Tanz

Tanz (aus meinem Poem \"Ölbaum\")

Meerblick unendliche Zeit,
vor Tausenden Jahren
nicht anders als heut’.
Welle um Welle von fernen Gestaden.
Ist\'s Rhythmus des Lebens
und Takt auch der Welt.

Es tanzen die Wasser
im Welt-Ozean .
Es tanzen die Wasser
im See hinterm Wald.
Und rühre im Glase
ich Wasser im Kreise,
so tanzen die Tropfen
wie die Gischt an dem Fels.

Das Boot dort,
geschüttelt vom Sturme,
es fügt sich dem Tanze
der Wellen im Chaos.
Es schwingt auf und ab,
nicht Gleichmaß ist Maß.
In Kreuz und in Quer
wirft dem Sturm sich entgegen
ein jeder Matrose an Bord.

Ist\'s Tanz der Gewalt,
ein Tanz mächt’ger Kraft.
Nicht selbst ist der Tanz,
wenn Matrosen sich retten
aus der Herrschaft des Sturms.
Ein Tanz fremder Macht,
Natur tobt ihr’n Reigen,
den müssen sie leben.

Kommen Wellen ans Ufer,
neu formt sich der Tanz.
Schlagen die Wellen
den Felsen sehr hart,
so bricht sich das Wasser.
Myriaden von Tropfen
sind eine Lust.
Zerfallen die Wellen
und einen sich Tropfen,
als fassten einander
sich Hand fest an Hand,
so tanzt sich das Wasser
im farbigen Spiel.

Rot, orange,
und gelb und grün,
bis blau, violett,
so bilden die Farben
die Einheit im Tanze.
Die Tropfen, sie tanzen
in der Gischt dort am Fels.
Aus Chaos wird Schönheit.

Jetzt stehen wir beide,
an dem Fels dort geeint.
Die Wellen, sie rollen heran.
Ist\'s pausenlos, unzählbar,
im gleichen Takte und Takt.
Doch sprühen die Tropfen
am Fels wie die Glut,
wie Lava, die heiße,
im Wasser verdampft,
und Nebel sich bildet,
die Farben im Tanz.

Wir sehen die Welt,
in Grau und in Bunt.
Das Grau ist ein Tanz,
das Bunt ist ein Tanz,
die Welt ist ein Tanz,
und wir mitten drin.​
 



 
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