Haremsdame
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Entwicklung
Auch wenn dieses „darf nicht ewig dauern“ zum Widerspruch reizt. Denn gerade, wenn wir uns wohl fühlen, wollen wir diesen Zustand für immer erhalten. Wir können und wollen uns dann nicht vorstellen, dass Besseres nachkommt.
Bei Situationen, die unser Leben zur Qual machen, sieht das bei den meisten von uns anders aus. Trotzdem gibt es auch Menschen, die sich in ihrem Leid suhlen – viel zu lange nicht einsehen, wie sehr sie sich das Leben damit unnötig vergällen...
Wie schwer fällt es uns, geliebte Menschen loszulassen! Festhalten wollen wir sie! Veränderungen in der Beziehung leugnen wir, so lange es geht. Und dann kommt der Schmerz, die Trauer. Unaufhaltsam. Wir können nicht verstehen, warum und wieso nichts mehr so ist, wie es einmal war. Vielleicht war alles so selbstverständlich, dass wir unser Gegenüber nicht mehr würdigten?
Noch härter ist es, wenn eine unheilbare Krankheit uns den Geliebten oder die Geliebte nehmen. Dann werden wir hilflos. Können nur das geben, was wir noch haben – bis den Kranken oder uns Gesunde die Kraft verlässt.
Tapfer sein? Für wen? Für was? Warum müssen wir so leiden? Was haben wir verbrochen? Hat uns das Glück nun für immer verlassen? Woher sollen wir den Mut nehmen, neue Bindungen einzugehen? Sollen wir uns wirklich der Gefahr aussetzen, wieder verletzt zu werden?
Die Wahrheit in Hesses Zeilen habe ich im Laufe meines Lebens schon mehrmals durchlitten. Ebenso wie jeder Mensch musste ich Vergangenes hinter mir lassen und das Zukünftige an mich heranlassen. Auch wenn das nach Passivität aussieht; Schmerz loslassen und warten, was dann kommt, ist aktives Tun...
Drei Wochen Schonzeit gab mir der Arzt, den Schmerz in meinen Knien loszulassen. Liegen war angesagt. Zeit zum Träumen. Zeit, mich mit mir und meinen Wünschen zu beschäftigen. Zeit, mich in der Leselupe umzusehen und mich dem alten Hobby des Lesens und Schreibens hinzugeben. Zeit gesund zu werden – körperlich und seelisch.
Das war ein Geschenk des Himmels! Wer hat in dieser hektischen Welt schon das Glück, ohne schlechtes Gewissen so viel Zeit für sich selbst zu finden? Und dabei noch von Menschen, die einem teuer sind, verwöhnt zu werden...
Nun nähert sich die Zeit des Aufstehens. Ich darf meine Knie langsam wieder belasten. Wohin mich meine realen Schritte führen werden, ist klar. Wir wollen bald umziehen. Uns schrittweise wieder der vor Jahren verlassenen Heimat nähern.
Die geistigen Wege dagegen zeichnen sich erst schemenhaft ab. Die gleißende Helligkeit am Ausgang des langen dunklen Tunnels blendet meine Augen. Sie verspricht aber auch eine Vielfalt von Möglichkeiten.
Meine Träume sagten mir, dass mein Bauch schon weiß, wohin der Weg mich führt. Der Kopf versteht die Aussagen bisher nur andeutungsweise. Aber er bemüht sich, tiefer einzutauchen...
Wie haben wir gekämpft, um uns die ehemals fremde Umgebung zur Heimat werden zu lassen! Wir haben aus- und umgebaut. Wir haben Blumen und einen Baum gepflanzt. Ich habe eine neue Sprache gelernt und versucht, die Mentalität der hier beheimateten, mir fremden Menschen zu verstehen. Wir haben keinen Gedanken daran verschwendet, dass alles nur eine Episode in unserem Leben sein könnte.
Doch das Schicksal will es anders. Zum Glück haben wir gute Ohren. Wir hörten den Ruf der Zukunft! Wir fanden eine Möglichkeit, all das Schwere, Dunkle, Unverständliche, das zur Verzweiflung treibende abzuschütteln. Das gemeinsame Tragen der Last hat uns stark gemacht. Stark füreinander. Stark miteinander. Stark zu neuem Aufbruch.
Morgen muss ich nun Abschied von drei Wochen Faulheit nehmen. Es rufen der Alltag und die damit verbundenen Pflichten. Es ruft körperliche Aktivität. Nach der Abstinenz der letzten drei Wochen freue ich mich schon drauf, wieder Treppensteigen zu dürfen. Neuen Zielen entgegen zu wandern...
Die Weisheit „Ohne Abschied kein Neuanfang“ hat mich schon vor Jahren beschäftigt. Inzwischen weiß ich, dass sie sich nicht nur auf Menschen und Orte bezieht. Ich weiß aber auch, dass der Abschied - mit Verstand angegangen – oft weniger schmerzt, als wir uns vorstellen.
Hoffentlich werden unsere Herzen auch künftig den Ruf des Lebens hören.
29.04.2007 gst
Diese Zeilen stammen aus Hermann Hesses Stufengedicht, entstanden am 4.5.1941. In all den Jahren haben seine Zeilen in meinen Augen nichts an Aussagekraft verloren.Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Auch wenn dieses „darf nicht ewig dauern“ zum Widerspruch reizt. Denn gerade, wenn wir uns wohl fühlen, wollen wir diesen Zustand für immer erhalten. Wir können und wollen uns dann nicht vorstellen, dass Besseres nachkommt.
Bei Situationen, die unser Leben zur Qual machen, sieht das bei den meisten von uns anders aus. Trotzdem gibt es auch Menschen, die sich in ihrem Leid suhlen – viel zu lange nicht einsehen, wie sehr sie sich das Leben damit unnötig vergällen...
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Wie schwer fällt es uns, geliebte Menschen loszulassen! Festhalten wollen wir sie! Veränderungen in der Beziehung leugnen wir, so lange es geht. Und dann kommt der Schmerz, die Trauer. Unaufhaltsam. Wir können nicht verstehen, warum und wieso nichts mehr so ist, wie es einmal war. Vielleicht war alles so selbstverständlich, dass wir unser Gegenüber nicht mehr würdigten?
Noch härter ist es, wenn eine unheilbare Krankheit uns den Geliebten oder die Geliebte nehmen. Dann werden wir hilflos. Können nur das geben, was wir noch haben – bis den Kranken oder uns Gesunde die Kraft verlässt.
Tapfer sein? Für wen? Für was? Warum müssen wir so leiden? Was haben wir verbrochen? Hat uns das Glück nun für immer verlassen? Woher sollen wir den Mut nehmen, neue Bindungen einzugehen? Sollen wir uns wirklich der Gefahr aussetzen, wieder verletzt zu werden?
Die Wahrheit in Hesses Zeilen habe ich im Laufe meines Lebens schon mehrmals durchlitten. Ebenso wie jeder Mensch musste ich Vergangenes hinter mir lassen und das Zukünftige an mich heranlassen. Auch wenn das nach Passivität aussieht; Schmerz loslassen und warten, was dann kommt, ist aktives Tun...
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Drei Wochen Schonzeit gab mir der Arzt, den Schmerz in meinen Knien loszulassen. Liegen war angesagt. Zeit zum Träumen. Zeit, mich mit mir und meinen Wünschen zu beschäftigen. Zeit, mich in der Leselupe umzusehen und mich dem alten Hobby des Lesens und Schreibens hinzugeben. Zeit gesund zu werden – körperlich und seelisch.
Das war ein Geschenk des Himmels! Wer hat in dieser hektischen Welt schon das Glück, ohne schlechtes Gewissen so viel Zeit für sich selbst zu finden? Und dabei noch von Menschen, die einem teuer sind, verwöhnt zu werden...
Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.
Nun nähert sich die Zeit des Aufstehens. Ich darf meine Knie langsam wieder belasten. Wohin mich meine realen Schritte führen werden, ist klar. Wir wollen bald umziehen. Uns schrittweise wieder der vor Jahren verlassenen Heimat nähern.
Die geistigen Wege dagegen zeichnen sich erst schemenhaft ab. Die gleißende Helligkeit am Ausgang des langen dunklen Tunnels blendet meine Augen. Sie verspricht aber auch eine Vielfalt von Möglichkeiten.
Meine Träume sagten mir, dass mein Bauch schon weiß, wohin der Weg mich führt. Der Kopf versteht die Aussagen bisher nur andeutungsweise. Aber er bemüht sich, tiefer einzutauchen...
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Wie haben wir gekämpft, um uns die ehemals fremde Umgebung zur Heimat werden zu lassen! Wir haben aus- und umgebaut. Wir haben Blumen und einen Baum gepflanzt. Ich habe eine neue Sprache gelernt und versucht, die Mentalität der hier beheimateten, mir fremden Menschen zu verstehen. Wir haben keinen Gedanken daran verschwendet, dass alles nur eine Episode in unserem Leben sein könnte.
Doch das Schicksal will es anders. Zum Glück haben wir gute Ohren. Wir hörten den Ruf der Zukunft! Wir fanden eine Möglichkeit, all das Schwere, Dunkle, Unverständliche, das zur Verzweiflung treibende abzuschütteln. Das gemeinsame Tragen der Last hat uns stark gemacht. Stark füreinander. Stark miteinander. Stark zu neuem Aufbruch.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden.
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz: nimm Abschied und gesunde!
Morgen muss ich nun Abschied von drei Wochen Faulheit nehmen. Es rufen der Alltag und die damit verbundenen Pflichten. Es ruft körperliche Aktivität. Nach der Abstinenz der letzten drei Wochen freue ich mich schon drauf, wieder Treppensteigen zu dürfen. Neuen Zielen entgegen zu wandern...
Die Weisheit „Ohne Abschied kein Neuanfang“ hat mich schon vor Jahren beschäftigt. Inzwischen weiß ich, dass sie sich nicht nur auf Menschen und Orte bezieht. Ich weiß aber auch, dass der Abschied - mit Verstand angegangen – oft weniger schmerzt, als wir uns vorstellen.
Hoffentlich werden unsere Herzen auch künftig den Ruf des Lebens hören.
29.04.2007 gst