Stimme der Sirenen

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Rob Kenius

Mitglied
Kindergeschrei und rollende Motoren, vage Nachrichten aus der Welt des Guten wie aus einer Vergangenheit.
Die hereinbrechende Dämmerung fällt durch mehrere Fenster auf den Plan von der Zukunft.
Es ist Osterdienstag und alles ist gegessen.

Eine Tür schlägt zu.
Die erste Glocke bimmelt von der Wahrheit der nächsten Auferstehung.

Es könnte immer so weitergehen, bis das Maß voll ist.
Dann werden sie Äxte nehmen und den Schrank zertrümmern, in dem die gesuchten Beweise liegen.

Die Sirenen der Feuerwehr sind hörbar durch das offene Fenster.
Alle Unterlagen sprechen gegen alle Zeugen.
Kein Wort ist glaubhaft, kein Schrei der Toten widerlegbar.

Sanft senkt sich das nächtliche Vergessen auf den schwindenden Tag.
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Rob,

ein eindringlicher Plot, für den ich ein paar Ideen habe:

[red]rot[/red] = Anmerkung
[blue]blau[/blue] = Idee

Kindergeschrei und rollende [red](ich weiß, was du womöglich ausdrücken willst, aber im Text liest es sich (für mich) schräg: "Rollende Motoren" - das Bild vermag ich mir nicht vorzustellen)[/red][blue]brummende[/blue] Motoren, vage Nachrichten aus der Welt des Guten wie aus [strike]einer[/strike] [blue]der[/blue] [red]es gibt (für mich) ja immer nur "eine" Vergangenheit[/red] Vergangenheit.

Die hereinbrechende Dämmerung fällt durch mehrere Fenster auf den Plan von der Zukunft.
[red]Der Satz ist (mir) zu dick. Wieso sind "mehrere" Fenster wichtig? Wer "plant" die Zukunft? [/red]

Es ist Osterdienstag und alles [strike]ist[/strike] [red]"ist" ist für mich hier redundant[/red] gegessen.

Eine Tür schlägt zu.
Die erste Glocke bimmelt [red]Glocken "läuten"[/red] von der Wahrheit der nächsten Auferstehung [blue]die nächste Wahrheit von der Auferstehung.[/blue]

Es könnte immer so weitergehen, bis das Maß voll ist.
Dann werden sie Äxte nehmen und den Schrank zertrümmern, in dem die gesuchten [red]redundant[/red] Beweise liegen.

Die Sirenen der Feuerwehr sind hörbar durch das offene Fenster.
[red]Sirenen implizieren (mir) bereits einen anschwellenden Ton - der Hinweis auf "hörbar" ist ebenso redundant wie die Idee vom "offenen" Fenster. Ich brauche dieses "offene" nicht, da Sirenen laut genug sind, um auch durch ein geschlossenes Fenster zu schallen. In "Kurzprosa" steckt (für mich) das Geheimnis des rhetorischen Minimalismus.[/red]


Alle Unterlagen sprechen gegen alle Zeugen.
Kein Wort ist glaubhaft, kein Schrei der Toten widerlegbar.

Sanft senkt sich das nächtliche Vergessen auf den schwindenden Tag.
DAS finde ich stark! :)

Insgesamt ein (für mich) guter Text, den ich sehr gern gelesen und kommentiert habe.

Hinweis: Die Ideen sind MEINE SICHTWEISE und natürlich nicht omnipräsent. Andere Leser könnten das gaaanz anders sehen.

Liebe Grüße - man liest sich,

kageb
 

Rob Kenius

Mitglied
Hintergründe

Danke für die freundlichen Kommentare. Als Gegenleistung will ich verraten, was es mit dem Text auf sich hat. Ich habe ihn vor ein paar Jahren im Krankenhaus (Bein gebrochen) auf ein A4 Blatt geschrieben und nie ein Wort verändert. Wenn ich angefangen hätte, ihn zu "verbessern", wäre er wahrscheinlich kaputt.
 



 
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