kleinebärin
Mitglied
Laufen, am Strand entlang, soweit mich die Füße tragen.
Weglaufen...
Von allen Emotionen…
Er hat bisher noch nicht angerufen. Hat sich nicht erkundigt, ob ich gut auf der Insel angekommen bin. Ich werde seine Nummer nicht wählen. Habe Angst vor dem ergebnislosen Klingeln des Mobiltelefons. Spüre, wie Ärger sich in meinem Bauch ausbreitet.
Die Wolken hängen hoch und grau. Ich ziehe das Stirnband ein wenig tiefer in die Stirn. Ärger, auch eine Art in Verbindung zu bleiben. Wie Liebe. Nur von anderer Qualität.
In der Ferne verspricht eine Wolkenlücke ein Stückchen blauen Himmel. Vielleicht bricht die Sonne durch, bringt das Meer zum Leuchten. So dass es nicht mehr dunkel und bedrohlich wirkt…
Am Strand liegt neben Seegras eine rote Rose. Kurz darauf Äste eines Lorbeerstrauches, zu einem Strauß zusammengebunden, auf einer Muschelbank. Dann ein Kranz aus Buchsbaum geflochten…Verwelkende Beigaben einer Seebestattung. Ich lasse meinen Blick über die Wasseroberfläche gleiten, unter der dort irgendwo ein toter Körper treibt. Wenn sie doch ein Zeichen gäben, diejenigen, die schon hinübergegangen sind…
Der Sandstrand wirkt weiter weg heller, beinahe weiß, als ob die Wolkendecke dort dünner ist. Ich laufe darauf zu, angetrieben von der Sehnsucht nach Licht.
Nahe dem Spülsaum mache ich eine Bewegung aus, etwas Verblichenes, schwach orange, bewegt sich im Rhythmus der Wellen, Finger die auftauchen und wieder unter die Wasseroberfläche gezogen werden…für einen Moment sehe ich eine Hand ,die sich empor streckt. Mich packt ein Hauch von Grauen, ich bleibe stehen, schau wie gebannt…und lache erleichtert auf, denn es handelt sich um einen alten Gummihandschuh, der dort treibt.
Ich laufe weiter, lasse die anderen Strandläufer zurück, es gibt nur noch mich, den Wind und Bilder…
Zwei junge Männern, die am Strand um die Wette laufen…mit braungebrannten Beinen jagen sie scheinbar mühelos dahin, werden kleiner, werfen sich in den Sand…welch ungestüme Kraft, welch wunderbare Sorglosigkeit in jenem Sommer, als Chris seinen Zivildienst auf dieser Insel ableistet. Es treibt mir Tränen in die Augen, weil die Tage der Leichtigkeit schon so weit zurück liegen …
Mit Mal sehe ich einen Seehund am Strand liegen, der den Kopf hebt und mich aufmerksam ansieht. Obwohl er freundlich wirkt, halte ich Abstand. Habe noch die Warnung von Chris im Ohr, dass sich hinter seinem harmlosen Äußeren ein Raubtier verbirgt.
Die Dünen habe ich hinter mir gelassen, nur noch Strand der mitten ins Meer führt und am Horizont die Nachbarinsel Wangerooge mit ihrem Leuchtturm. In der Fahrrinne zwischen den Inseln zieht ein Fischkutter vorbei, ich kneife die Augen zusammen und schaue ihm nach.
Breite die Arme aus, atme tief durch und fühle mich weit und leer…
Von irgendwo her steigt unvermittelt eine Strophe des alten Kirchenliedes in mir auf… Und wirf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz in Meerestiefen hin…
Unwillkürlich beginne ich die Melodie zu summen, dann die Worte zu formen und zu singen.
Erst leise, dann immer lauter… Dass ich mich an das Lied erinnern kann, es in mir nach langem Schlummer wieder erwacht ist, versetzt mich in freudiges Erstaunen…
Nach einer Weile drehe ich mich um und laufe zurück. Bin auf einmal erschrocken von der Weite, dem Nichts, dem Alleinsein…
Der Rückweg zieht sich hin, noch kann ich das Dorf in der Ferne nicht erblicken.
Meine Beine werden immer schwerer, auch fühle ich mich hungrig. Habe den Blick Schritt für Schritt auf den Sand vor mir gesenkt.…
Ich schaue auf um zu sehen, wie weit ich noch laufen muss. Kann die ersten Dächer des Dorfes bereits ausmachen.
Und dann erblicke ich am Dünenrand, ein Stückchen von mir entfernt, einen Sessel. Wie aus dem Nichts ist er aufgetaucht, ein Wohnzimmersessel mit Holzgestell und blauen Polstern. Ungläubig laufe ich darauf zu. Vergessen ist alle Müdigkeit, ich beginne zu rennen…
Da steht er im Sand, ohne Fußspuren, die zu ihm hin oder von ihm weg führen. Auf unberührtem Boden. So als sei er direkt vom Himmel gefallen …
Ich sinke in die blauen Polster, beinahe ein wenig Atemlos. Werfe meinen Rucksack auf den Boden. Warm ist mir geworden. Ich öffne den Reißverschluss meiner Jacke, streife mit einer raschen Bewegung beinahe ungeduldig mein Stirnband vom Kopf. Ziehe auch Schuhe und Strümpfe aus. Mache die Beine lang und bin überrascht, wie fein und warm sich der Sand unter meinen Fußsohlen anfühlt. Fahre mit der Zunge über die Lippen und schmecke das Salz. Ich lege den Kopf weit in den Nacken, hebe den Blick. Und bemerke erst jetzt, dass die Wolkendecke aufgebrochen ist. Da sind Licht und Sonnenstrahlen, die mich umfassen ….
Und mit Mal fühle ich mich hell und auf wundersame Weise dem Himmel so nah…
Weglaufen...
Von allen Emotionen…
Er hat bisher noch nicht angerufen. Hat sich nicht erkundigt, ob ich gut auf der Insel angekommen bin. Ich werde seine Nummer nicht wählen. Habe Angst vor dem ergebnislosen Klingeln des Mobiltelefons. Spüre, wie Ärger sich in meinem Bauch ausbreitet.
Die Wolken hängen hoch und grau. Ich ziehe das Stirnband ein wenig tiefer in die Stirn. Ärger, auch eine Art in Verbindung zu bleiben. Wie Liebe. Nur von anderer Qualität.
In der Ferne verspricht eine Wolkenlücke ein Stückchen blauen Himmel. Vielleicht bricht die Sonne durch, bringt das Meer zum Leuchten. So dass es nicht mehr dunkel und bedrohlich wirkt…
Am Strand liegt neben Seegras eine rote Rose. Kurz darauf Äste eines Lorbeerstrauches, zu einem Strauß zusammengebunden, auf einer Muschelbank. Dann ein Kranz aus Buchsbaum geflochten…Verwelkende Beigaben einer Seebestattung. Ich lasse meinen Blick über die Wasseroberfläche gleiten, unter der dort irgendwo ein toter Körper treibt. Wenn sie doch ein Zeichen gäben, diejenigen, die schon hinübergegangen sind…
Der Sandstrand wirkt weiter weg heller, beinahe weiß, als ob die Wolkendecke dort dünner ist. Ich laufe darauf zu, angetrieben von der Sehnsucht nach Licht.
Nahe dem Spülsaum mache ich eine Bewegung aus, etwas Verblichenes, schwach orange, bewegt sich im Rhythmus der Wellen, Finger die auftauchen und wieder unter die Wasseroberfläche gezogen werden…für einen Moment sehe ich eine Hand ,die sich empor streckt. Mich packt ein Hauch von Grauen, ich bleibe stehen, schau wie gebannt…und lache erleichtert auf, denn es handelt sich um einen alten Gummihandschuh, der dort treibt.
Ich laufe weiter, lasse die anderen Strandläufer zurück, es gibt nur noch mich, den Wind und Bilder…
Zwei junge Männern, die am Strand um die Wette laufen…mit braungebrannten Beinen jagen sie scheinbar mühelos dahin, werden kleiner, werfen sich in den Sand…welch ungestüme Kraft, welch wunderbare Sorglosigkeit in jenem Sommer, als Chris seinen Zivildienst auf dieser Insel ableistet. Es treibt mir Tränen in die Augen, weil die Tage der Leichtigkeit schon so weit zurück liegen …
Mit Mal sehe ich einen Seehund am Strand liegen, der den Kopf hebt und mich aufmerksam ansieht. Obwohl er freundlich wirkt, halte ich Abstand. Habe noch die Warnung von Chris im Ohr, dass sich hinter seinem harmlosen Äußeren ein Raubtier verbirgt.
Die Dünen habe ich hinter mir gelassen, nur noch Strand der mitten ins Meer führt und am Horizont die Nachbarinsel Wangerooge mit ihrem Leuchtturm. In der Fahrrinne zwischen den Inseln zieht ein Fischkutter vorbei, ich kneife die Augen zusammen und schaue ihm nach.
Breite die Arme aus, atme tief durch und fühle mich weit und leer…
Von irgendwo her steigt unvermittelt eine Strophe des alten Kirchenliedes in mir auf… Und wirf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz in Meerestiefen hin…
Unwillkürlich beginne ich die Melodie zu summen, dann die Worte zu formen und zu singen.
Erst leise, dann immer lauter… Dass ich mich an das Lied erinnern kann, es in mir nach langem Schlummer wieder erwacht ist, versetzt mich in freudiges Erstaunen…
Nach einer Weile drehe ich mich um und laufe zurück. Bin auf einmal erschrocken von der Weite, dem Nichts, dem Alleinsein…
Der Rückweg zieht sich hin, noch kann ich das Dorf in der Ferne nicht erblicken.
Meine Beine werden immer schwerer, auch fühle ich mich hungrig. Habe den Blick Schritt für Schritt auf den Sand vor mir gesenkt.…
Ich schaue auf um zu sehen, wie weit ich noch laufen muss. Kann die ersten Dächer des Dorfes bereits ausmachen.
Und dann erblicke ich am Dünenrand, ein Stückchen von mir entfernt, einen Sessel. Wie aus dem Nichts ist er aufgetaucht, ein Wohnzimmersessel mit Holzgestell und blauen Polstern. Ungläubig laufe ich darauf zu. Vergessen ist alle Müdigkeit, ich beginne zu rennen…
Da steht er im Sand, ohne Fußspuren, die zu ihm hin oder von ihm weg führen. Auf unberührtem Boden. So als sei er direkt vom Himmel gefallen …
Ich sinke in die blauen Polster, beinahe ein wenig Atemlos. Werfe meinen Rucksack auf den Boden. Warm ist mir geworden. Ich öffne den Reißverschluss meiner Jacke, streife mit einer raschen Bewegung beinahe ungeduldig mein Stirnband vom Kopf. Ziehe auch Schuhe und Strümpfe aus. Mache die Beine lang und bin überrascht, wie fein und warm sich der Sand unter meinen Fußsohlen anfühlt. Fahre mit der Zunge über die Lippen und schmecke das Salz. Ich lege den Kopf weit in den Nacken, hebe den Blick. Und bemerke erst jetzt, dass die Wolkendecke aufgebrochen ist. Da sind Licht und Sonnenstrahlen, die mich umfassen ….
Und mit Mal fühle ich mich hell und auf wundersame Weise dem Himmel so nah…