Stiefmütterchen

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Maribu

Mitglied
Es war Pflanzzeit. Er schlenderte wie in jedem Frühjahr über den Wochenmarkt, um den günstigsten Anbieter zu finden.
Wie immer strapazierten die Händler ihre Stimmbänder.
"Stiefmütterchen, taufrische Stiefmütterchen!" Er lief vorbei und hielt sich die Ohren zu. Das Wort 'Stiefmütterchen' löste Übelkeit bei ihm aus, war für ihn eine Verniedlichung. Die dritte Frau seines Vaters war für ihn kein Mütterchen, auch keine Mutter, sondern wie im Märchen von Grimm eine Hexe gewesen!
"Angebot! Angebot! Billige Hornveilchen! Eigne Züchtung! Fast geschenkt! Kommt Leute, greift zu!"
Die Preise waren unterschiedlich, wichen allerdings nur zwischen fünf und zehn Cent voneinander ab. Der am lautesten schrie, war am teuersten.
Ein unwiderstehliches Duftgemisch wie aus Flieder, Veilchen und Maiglöckchen zog ihn zum nächsten Stand. Große violette und gelbe Pflanzen leuchteten ihm entgegen. Der Händler winkte ihn zu sich heran. "Sind sie nicht schön, meine 'Schweizer Riesen'?! Sehen sie nicht aus wie echte Gesichter? Und ist der Duft nicht zum Verlieben, süß und herb zugleich und trotzdem unaufdringlich wie ein teures Parfüm?"
Er musste lachen. Schon wegen dieser Formulierung hätte er es verdient, ein Geschäft mit ihm zu machen!
Der Verkäufer hielt ihm einen Korb hin. "Hier mein Herr, zwanzig gemischte für acht Euro." Er griente. "Weil Sie es sind, für sieben Euro fünfzig. Ist das ein Wort?"
Er nahm ihn mit und verschönte seinen Balkonkasten, wenn auch nur für kurze Zeit! Irgendetwas hatte der 'Blumige', der wohl eher ein erfolgloser Poet war, ihm verschwiegen!
Mitten in der Nacht schreckte er hoch. Ein Geräusch, als wenn etwas Schweres auf seinen Balkon gefallen sei. Er zog die Gardine beiseite und traute seinen Augen nicht: Der Blumenkasten war aus der Verankerung gerissen worden, Erde und Schweizer Riesen bedeckten die Fliesen. Und dazwischen schnüffelnd und schnaufend im hellen Vollmondlicht ein Wildschwein!
Er wusste, dass sie klettern konnten, hiermit hätte er aber nie gerechnet! Diese Sau musste an der nahestehenden Birke
bis zum ersten Stock geklettert und auf den Blumenkasten gesprungen sein.
Das war vielleicht ein Parfüm, das sogar Schweine anzog! Er öffnete die Tür einen Spaltbreit und lugte hinaus. Das Tier ging sofort in Angriffsstellung und senkte und schob den Kopf in seine Richtung. Die Schnauze voll Erde und Blumen, die Nase wie eine überdimensionale Steckdose, grunzte es furchterregend. Er wich zurück, drückte die Tür zu und holte einen Besen. Er öffnete die Tür, hielt den Besenstiel im Anschlag wie ein Gewehr, trampelte mehrmals auf den Boden und schrie: "Peng, peng, peng! Hau ab, du alte Wildsau, sonst leg ich dich um!"
Sie spuckte sofort alles aus, quiekte in Panik, nahm einen Anlauf und stürzte sich über die Brüstung. Er hörte noch das Aufklatschen und legte sich dann wieder hin.
 
E

eisblume

Gast
Hallo Maribu,

es tut mir jetzt leid, aber ich bin wohl für diese Art Humor nicht die Richtige. Obwohl ich humorige Texte sehr gern lese, zündet deine Geschichte bei mir nicht. Und ich meine, das liegt an deinem Schluss.
Ob eine Sau jetzt wirklich auf einen Balkon im ersten Stock klettern könnte, weiß ich nicht (aber es gibt ja nix, das es nicht gibt :) ), aber das ist jetzt auch nicht der Punkt.

Das hier:
Er öffnete die Tür, hielt den Besenstiel im Anschlag wie ein Gewehr, trampelte mehrmals auf den Boden und schrie: "Peng, peng, peng! Hau ab, du alte Wildsau, sonst leg ich dich um!"
finde ich total witzig, das trifft meinen Humor, da habe ich ein lebhaftes Bild vor Augen und das passt (für mich).

Dann folgt das hier:
Sie spuckte sofort alles aus, quiekte in Panik, nahm einen Anlauf und stürzte sich über die Brüstung. Er hörte noch das Aufklatschen und legte sich dann wieder hin.
und ich stehe bzw. sitze da und denke: Ach, und das war es jetzt? Dieser Schluss lässt mich völlig unbefriedigt zurück. Wenn darin jetzt allerdings ein besonderer Gag versteckt sein sollte, so eine Art Insiderwitz, verstehe ich ihn leider nicht.

Lieben Gruß
eisblume

P.S.:
Weil ich es grad gesehen habe: Die anonyme Bewertung ist nicht von mir.
 



 
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