Vor ihm lag das goldene Drachenzepter, das Answin in diesen Moment fallen ließ. Es brauchte nur eine geschickte Bewegung und das Drachenzepter gehörte Thodys. Dann konnte er seine Magie entfalten und würde als Befreier von Koboldstein über die Stadt herrschen. Er konnte nicht wieder stehen und ergriff das Zepter.

„Nein, Thodys, nicht!“, warnte ihn Answin und stand auf.
„Bleib stehen, Zauberer oder ich vernichte euch mit dem Stab!“
Thodys richtete das Drachenzepter auf Answin und seine Gefährten. Die Himmelskörper schlugen noch immer auf der Erde ein und vernichteten alles, was sie trafen.
„Gib das Zepter zurück! Du kannst dich unmöglich in der Stunde der Gefahr gegen uns stellen, Thodys?“, rief Grotig und stürmte auf Thodys zu.

„Zurück oder ich werde…“

Doch Thodys konnte seine Worte nicht mehr vollenden. Mit voller Wucht traf Grotig den Körper seines Erzfeindes und warf ihn zu Boden. Im Kampf um das Zepter verwunden rollten die Kämpfer den Berghang herunter als ein weiterer Feuerball den Felsen traf.

Eine Felsspalte öffnete sich vor Grotig. Mit der Verzweiflung eines Mannes, der nichts zu verlieren hatte, versuchte Grotig den Seher in die Spalte zu drängen. Es gelang ihn nicht. Angesichts der Gefahr zogen es Answin und Sytos vor den Kampf von ihrer Position aus zu beobachten.

Answin murmelte einen Zauberspruch und schleuderte seine Magie Thodys entgegen in der Hoffnung seinen Freund Grotig zu helfen, doch Thodys wich mit letzter Kraft aus und eine magische Lanze aus Answins Hand drückte den Kobold in die Spalte, in der er auf nimmer wiedersehen verschwand.
„NEEEIIINN!“, brüllte Sytos, „ANSWIN! Was hast du getan?“
Thodys blieb regungslos am Boden liegen während er nur zusehen konnte wie der Zepter ebenso in die Spalte verschwand. Nun war es niemanden mehr möglich mit Hilfe des Zepters die Stadt zu retten, während der Einschlag der Feuerbälle unaufhaltsam weiterging und die Protagonisten am Berg die Besinnung raubte.

Als Answin aus seinen tiefen Schlaf erwachte sah er Sytos auf einen Felsen sitzen, seinen Blick auf Koboldstadt gerichtet das vollkommen vernichtet und ausgebrannt war. Die letzten Überlebenden der Stadt wanderten mit Sack und Pack aus und zerstreuten sich in allen Himmelsrichtungen.

Am Hang der Feuerberge lagen 5 Fuß große Dracheneier, die durch die Hitze des Vulkans ausgebrütet werden. Der Feuerregen schien seine Aufgabe erfüllt zu haben. Viele der Berge waren versprengt und hatten verwahrte Samen freigelegt.
„Das also ist das Ende der Koboldstadt.“, stellte Sytos fest.
„Nein. Es ist kein Ende, es ist ein Anfang.“, sprach Answin und legte dem Hohenpriester seine Hand auf die Schulter, „Der Anfang einer neuen Welt.“

„Was für eine Welt soll das werden, in der alles zu Grunde ging, Answin?“

Die Augen des Hohepriester waren leer, seine Seele ausgebrannt. Es fehlte ihn der Lebenswille, der Wille nach einer Erklärung und einem neuen Weg zu suchen.
„Die Samen der Welt wurden frei gelegt, mein Freund. Neue Völker werden das Land besiedeln. Neues Leben wird entstehen. Die Völker der Elfen, der Zwerge und der Drachen werden gemeinsam mit den Menschen den Grundstein vieler neuer Zivilisationen legen. Städte und Gemeinde, in denen ihr Kobolde hausen werdet und den Menschen gewaltig auf die Nerven geht.“, schmunzelte Answin.

„Was ist mit Thydos?“

„Ich weiß es nicht. Ich denke, wenn er überlebte, wird auch er seinen Platz im neuen Heim finden. Was wir hier erlebten ist die Geburt der Welt Asgadon. Die Portale, die tief in den Felsen der Kontinente versteckt waren, wurden frei gelegt und ermöglichen die Reise nach Asgadon. Es ist der Beginn des zweiten Zeitalters.“

Mit dem Wissen, dass die Geschichte fortgeführt wird, setzte sich der weise Magier zum Hohepriester auf den Stein und zündete sich eine Pfeife an um den Augenblick noch einen Moment zu genießen. Es stand noch eine schwere Aufgabe an, denn jemand musste seinen Freund Grotig noch das letzte Geleit geben.
 

flammarion

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Hallo ReneDeVito, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von flammarion

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