Tannengedanken

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Walther

Mitglied
Tannengedanken


Dort draußen in der weißen Weite,
Die heimlich uns Frau Holle schneite,
Steht grün ein kleiner Tannenbaum.
Er steht geduckt, man sieht ihn kaum.

Auf seiner Spitze glitzert hell
Ein Lichterstern. Die Kaltmamsell
Hat ihre Hände ausgestreckt
Und leis die Landschaft zugedeckt.

Der Himmel blaut. Ein Sonnenstrahl
Bestreicht das schön geschwungne Tal.
Er zeichnet Schatten glatt und schwarz.
Aus einem Astloch sickert Harz.

Die kleine Tanne steht und denkt:
Wem werde ich zum Schmuck geschenkt?
Ich bliebe doch viel lieber stehn,
Um weiter in das Land zu sehn,

Das um mich sanft und lautlos liegt,
So schneebedeckt und weiß umschmiegt.
Da setzt auf sie sich eine Meise
Und pfeift ganz fröhlich ihre Weise.
 
Der Traum deiner kleinen Tanne

Einmal möcht' sie doch im Leben
vielen Menschen Freude geben.
Ja, es ist ihr Lebenstraum,
zu stehen da als Weihnachtsbaum.

Geschmückt mit sehr viel Silber, Gold,
das hat sie immer schon gewollt.
Wenn Kinder glücklich vor ihr steh'n,
ach ja, das wäre wunderschön.

Sie wollte wirklich Freude geben
und zahlt' den Traum mit ihrem Leben.
Denn bald ist sie nur ein Gerippe,
ungeschmückt kommt sie zur Kippe.
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

fein gedichtet. ;)

Die meine kleine ist prosaisch.
Sie liebt es gerne ganz archaisch
und stünde so ein Leben lang
frei in der Landschaft mittenmang,

Wenn man sie ließe, wie sie wollte.
Auch als der Bauer sie dann holte,
Blieb sie ganz traurig, hing die Äste,
Als still ihr Harz den Boden näßte.

Jetzt steht sie flittervoll im Zimmer,
Versteht von Weihnacht keinen Schimmer,
Stirbt leise ihren Tannentod.
Die Menschen finden das kommod.

LG W.
 
Lieber Walter,
manche Tanne würde gern auf den kurzen Rausch in Silber und Gold verzichten und im Walde bleiben.

Tännchen wollt im Walde stehn,
wollte nie von dannen gehn.
Als sie sieht die Menschen, dann
fängt sie sehr zu zittern an.

Schnell sie ein Gebet nun spricht,
Menschen hörn es leider nicht.
Gott, der konnte sie verstehn,
ließ das Beil vorüber gehn'

Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest
und einen sicheren Rutsch ins Neue Jahr.
Marie-Luise.
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

es gibt eben doch Menschen, die können mit dieser Art Gedicht nix anfangen. Selbst schuld! :D

Danke für Deine Reime und Frohes Fest!

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
wie süüüüüüüß... ein Herz für Tannebäume!! Grüner Daumen hoch! :) Ganz toll auch die "Kaltmamsell", schöner Ausdruck!

Weihnachtliche Grüße,

Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. Flammarion,

vielen Dank für das Kompliment. Es hat mich sehr gefreut. :)

LG W.

Lb. Rhea_Gift,

danke für Deinen freundlichen Eintrag. "Kindergedichte" sind Geschmacksache, ich weiß. Aber schön, wenn so ein Reimwerk dann doch positive Beachtung findet!

Ebenso Frohe Festtage!

LG W.
 
M

Marlene M.

Gast
jeder hat sein Schicksal , lieber Walter und das lese ich aus diesen Zeilen.
Ich persönlich, die mit großen Tannenwäldern aufgewachsn ist,
hatte immer Respekt und Achtung vor den stolzen hohen Tannen.
Immer empfand ich es eher als Schmach als denn als Glück für sie als Weihnachtsbaum zu enden.
Daher gebe ich deinem gut gereimen Tannengedicht eine 9.
Schmunzler von Marlene
 

Tante Oma

Mitglied
Hallo Walther!

Dein Gedicht gefällt mir, es ist sehr gut geschrieben!

Aber persönlich tun mir jedes Jahr die Bäume leid,
die zu Weihnachten abgeholzt werden und nur für ein paar Tage
in den Wohnungen der Menschen stehen.
Ja, ich weiß, sie werden extra dafür gezüchtet.
Aber trotzdem gefallen sie mir in der Natur viel besser!

Herzliche Grüße
Tante Oma
 

Walther

Mitglied
Lb. Marlene,

vielen Dank für Deinen feinsinnigen Kommentar. In der Tat könnte man dieses Gedicht als Parabel verstehen.

LG W.

Lb. Tante Oma,

Texte dieser Art sind immer grenzwertig in dem Sinne, als daß man sie als reinen Kitsch verstehen könnte. Wobei guter Kitsch echte Kunst ist, wohlgemerkt.

Mir gefallen Tannen im Wald auch besser als im Wohnzimmer. Ich oute mich aber auch als Familienweihnachtstannenbaumschmückungsverantwortlicher. Soviel Ehrlichkeit muß sein. ;)

LG W.
 

Tante Oma

Mitglied
Hallo Walther!

Als Kitsch würde ich Deinen Text nicht bezeichnen, im Gegenteil,
er ist sehr gut geschrieben und macht auch Sinn.
Schön, dass Du der Familienweihnachtstannenbaumschmückungsverantwortliche zu Hause bist!
Finde ich super!

Alles Liebe
Tante Oma
 

Walther

Mitglied
Lb. Tante Oma,

sonst stehen die Kerle an Weihnachten nur im Weg rum (Küche!!!) und geben blöde Kommentare ab. Als Familientannenbaumschmückungsbeauftragter rennt man zwischen Keller und Wohnzimmer hin und her und räumt die Weihnachtsschmuckslagerware erst voll zum Baum und dann leer wieder zurück in den Keller. Nach dem 06.01. des Folgejahres passiert dat Janze nochma, diesmal aber umgekehrt (leeres Geraffel hoch, volles wieder runter - Keller selbstredend). :D

LG W.
 

Tante Oma

Mitglied
Ich habe gedacht, dass Du als Familientannenbaumschmückungsbeauftragter auch den
Tannenbaum schmückst und später wieder abräumst!
Das gehört doch auch dazu, nicht nur die Sachen herräumen und wieder wegräumen.

Liebe Grüße
Tante Oma
 



 
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