Subobscurus, der Dunkle (gelöscht)

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Hallo Herr Kalk,

du hast einen guten Stil, die Idee ist auch irgendwie nicht schlecht, aber irgendwas funkt da bei mir nicht. Wahrscheinlich weil die Hauptfigur und die Intentionen etwas platt gezeichnet sind - dass irgendwer sterben muss, weil mal aufgeräumt werden muss ist einfach blöd, genauer kann ich es nicht sagen.
Trotzdem ist die Geschichte in sich natürlich kohärent, wie man so schön sagt, aber sie würde für mich erst gut, wenn die Figuren einen ernsteren Hintergrund erführen, dadurch echte Spannung aufgebaut würde und man dann am Ende wirklich verblüfft wäre, wenn der "Dämon" sich im Spiegel sieht. So, wie die Geschichte jetzt ist, sind die Figuren ziemlich unglaubwürdig und für eine schräge Verarsche einer Horrorgeschichte reicht es auch nicht.

Aber wie gesagt, dein Stil ist gut, und die Geschichte ist hinreichend unterhaltsam.

Mit freundl. Grüssen, Marcus
 

HerbertKalk

Mitglied
Ich würde sagen, du hast einfach noch nicht alles entdeckt! ;D Die "platte" Intention ist ja nur die Oberfläche dessen, was sich da eigentlich abspielt.
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Herbert,

deine Geschichte hinterlässt mich etwas unzufrieden. Zum Teil liegt es an der - wie Marcus bereits schrieb - schwachen Figurenzeichnung, aber auch am etwas halbgaren Plot, der ganz anregende Details über den Vater enthält, aber nicht näher darauf eingeht. Wie etwa die im Arbeitszimmer herum hängenden Pinguine. Du verpulverst da ein paar Geistesblitze, scheint mir. Man überliest so etwas schnell, was ein wenig Beleuchtung in die Vater/Sohn-Konstellation bringen könnte.
Die Beschreibung der Szenerie im Keller gefällt mir.

Grüße von Charmaine
 
Hallo Herb,

nur, damit wir uns über den Inhalt einig sind: ein Typ wird von seiner Freundin genötigt, das Haus aufzuräumen, er findet ein Medaillon, erfährt etwas über den Subobscurus und wird am Ende von seiner Freundin in den Kopf geschossen - der letzte Absatz gibt dann einen Hinweis darauf, dass die Geschichte "in Wirklichkeit" ganz anders abgelaufen ist, als wir es durch den Erzähler erfahren. Wie gesagt, dieses Grundkonstrukt ist Ok, und wenn man mich jetzt fragen würde, na was ist denn in Wirklichkeit passiert, würde ich sagen, da würde mir schon so einiges einfallen, aber leider bleibt mir vom Inhalt der Geschichte nicht genug in Erinnerung, dass ich eindeutige Querverweise heranziehen könnte, um zu sagen, da geschah das und dort dies. Ich versteh schon, was du andeuten willst, und du haust es dem Leser ja mit dem letzten Absatz auch quasi um die Ohren, aber mir reicht das nicht. Ich glaube, was da vonnöten wäre, wären detailgenaue Beschreibungen und Dialoge, die sich erst so und schließlich ganz anders lesen lassen.
Wie gesagt, Idee und Stil sind gut aber die Umsetzung ist mir nicht raffiniert genug, als dass sie der doch recht anspruchsvollen Idee(die natürlich nicht neu ist) gerecht werden könnte. Die Geschichte könnte hinreichend in Ordnung sein, wenn der letzte Absatz nicht so überkonstruierte Verwirrung stiften wollte - manchmal ist ja weniger mehr - dann noch jede Menge Textarbeit, um dem Text seine Beiläufigkeit zu nehmen und es wäre eine kleine, gute Horrorgeschichte.

Ich freu mich auf anderes,
Grüsse, Marcus
 

HerbertKalk

Mitglied
Die Sache is halt auch die: Ich hab die Geschichte geschrieben, da war ich gerade mal 10, 11 Jahre alt. Ich hab jetzt nur die Fehler verbessert und den einen oder anderen Satz umgestellt, dafür aber auch vieles zu Gunsten des Leseflusses gelöscht.
Mir war beim Überarbeiten schon klar, dass Sven nicht böse genug ist, um so eine Strafe zu verdienen. Aber böser konnt ich ihn nicht machen. Dann wären die ganzen Witze rausgefallen, und die fand ich auch irgendwie bezeichnend für die Story.
Diese Querverweise hab ich meiner Meinung nach drin. Zum Beispiel, als der Subobscurus Bea würgt und sie ihn nur aus überdrehten Augen anstarrt und sich fragt: "Sven!?"
Die Idee war dahingehend: Ich wollte sein Über-Ich von seinem Es trennen. Die ganze Zeit ist er Ich. Dann kommt das Medaillon ins Spiel, er interessiert sich für Wissenschaft, räumt auf, ab dem Moment ist er nur Über-Ich, während sein fettes, sexgieriges Es (Ich wollte eigentlich noch einen Satz einbaun, in dem der dicke, erregierte Penis des Ungetüms erwähnt wird, aber ich habe keinen Platz gefunden ...) erst im Keller, im Unterbewusstsein sozusagen, in Erscheinung tritt. Gegen das seine gespaltene Persönlichkeit dann kämpft. Zu böse darf er also auch nicht sein. Aber es wird ja angedeutet: Er kommt heim, bettelt um Sex, und ist auch sonst ziemlich egoistisch.
Dass man die Personen nicht wirklich kennenlernt, das stimmt schon irgendwie. Aber wenn ich das ändern wollen würde, müsste ich alles neu schreiben, und das will ich einer so alten Geschichte eigentlich nicht antun.
Aber meinst du, wenn ich die letzten "verwirrenden" Absätze streichen würde, dass die Geschichte dann besser wäre?
Ich finde übrigens nicht, dass die Geschichte sooo schlecht ist, wie sie hier bewertet wird. Find ich ein bisschen übertrieben. Kommt eher rüber wie: Mir hat jemand ne schlechte Bewertung verpasst, jetzt geh ich hin und geb wem anders auch eine. Wenn sogar zugegeben wird, dass die Geschichte gute Stellen hat und bla bla bla, und wenn nur diese eine Sache nicht wäre, aber das zieht sie doch nicht gleich dermaßen runter!?
 

Charmaine

Mitglied
der letzte Absatz gibt dann einen Hinweis darauf, dass die Geschichte "in Wirklichkeit" ganz anders abgelaufen ist, als wir es durch den Erzähler erfahren.
Den letzten Absatz las ich als Fehlinterpretation des Geschehens durch Außenstehende.

Die Idee war dahingehend: Ich wollte sein Über-Ich von seinem Es trennen. Die ganze Zeit ist er Ich. Dann kommt das Medaillon ins Spiel, er interessiert sich für Wissenschaft, räumt auf, ab dem Moment ist er nur Über-Ich, während sein fettes, sexgieriges Es (Ich wollte eigentlich noch einen Satz einbaun, in dem der dicke, erregierte Penis des Ungetüms erwähnt wird, aber ich habe keinen Platz gefunden ...) erst im Keller, im Unterbewusstsein sozusagen, in Erscheinung tritt.
Ehrlich gesagt kann ich der Zeichnung des Sven dieses Auseinanderfallen der Persönlichkeit nicht entnehmen. Es ist wohl eher so, dass er eine Entwicklung dahingehend macht, den Verlust seiner Verlobten Bea abzuwenden. Doch ist es mehr eine Steigerung vom Kniefall in der Vorgeschichte zum Kampf gegen den Subobscurus. Seine Beunruhigung veranlasst ihn, sich mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und ein Magazin zu lesen, anstatt wie gewohnt in die Kneipe zu gehen. Da deutet sich die Kriris schon gut an. Was du in dem von mir Zitierten schreibst, ist was in Charakteren in solchen Situationen ohnehin geschieht: In der Gefahrensituation tritt die von Angst gesteuerte Triebpersönlichkeit in den Vordergrund, in der das vom Gewissen gesteuerte Über-Ich ausgeschaltet wird und der Verstand sucht nach Erklärungen (das Lesen der Magazine) für die wahrgenommene Gefahr, die im Keller lauert.

Ich finde übrigens nicht, dass die Geschichte sooo schlecht ist, wie sie hier bewertet wird. Find ich ein bisschen übertrieben.
Es passiert hier doch keine Abwertung deiner Geschichte, sondern die Auseinandersetzung bestätigt gerade das Interesse daran.

Mit Grüßen von Charmaine
 

HerbertKalk

Mitglied
Ja, stimmt eigentlich schon.
Wegen dem "schlecht" - ich gehe davon aus, da sich der Balken bei "Ich halte diese Geschichte für unterdurchschnittlich." eingependelt hat.
 

FrankK

Mitglied
Hallo HerbertKalk

Stilistisch:
Eine nicht unsympatische Erzähl- und Ausdrucksweise, die Du mit dieser Geschichte an den Tag legst. Vereinzelt ein wenig kompliziert, vereinzelt sinngemäße Dopplungen.

Inhalt:
Für meinen Geschmack etwas zu lang gezogen. Das erste Drittel geht faktisch nur ums aufräumen.
Der Gesamtinhalt wurde von Marcus schon recht gut zusammengefasst. Was er in einem Satz sagte:
Ein Typ wird von seiner Freundin genötigt, das Haus aufzuräumen ...
Dafür benötigst Du fast die Hälfte des Textes.
Im zweiten Drittel wird das Schlussszenario konstruiert und eingeleitet: Sven berührt das Amulett. Das hier etwas entscheidendes passiert, geht unter.
Im letzen Drittel (nach der Aufräumpause wegen des Gestanks) wird es etwas verwirrend. Scheinbar unmotiviert gibt es Änderungen in Svens Verhaltensmustern, soweit man ihn überhaupt kennengelernt hatte. Auch hier wird es nicht wirklich deutlich, dass zuvor etwas geschehen war.
Der Schlussabsatz trägt eher zur Verwirrung noch dabei.

Charactere:
Blass und farblos, wenig anregend und nicht in der Lage, mich als Leser anzusprechen. Überwiegend Anonym, von keinem der beiden kann ich mir auch nur ein blasses Bild machen.
Beatrix scheint als Putzteufel und Hausfrau ihre Lebenserfüllung gefunden haben.
Sven sollte der typische Pascha sein. Aber auch da passt sein Egoismus nicht richtig in die vorgezeichnete Schublade.
Er kommt betrunken nach Hause und bettelt um Sex. Er wirft sich ihr vor die Füsse, als sie so tut, als wolle sie gehen. Dies lässt ihn Schwach erscheinen, steht also im Gegensatz zu seinem (heldenhaften) Verhalten vom Schluß.

Logik:
Umfangreich erzählst Du dem Leser, wie sehr es Beatrix stört, wie sehr sie unter Svens Verhalten "leidet". Du schilderst relativ emotionslos den Druck, unter dem Bea steht. Und dann, plötzlich:
Natürlich war ihre Aktion nur Show gewesen, eine Finte ...
...
Na ja, er war ja auch ganz süß.
Ehrlich, erst hielt ich Sven für ein A...loch, danach glaubte ich, Bea ist ja wohl auch eine blöde Kuh.
Okay, dachte ich, so eine Beziehung ist ja schon fast Horror genug.

Der Subobscurus, der Richterdämon, gibt mir auch Rätsel auf.
Ein richtiger, also einfach nur fieser Dämon, braucht keine fadenscheinige Begründung um seine Taten zu rechtfertigen. Er hätte (wie durch das Würgen angedeutet) auch vor Bea nicht haltgemacht. Ein Dämon, der durch irgendwelche Intentionen geleitet wird, hätte allerdings keinen Grund gehabt, Bea anzugreifen. Ein Dämon, der durch einen Fluch an eine bestimmte Verhaltensweise gebunden ist (Rache an Sven für Was-Auch-Immer) kümmert sich gar nicht um Bea.


Verständnis für Deine Kommentare:
Ich hab die Geschichte geschrieben, da war ich gerade mal 10, 11 Jahre alt. Ich hab jetzt nur die Fehler verbessert und den einen oder anderen Satz umgestellt ...
Alle Achtung, wenn Du mit 10/11 Jahren schon so geschrieben hast, ist Deine Ausdrucksweise wirklich beachtlich.

Aber böser konnt ich ihn nicht machen. Dann wären die ganzen Witze rausgefallen, und die fand ich auch irgendwie bezeichnend für die Story.
Ein Character in Deiner Geschichte ist so Böse und gleichzeitig so Witzig wie Du ihn uns Lesern gegenüber darstellst, solange er seinem Character treubleibt.
Natürlich hast Du selbst eine andere Sicht auf diese Story, aber genau das ist das Problem. Du "kennst" Sven, Du weißt wie er tickt, Du kennst seine Stärken und Schwächen. Wir Leser kennen nur das von ihm, was Du uns erzählst.

Diese Querverweise hab ich meiner Meinung nach drin. Zum Beispiel, als der Subobscurus Bea würgt und sie ihn nur aus überdrehten Augen anstarrt und sich fragt: "Sven!?"
In der Story "haucht" sie den Namen "voller unglauben".
Das ist, neben dem
Andererseits: Aus irgendeinem Grund interessierte er sich plötzlich für Archäologie und antike Schmiedekunst. Woher kam sein plötzliches Interesse?
der einzige Hinweis auf eine Veränderung, die mit Sven vorgegangen ist.
Hand aufs Herz, ich "kannte" Sven gar nicht gut genug, um diese Hinweise zu bemerken. Ausserdem hat er sich von Beginn der Story an dauernd gewandelt.

Detailierte Lösungsansätze kann ich Dir leider nicht bieten ausser:
- Den Anfang stark kürzen
- Sven und Bea deutlicher charakterisieren
- Svens Wandlung nach dem Kontakt verdeutlichen

Und den letzten Absatz ersatzlos streichen, der wird dann nämlich Überflüssig.


Sei mir bitte nicht böse, ich wiederhole mich gerne:
Eine nicht unsympatische Erzähl- und Ausdrucksweise.

Inaltlich täte dem Text aber eine massive Überarbeitung gut.


Viele vorweihnachtliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

FrankK

Mitglied
Nachtrag
Hallo HerbertKalk

Habe gerade erst Deinen letzten Kommentar bezüglich der Wertung bemerkt:
Wie ich bereits ausführlich zu erklären versuchte, glaube ich, dass dieser Text einer deutlichen Überarbeitung bedarf.
Dies entspricht Drei Punkten.

Ich betone hiermit ausdrücklich, dass ich mich bemühe, einem Text ohne Vorbehalt über die Person des Verfassers zu nähern.

Alle Hinweise und Anmerkungen, die ich zu einem Text hinterlasse, beziehen sich auf mein persönliches Empfinden gegenüber dem Text.

Ich versuche stets, eine Bewertung nicht ohne einen Kommentar abzugeben.

Motiviert und inspiriert durch Deinen Schreibstil schaue ich mir gerne noch weitere Texte von Dir an.
(Das soll keine Drohung sein)


Viele vorweihnachtliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

HerbertKalk

Mitglied
Ja, stimmt, ihr habt recht, ich werde mich - auch nach 8 Stunden Korrektur, ich glaube, danach kann man gar nicht mehr objektiv sein - noch einmal ransetzen. Danach ist zwar wahrscheinlich gar nichts mehr wie einst geschrieben, aber dann kommt der Text vielleicht besser an.
 
Naja, Herbert,
lieber eine schlechte als gar keine Bewertung, denk ich mir. Vielleicht ist ja die 3 ein wenig hart, aber jedem muss die Möglichkeit offenstehen, nach seinem Geschmack ehrlich zu urteilen, und was nutzt dir eine Sieben, wenn sie in Wirklichkeit eine Zwei ist?

Dass du den Urtext mit zehn geschrieben hast, ist cool. Hättest du ihn auch mit zehn eingestellt, wärst du mit Lobhudeleien überschüttet worden. Aber jetzt bist du doch keine Zehn mehr, oder? Es ist immer schwer, mit einem alten Text zu kommen, da muss man mit rechnen, dass sich die Zeiten geändert haben, und etwas was noch gestern strange war, heute schon öde ist. Also darf man mit einem Text nie zu lange warten, sonst ist er Geschichte. Und nicht zu vergessen, dass man sich selbst ja ständig weiter entwickelt.
Was diesen Text hier angeht, würd ich sagen, er wäre besser, wenn der letzte Absatz fehlte, aber er wird dadurch nicht herausragend. Du hast schon recht, du müsstest ihn neu schreiben, aber ehrlich, wozu? Jede Geschichte hat ihre Zeit, also schreib eine Neue. Dein anderer Text war doch gar nicht schlecht - mal abgesehen von dem ganzen Warum - begib dich wieder auf die Reise und lass die alten Strände hinter dir. Such dir einen Sturm und ein neues Schiff. Ich denke, du wirst schon hohe Wellen finden.

Also Grüße und lass dich nicht scheu machen,
Marcus
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und es ist doch schön, wenn man eine Geschichte hat, der Potential bescheinigt wird und die man noch veredeln kann.
 
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