Suleika an Harun

5,00 Stern(e) 4 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Suleika an Harun

Wo ein Rinnsal strömt,
brichst du als ein Quell aus den Bergen.
Wo ein Funke glüht,
wirst du ein Feuer entfachen.
Die Sonne bekleidet dich
und der Zephir
streift zärtlich durch dein Haar.

Wollte ich dir gemeinsam sein
eine Wegstrecke lang,
würdest du mich gleich einer Taube
in die Luft werfen
und erwarten,
dass du eine Fee wieder auffängst.
Wie sollte das gelingen?
Der Tau steigt gen Himmel
und wird als Wasser wiederkehren.
Aus der Ferne will ich den jungen Löwen
betrachten
und seine Taten in mein Herz ritzen.
 
D

Denschie

Gast
hallo vera-lena,

ich kommentiere jetzt mal so, wie ich das gedicht verstehe,
wenn es auch sein kann, dass es eine geschichte hat, die
ich leider nicht kenne.

ich lese es als den wehmütig-bewundernden, aber auch
stolzen ausruf einer frau, die sich dem mann, den sie liebt,
nicht gewachsen fühlt. irgendwie meint sie sich von ihm
überfordert, kann (und will, vielleicht) ihm nicht folgen.
er ist zu schnell, zu stark, wahrscheinlich auf unvernünftige
weise mutig. und doch schätzt sie ihn, will den kontakt zu
ihm nicht verlieren, ihn nicht aufgeben.

und darum tut sie etwas furchtbar mutiges, etwas, das sie
ebenbürtig macht, aber auf leise weise, eher nach innen
gerichtet: sie ritzt seine taten in ihr herz.

hm, das klingt wie eine nacherzählung, aber ich bin so
mitgerissen von deinen zeilen, die mir eine ganze geschichte
erzählen. dazu in einer sprache, die ich sehr mag, weil
sie so östlich klingt.

ich finde es rundherum gelungen.
viele grüße,
denschie

ps.: erinnert mich an "damals in damaskus"!
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Denschie,

dieses ist keine Nacherzählung. Die Namen mögen Dir bekannt vorkommen aus Tausensundeiner Nacht. Aber es hat in Persien natürlich mehrere Personen gegeben, die Suleika und Harun hießen. So habe ich mir die Namen ausgeborgt, um eine Geschichte zu erzählen, die Du vollkommen nach meiner eigenen Vorstellung interpretiert hast.
Ja, ich wollte erzählen von einer Frau, die auf ihre Weise den Kontakt zu dem bewunderten Mann aufrecht erhält.

Bei den Orientalen waren nicht nur die Männer mutige Krieger vor 1500 Jahren. Auch Aischa, die Lieblingsfrau Mohammeds wurde von ihrem Vater gerügt, weil sie ihrem Mann, nämlich dem Propheten, zu widersprechen gewohnt war. Aber sie ließ sich nicht davon abbringen.

Ich hatte wieder einmal Lust auf diese schöne Sprache des Orients, die auch ich sehr liebe.

Danke für Deine Antwort!
Dir noch einen schönen Abend!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
Oben Unten